New Glarus und dessen Architektur

Im Güterschuppen – zum Kunsthaus Glarus gehörend und unweit des stattlichen Bahnhofs gelegen – wird im Moment eine Ausstellung gezeigt, die sich mit der Architektur dieses nordamerikanischen Ortes befasst. «Swissness Applied» lautet der Titel und ist gemäss Auskündigung eine «transkulturelle Analyse von New Glarus».



(Bilder: pmeier)
(Bilder: pmeier)

Diese Gemeinde in Wisconsin (USA) wurde anno 1845 von Schweizer Siedlern gegründet. Heute ist New Glarus ein beliebtes Reiseziel. Der wirtschaftliche Wandel Ende der Fünfzigerjahre brachte es unter anderem mit sich, dass vor beinahe 70 Jahren einige Geschäftsleute beschlossen, ihre Gebäulichkeiten zu renovieren, um eine gewisse «Swissness» wieder aufleben zu lassen. Seit 1999 ist die Architekturthematik in der Bauordnung der Gemeinde geregelt. So ist ersichtlich, dass eine gewisse Verbindung zur Schweiz hergestellt worden ist. Mit der Vielseitigkeit der in verschiedensten Gegenden unseres Landes erstellten Chalets befasst sich diese durchaus sehenswerte und sorgsam konzipierte Wanderausstellung.

Erstmals sei das Ausstellungsgut an der Schule für Architektur in Milwaukee gezeigt worden. Die Präsentation in «Old Glarus», damit der erwiesenermassen kleinsten Hauptstadt unseres Landes, schloss mit der Vernissage vom 21. September an. Es ist alles anzutreffen, was zu einem veritablen Chalet eben so gehört. Verdeutlicht wird das mittels Fotos, Plänen, Zeichnungen und Modellen, dies in einer bemerkenswerten Vielzahl. Die in ihrer Art einmalig wechselvolle Präsentation ist bis zum 10. November an den Wochenenden geöffnet.

Eine in ihrer Art einzigartige Tradition bleibt dank dieser spürbar liebevoll auskomponierten Vielfalt der Nachwelt erhalten. Staunen und Schmunzeln sind durchaus angebracht, wenn man sich den zahlreichen Details an den Gebäulichkeiten zu widmen beginnt. Es sind die Fassaden, die Balkone, die äussere Form des gesamten Gebäudes, die Sprossenfenster, die zuweilen bieder anmutende Einfachheit und Verspieltheit, der Hang zu vielleicht leicht Kitschigem, zu überreich angebrachten Details. Mit ganz viel Sachverstand und Einfühlungsvermögen haben sich Planer, Kenner und Könner, finanzierungswillige Liebhaber des erhaltenswerten Brauchtums fürs Realisieren und durchaus willkommene Bewahren nachhaltig eingesetzt.

Und mit dem Besuch der Ausstellung hat man Gewähr, sich in die Vielfalt von Gefühlen einzuleben, das in sich zu wecken, was vielleicht irgendwo schlummert und geweckt sein will.

Und wenn in absehbarer Zeit Reisewillige dem von rund 2000 Personen bewohnten New Glarus in Nordamerika einen Besuch abzustatten gedenken, werden sie mit Sicherheit wieder auf Chalets treffen und feststellen, dass Bauvorschriften anderswo zuweilen den unsrigen nicht unähnlich sind – wenn es beispielsweise um diese Form von Nachbauten geht.