Nordostschweizer düpierten die Berner

Zwölf Jahre nach Jörg Abderhalden haben die Nordostschweizer dank Daniel Bösch den Unspunnensieg wieder an ihre Fahne geheftet. Im Duell zweier Aussenseiter besiegte der Toggenburger den Schwyzer Christian Schuler klar. Für Fridli Beglinger war Interlaken keine Reise wert.



auch hier muss der Glarner untendurch. (Bilder: j.heer) Grifffassen zwischen Fridolin Beglinger und Michael Pellet. Mitten im Kampf.
auch hier muss der Glarner untendurch. (Bilder: j.heer) Grifffassen zwischen Fridolin Beglinger und Michael Pellet. Mitten im Kampf.

Interlaken war ein Spiegelbild der gesamten Saison, ein Fest gespickt mit Überraschungen, und letztlich zwei der höchstens erweiterten Favoriten, im Schlussgang. Einen Saisondominator gab es das ganze Jahr nicht. Daniel Bösch verdiente sich den Sieg stand, er doch fünf Eidgenossen gegenüber und bezwang von deren vier, einzig Benji von Ah musste er im vierten Gang ein Remis zugestehen. Böschs Vorteil war, dass er und Willi Graber die Einzigen mit drei Siegen am Vormittag waren, und dass er sich den Gestellten gegen von Ah leisten konnte. Mit dem vierten Sieg über Florian Gnägi stand er dennoch im Schlussgang. Während Graber im vierten mit dem Gestellten gegen Arnold Forrer ebenfalls eingeholt wurde, fiel er durch die flüchtige Niederlage gegen Jakob Roth im fünften Gang, endgültig aus dem Rennen. Davon profitierte Christian Schuler, der am Nachmittag Michel Bless und Christian Dick ins Sägemehl drückte. Mit vier Siegen und dem gestellten Anschwingen gegen Matthias Glarner, langte es Schuler mit einem Viertelpunkt Rückstand auf Bösch, in den Schlussgang vorzudringen. Dort fiel die Entscheidung zugunsten von Bösch, der im gleichen Duell schon am NOS im zweiten Gang die Oberhand behielt, in der fünften Minute mit Lätz.

Toggenburger Doppelsieg

Dass die Nordostschweizer mit Bösch und Jakob Roth gleich einen Doppelsieg landen, kommt einer grossen Überraschung gleich. Nach dem Kilchbergsieg von Christian Stucki und dem Königstiel durch Kilian Wenger, rechnete man eigentlich mit dem dritten Berner Streich an eidgenössischen Grossanlässen, doch weder Wenger noch Stucki noch Brünigsieger Matthias Sempach konnten am Morgen mehr als einen ihrer drei Gänge gewinnen, und waren bereits früh weg vom Fenster. Aber auch Titelverteidiger Martin Grab mit zwei Niederlagen im Anschwingen sowie der Nordwestschweizer Bruno Gisler, der an den Innerschweizern scheiterte, konnte nie um den Festsieg eingreifen. Nachdem der am Morgen ganz stark schwingende Nöldi Forrer im vierten Gang mit Willi Graber stellte, war der Weg endgültig frei für die Aussenseiter.

Unerwartetes Podest

Neben dem würdigen Sieger Daniel Bösch überragte Köbi Roth mit fünf Siegen, wovon über vier Eidgenossen, und einem Gestellten auf dem Ehrenrang. Er und Andi Imhof hätten bei einem resultatlosen Schlussgang gar den Sieg geerbt. Der Urner Imhof im Rang 2b trumpfte schon am Morgen mit Siegen über Stefan Zbinden und Bruno Gisler gross auf. Damit klassieren sich drei Schwinger auf den ersten drei Rängen, die im Vornherein lediglich als Aussenseiter gewertet wurden. Imhof ist damit wie schon in Frauenfeld wieder bester Innerschweizer, noch vor Finalist Schuler, der durch den verlorenen Schlussgang auf Rang 3a zurückfiel. Beste der hochgelobten Berner sind letztlich Matthias Sempach und Thomas Zaugg, im gleichen Rang wie Schuler.

Beglinger musste aufgeben

Fridolin Beglinger hat sich seinen Abschied vom Schwingsport wohl anders vorgestellt. Nach drei Niederlagen musste er den Wettkampf am Mittag verletzt aufgeben, mit einer Zerrung im Schulterbereich. Allerdings war er von Beginn weg nicht wiederzuerkennen zu früheren Tagen. Im Anschwingen verlor er gegen den jüngeren Bruder von Hanspeter Pellet, Michael, der eigentlich in seiner Reichweite hätte liegen müssen. Im Anschluss tauchte er auch gegen den Zuger Willi Schillig, und im dritten Gang auch gegen den zweiten Fribourger Gegner Rolf Kropf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht verliess Beglinger darauf den Platz, und gab für den vierten Gang Forfait. Sollte die Verletzung nicht zu schwer sein, will Beglinger jedoch am Herbstschwingertag am «Siebner Märit» nochmals in den Ring steigen, und dann endgültig zurücktreten.