Neulich beim Frühstück

Wie das Leben am Morgen beim Frühstück so spielt!



Neulich beim Frühstück

Wie jeden Morgen bereite ich für meine Frau das Frühstück vor. Und so auch an diesem besagten Tag. Neben dem täglichen Jogurt und Müesli, gibt es natürlich auch einen Kaffee.

Ich schalte also die Kaffeemaschine ein, nehme 2 Tassen aus dem Schrank, stelle Milch und Zucker auf den Tisch und dazu noch 2 Kaffeelöffel. So wie es sich gehört. Doch als ich eine Tasse unter die Kaffeemaschine stellen will, hat diese etwas dagegen. Sie, also die Kaffeemaschine will keinen Kaffee machen. Nicht bevor ich den Kaffeesatzbehälter geleert habe. Das ist wieder einmal typisch, murmelte ich vor mich hin.

«Was ist typisch?», wollte meine Frau wissen, die gerade in die Küche kam.

«Das ist typisch», sagte ich und zeigte auf die Kaffeemaschine. «Jedes Mal, wenn ich einen Kaffee machen will, reklamiert sie. Heute ist es der Kaffeesatzbehälter, der geleert werden will, morgen fehlt ihr Wasser und übermorgen will sie, dass ich, bevor ich einen Kaffee machen kann, die Restwasserschale leere. Dann fehlen ihr auch noch Kaffeebohnen. Und manchmal kommt alles zusammen.»
«Ja, das verstehe ich ja, aber was ist typisch daran?»
«Typisch daran ist, dass die Kaffeemaschine weiblich ist, und das ist auch der Grund, weshalb sie auch immer etwas zu meckern hat.» Noch bevor ich diesen Satz zu Ende gesprochen hatte, wusste ich, dass da noch etwas nachkommen muss. Doch meine Frau sagte nur «Aha!». Glück gehabt, dachte ich mir.

Gemütlich assen wir das Frühstück und tranken unseren Kaffee, als sie plötzlich fragte: «Warum ist eine Kaffeemaschine eigentlich weiblich.»
«Na hör mal», erwiderte ich, «es heisst doch schliesslich die Kaffeemaschine, und das ist die weibliche Form.»
«Und das genügt dir, um daraus eine Affäre zu machen?»
«Was für eine Affäre? Das ist lediglich eine Feststellung.»  
«Soso», meinte sie. «Und im Übrigen ist das keine Kaffeemaschine, sondern ein Kaffeeautomat.»
Und was ändert sich daran?», wollte ich wissen.
«Alles, DER KAFFEAUTOMAT, das ist die männliche Form.»

Au wei. Da hatte sie recht. Ich musste mich irgendwie herausreden. «Das sind doch nur Spitzfindigkeiten und Details, die überhaupt nichts damit zu tun haben.»

«So, Spitzfindigkeiten. Und was ist mit dem Waschautomaten oder dem Staubsauger? Der Kühlschrank, der Kochherd, der Backofen? Wenn ich mich nicht täusche, ist das alles in der männlichen Form. Und wieso soll der Kaffeeautomat oder die Kaffeemaschine, wie du es zu nennen pflegst, plötzlich weiblich sein?»
Nun sass ich endgültig in der Tinte. Was soll man da noch erwidern. Ich musste mich geschlagen geben. Eine kleine, unbedachte Bemerkung am frühen Morgen und schon schmeckt der Kaffee nicht mehr.

«Ich mache dir einen Vorschlag», meinte sie.
«Da bin ich mal gespannt.»
«Es ist doch ganz einfach. Wenn du der Meinung bist, unsere Kaffeemaschine sei weiblich, dann behandle sie auch so. Pflege sie, streichle sie, sei lieb zu ihr, schaue, dass es ihr gut geht. Bereite sie schon am Abend für das Frühstück vor. Wenn du die Kaffeemaschine genauso gut behandelst, wenn du genau so lieb zu ihr bist, wir zu mir, sehe ich keine Probleme.» Punkt.

Seiher versuche ich die Moral dieses Gesprächs zu ergründen. Doch ich finde sie einfach nicht. Vielleicht ist dies nach 35 Ehejahren auch nicht mehr notwendig. Wie auch immer, der Kaffee schmeckt, und das ist die Hauptsache.