Notfallkonzept bringt Sicherheit für die Bevölkerung von Rüti

Die Gemeinde Glarus Süd lud am vergangenen Donnerstagvormittag im Mehrzweckgebäude in Rüti Medienvertreter zu einer Orientierung über das Notfallkonzept «Erlenrunse» ein. Die berüchtigte Erlenrunse auf der rechten Talseite ist nach mehreren Felsstürzen und Murgängen in den vergangenen Jahren zu einer tickenden Zeitbombe und für die Bevölkerung von Rüti und zu einer latenten Gefahr geworden. Mit einem bestechenden Notfallkonzept will die Gemeinde Glarus Süd der gefährlichen Situation Remedur schaffen.



Franco Landolt von Tele Südostschweiz beim Interview mit Projektleiter Thomas Rageth
Franco Landolt von Tele Südostschweiz beim Interview mit Projektleiter Thomas Rageth

Die von der Gemeinde Glarus Süd zu einer Medienorientierung eingeladenen Medienvertreter erwartete im Mehrzweckgebäude Rüti ein perfekt umgesetztes Corona-Schutzkonzept. Adolf Tschudi, Leiter des Departementes «Wald und Landwirtschaft» der Gemeinde Glarus Süd, blieb es vorbehalten, die Medienvertreter herzlich zu begrüssen. Über das «Notfallkonzept Erlenrunse Rüti GL» referierte kompetent und aufschlussreich Thomas Rageth, Dipl. Forstingenieur ETH und Gesamtprojektleiter Erlenrunse Rüti GL und von Fritz Tresch, Lokalmatador und profunder Kenner der Erlenrunse, erhielten die Presseleute wichtige Zusatzinformationen. 

Hiobsbotschaft für das Quartier «Huob»

Zwischen 15 – 20 Millionen Kubikmeter Fels- und Schuttmassen liegen nach dem letzten Felssturz am 9. Juli dieses Jahres zurzeit in der Erlenrunse oberhalb von Rüti. Der vom Dorf gut sichtbare riesige Schuttkegel ist für die Bevölkerung, vor allem für jene, die in der unmittelbaren Gefahrenzone wohnen, eine latente Gefahr. Durch das jüngste Felssturzereignis hat sich das verfügbare Geschiebepotenzial in der Runse und somit die Wahrscheinlichkeit für grosse Murgänge schlagartig erhöht. Grosse bis sehr grosse Murgänge können jederzeit zu Tale fahren! Gefährdet sind mehrere Häuser und Liegenschaften im Quartier «Huob», die Umfahrungs- und Dorfstrasse, die SBB-Bahnlinie sowie weitere verkehrs- und Infrastrukturanlagen. Mit Schutzbauten, einer Murgang-Warnanlage sowie einer klug ausgedachten Notfallplanung soll die Bevölkerung effizient geschützt und die Verkehrsträger geschützt werden.  

Die Erlenrunse – Sorgenkind der Bevölkerung

Die Erlenrunse hat mit einer Fläche von rund 0,3 km ein relativ grosses Einzugsgebiet. Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Runse mit über 30 Sperren stark verbaut. Heute sind die meisten dieser Sperren zerstört oder durch Felssturzablagerungen buchstäblich zugedeckt. Die Einheimischen wissen um die Gefährlichkeit der Erlenrunse. Seit 1945 wurden dort mindesten 10 Ereignisse dokumentiert, so beispielsweise das 1945 und 1982, als das Nordportal der Bahnlinie von Murgängen schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. 1945 musste der Bahnverkehr sogar für 14 Tage eingestellt werden.

Notfallplanung soll die Bevölkerung schützen

Aufgrund der aktuellen Gefahrenlage soll die bestehende Gefahrenkarte «Erlenrunse» überarbeitet werden. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Fachspezialisten und der Naturgefahren-Kommission der Gemeinde Glarus Süd sowie der Fachstelle «Naturgefahren». Gleichzeitig soll ein klug ausgearbeitetes, drei Massnahmenpakete umfassendes Schutzkonzept die Bevölkerung von Rüti künftig effizient schützen. Bei der Umsetzung dieser drei Massnahmenpakte arbeiten die Gemeinde Glarus Süd, die zuständigen Fachstellen des Kantons sowie die Runsen-Korporation Rüti eng zusammen. Vorgesehen ist eine Notfallplanung, das Erstellen einer Murgang-Warnanlage und das Erstellen von Schutzbauten. Mit der Notfallplanung sollen die Personenrisiken reduziert werden.

SMS-Warndienst informiert die Bevölkerung

Die Notfallplanung beinhaltet das Informieren der Bevölkerung innerhalb des Gefahrengebietes. Mittels SMS-Dienst werden der Situation angepasst Warnmeldungen abgesetzt. Die SMS-Empfänger sind in der Notfallplanung «Erlenrunse» definiert. Je nach Niederschlagssituation werden verschiedene Levels betrachtet. Jedes Level beinhaltet verschiedene Informationen über die Gefahreneinschätzung und die geplanten Massnahmen.

Murgang-Warnanlage soll frühzeitig alarmieren

Bei einem Ernstfallereignis müssen unter Umständen Strassen und Wege gesperrt werden. Zuständig für diese Sperrungen ist mit Ausnahme der Umfahrungsstrasse und der Dorfstrasse die Gemeinde Glarus Süd. Damit die Verkehrsträger rechtzeitig gesperrt werden können, soll eine Murgang-Warnanlage erstellt werden. So werden in der Runse Geophone platziert. Im Tal wird eine Alarm-Empfangsanlage mit Funkverbindung zur Murgangs-Detektionsanlage eingerichtet werden. Die Lichtsignalanlagen bei der Kantonsstrasse werden mit einem Signalleiterkabel mit der Empfangsanlage verbunden.

Man rechnet mit Bundes- und Kantonssubventionen

Bis zum Frühling 2021 soll das Schutzbauten-Konzept vorliegen. Gemäss vorliegenden Informationen darf die Gemeinde Glarus Süd und die Runsen-Korporation mit Bundes- und Kantonssubventionen in der Höhe von rund 65% rechnen. Bis dahin hofft die Bevölkerung von Rüti auf den Beistand von oben, wobei Wettermacher Petrus wesentlich dazu beitragen kann, dass die Menschen in Rüti sorgenfreie Festtage verbringen können.