«Nicht nur verordnen, damit man verordnet hat»

Heute wurde Hans-Jörg Marti zum Landratspräsidenten gewählt. In Vorfeld stellte er sich und seine Ziele im kommenden Jahr vor.



(Bild: ehuber)
(Bild: ehuber)

glarus24: Corona und die Landratssitzung im «Schützenhaus»; fanden Sie trotz beruflichem Engagement noch die Zeit, sich mit der bevorstehenden Wahl zum Landratspräsident zu beschäftigen und entsprechend vorzubereiten?

HJM: Im Moment erfordert die wirtschaftliche Situation von allen alles ab und das berufliche Engagement ist in den letzten Monaten stark angestiegen. Nichtsdestotrotz gibt es ja neben der Arbeit noch ein paar Stunden Freizeit und die Nacht, da lässt sich viel und vor allem in Ruhe erledigen.

glarus24: Was sind Ihre primären Ziele für die kommende Amtszeit? Was können Sie als Unternehmer gegebenenfalls in die Leitung der Landratssitzung mitnehmen und einbringen?

HJM: In erster Linie gilt es die anstehenden Vorlagen gesetztes- und ordnungskonform abzuwickeln. Als Unternehmer bin ich mich das Führen von Gremien und Sitzungen gewohnt, das ist mein tägliches Brot. Zudem traue ich mir zu in kritischen Situationen klaren Kopf zu bewahren.

glarus24: Was sind für Sie kurz-,mittel- und langfristig die wichtigsten Themen für das Glarnerland, und wie haben sich diese im Zusammenhang mit Corona und den damit verbundenen Massnahmen verändert?

HJM: Aus meiner Sicht ist nach wie vor eine strategische, positive Entwicklung vom Kanton Glarus eminent wichtig, ob mit oder ohne Corona. Klar haben sich kurzfristig andere Herausforderungen in den Vordergrund geschoben, doch mittel- und langfristig sollten diese aufgearbeitet sein. Zu den wichtigen Themen gehören viele verschiedene Mosaiksteine. Die wirtschaftliche Entwicklung und damit das Sichern und weiter ausbauen von Arbeitsplätzen ist für mich ein zentraler Punkt. Wenn wir das Gefühl haben, nur ein Schlafkanton zu werden, liegen wir komplett falsch. Zu gutem Wohnraum gehören zwingend Arbeitsplätze in unmittelbarer Umgebung. Wirft man noch ein Blick auf die Einnahmen des Kantons, müssen es unter anderem auch hochwertige Arbeitsplätze sein.

Zu einem modernen fortschrittlichen Kanton gehört natürlich auch eine gute Verkehrsanbindung, dies sowohl mit dem ÖV wie auch auf der Strasse.

Ein weiteres Augenmerk ist der Entwicklung von Glarus Süd zu schenken. Die sehr grossen Aufgaben, als zweitgrösste Gemeinde der Schweiz, bringt eine sehr hohe finanzielle Belastung mit sich, die grossmehrheitlich durch gebundene Ausgaben getrieben sind. Dies kann nur mit einem guten Finanzausgleich teilweise gelöst werden.

glarus24: Als Unternehmer mit Kontakten zu China haben Sie die ganze Pandemie vielleicht anders miterlebt als die meisten Glarner; Wie hat die Schweiz oder der Kanton im Speziellen im internationalen Vergleich bisher die Krise gemeistert?

HJM: Dazu muss man als erstes anmerken, dass die unterschiedlichen Systeme ein ganz anderes Bewältigen der Pandemie erfordert oder ermöglicht. So können je nachdem von der Regierung getroffene Massnahmen mit unterschiedlicher Konsequenz umgesetzt werden. Da sind Städte mit 4 bis 5 Millionen Einwohner, die sobald ein Ansteigen der Fallzahlen festgestellt wird, innerhalb von 5 bis 10 Tagen die gesamte Stadtbevölkerung testen. Die festgestellten, positiven Fälle werden umgehend unter strenge Quarantäne gesetzt. Können Sie sich das in der Schweiz oder der westlichen, quasi freien Welt vorstellen?  

Insgesamt beurteile ich jedoch die Bewältigung der Pandemie in der Schweiz und dem Kanton als positiv. Selbstverständlich gibt es wie überall Sachen, die man bessermachen könnte. Etwas schwierig zu verstehen sind für mich Entscheide die getroffen wurden, die nicht plausibel sind und nur verordnet werden, damit etwas verordnet ist. So darf man im gesamten ÖV alle Sitze uneingeschränkt benutzen und die Restaurants, die mit viel Aufwand alle Corona-Massnahmen sofort umgesetzt haben, werden geschlossen.

glarus24: Aus welchen Gründen und seit wann sind Sie zur Politik gekommen? Weshalb zur FDP?

HJM: Politik hat mich schon immer interessiert, denn wer nicht politisiert, mit dem wird politisiert. Da ich in einer FDP-Familie aufgewachsen bin, durfte ich schon in meiner Kindheit die liberalen Werte der FDP erfahren und erkennen. Zudem imponiert mir, dass die FDP zielgerichtete, sachliche Lösungen einbringt, ohne die Gesamtsicht zu verlieren. Dazu gehört auch, dass wir in der FDP mit viel Engagement auf allen Ebenen Verantwortung übernehmen. So setzen wir auch auf Eigenverantwortung und sind nicht der Meinung, der Staat müsse alles richten und am Schluss auch noch bezahlen.

glarus24: Können Sie uns auch einige Angaben zu Ihrem privaten Hintergrund und Ihren Lebensgewohnheiten und Hobbys geben?

HJM: Neben meiner beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer der Marelcom AG in Nidfurn bin ich mit meiner Frau Margrith schon bald 38 Jahre verheiratet. Dabei erfreuen wir uns an 2 Kindern und 3 Enkelkindern, wie auch bester Gesundheit, das höchste Gut, welches wir besitzen.

In meiner Freizeit spielt Bewegung und Sport, im Besonderen der Turnverein Haslen eine grosse Rolle. In der Freizeit bin ich aber auch viel mit der Familie und Freunden auf dem Bike und in der Natur anzutreffen. Im Moment ist mein neustes, aber auch zeitintensivstes Hobby der Umbau vom Hotel Elmer in Elm :-) der sich in der Endphase befindet.