Nyckelharpa, Sonnenwende, Schweden und Emmental

Im Anschluss an die ordentliche Hauptversammlung der Kulturgesellschaft Glarus, nach kurzem Apéro und freundschaftlichen Gesprächen wurde aus dem EG des wundersam gepflegten Freulerpalasts in Näfels wieder in den Rittersaal gewechselt, wo man mit einer ganz besonderen musikalischen Aufwartung restlos verwöhnt wurde und auch nach zwei bereitwillig geschenkten Zugaben gerne geblieben wäre und weiter zugehört hätte.



Der Emmentaler Volksmusiker Jürg Nietlisbach,
Der Emmentaler Volksmusiker Jürg Nietlisbach,

Die Ankündigung auf dem Flyer, der samt Einladung zur HV verschickt worden war, weckte verständliche Neugierde, nicht bloss, weil etwas zur Sonnenwende im schwedischen Mittsommer und den damit verbundenen Feierstunden geschrieben stand. Da war einiges über die schwedische Volksmusik, rauen Streicherklang, Urtümliches, den Hauch von Melancholie und anderes nachzulesen. Angekündigt waren damit die Gebrüder Pär und Torbjörn Näsbom mit Violine und Nyckelharpa und der Emmentaler Volksmusiker Jürg Nietlisbach, Halszither & Gitarre.

Ein Instrument namens Nyckelharpa hatten wohl nur wenige der vielen erwartungsfreudigen Zuhörerinnen und Zuhörer – dies unter den gestrengen Augen einer porträtierten und über dem Cheminée prangenden Militärgrösse – gesehen und deren Klänge auch vernommen. Hilfe von berufener Seite war erforderlich, um mehr über diese Schwedische Schlüsselfidel zu erfahren. Sie sei eine «nahe Verwandte der Drehleier», deren «Saiten mit einem Bogen gestrichen würden». Die Saiten werden durch «Tasten mit Fähnchen» abgedrückt. Diese wiederum ähneln «hölzernen Schlüsseln». Dass es sich um ein damit sehr besonderes Instrument handelt, war bald klar. Und dass es dann zu einem vollendeten Hörgenuss kam, war dem kunstvollen, einfühlsamen Spiel von Torbjörn Näsbom zu verdanken.

Es haben sich, das sei mit viel Anerkennung fürs Gebotene vorweggenommen, drei exzellente Musiker zusammengefunden, die mit riesiger Eleganz, hohem spieltechnischem Geschick und gegenseitiger Abgestimmtheit aufwarteten und sich in willkommener Kürze zu den jeweiligen Stücken, ihre Verbundenheit zur Schweiz und Schweden und zu Instrumentalem äusserten.

Und alles klang über eine knappe, vergnügliche Konzertstunde hinweg so wechselvoll, harmonisch, gefühlsbetont, mit riesigem inhaltlichem Stimmungsreichtum auf. Da wurde gejubelt, getanzt, vor sich hingeträumt, einiges herbeigesehnt, lautstark herbeigewünscht, verharrt, massvoll und weit darüber hinaus gefeiert, unter den Partygästen im fernen Schweden wohl auch gebechert. Schliesslich, so eine der vielen Erläuterungen, sei diese Musik so etwas wie die schwedische Nationalhymne.

Alle liessen sich mittragen, honorierten die kurzweiligen Interpretationen mit verdient hohem Beifall und Jauchzern. Es war beileibe kein schwedischer Ländlerabend, es war die spannende Vielfalt, so Wechselvolles, das da aufklang und das man mit viel Anteilnahme in sich aufnahm. Es war die Leichtigkeit dieses wirklich besonderen Seins, die es zu geniessen galt.