Oase Freulergarten genossen

Anlässlich der europäischen Tage des Denkmals zum Thema «Oasen» lud das Museum des Kantons Glarus am Wochenende ein, in der Gartenanlage des Freulerpalastes zu flanieren, zu verweilen und Rosendüfte zu entdecken.



Der von Johannes Schweizer in den 1940er-Jahren gestaltete Garten des Freulerpalastes lehnt sich formal an schlichte Gärten der Renaissance an. (Bilder: mb.) Prof. Dr.-Ing. Susanne Karn beleuchtete in ihrem spannenden Referat die Entwicklung der historischen Gartenanlagen bis in die Neuzeit. An den europäischen Tagen des Denkmals gab es in Näfels auch Rosensträucher zu kaufen. Zum Programm gehörten auch zwei Gestaltungswettbewerbe. (Bild: pd.) Wie eine Oase: Der Freulergarten ist für die Bevölkerung während des ganzen Jahres unentgeltlich geöffnet.
Der von Johannes Schweizer in den 1940er-Jahren gestaltete Garten des Freulerpalastes lehnt sich formal an schlichte Gärten der Renaissance an. (Bilder: mb.) Prof. Dr.-Ing. Susanne Karn beleuchtete in ihrem spannenden Referat die Entwicklung der historischen Gartenanlagen bis in die Neuzeit. An den europäischen Tagen des Denkmals gab es in Näfels auch Rosensträucher zu kaufen. Zum Programm gehörten auch zwei Gestaltungswettbewerbe. (Bild: pd.) Wie eine Oase: Der Freulergarten ist für die Bevölkerung während des ganzen Jahres unentgeltlich geöffnet.

Vorne der Strassenverkehr, hinten eine Oase der Ruhe und der Sinne: Die Gartenanlage des Freulerpalastes lädt zum Verweilen ein. Zwar entspricht sie nicht mehr dem Original zu Zeiten von Kaspar Freuler (1595–1651). Ursprünglich schmückte nämlich ein Ziergarten mit Springbrunnen und damals seltenen Blumen wie Rosen, Jasmin und Nelken den Hof zwischen dem Palast und den Stallungen. Bei der grossen Palastrenovation in den 1940er-Jahren gestaltete Gartenarchitekt Johannes Schweizer einen neuen Ziergarten mit einer Einfassung aus Buchsbaum, der sich formal an schlichte Gärten der Renaissance anlehnt.

Gärten drückten Weltsicht aus


Wie sich die Gartenanlagen von der Renaissance bis in die Neuzeit entwickelt haben, beleuchtete Prof. Dr.-Ing. Susanne Karn in ihrem Referat vom Samstagvormittag im Rittersaal. Die Landschaftsarchitektin und Dozentin an der Hochschule für Technik in Rapperswil lud zu einem «Spaziergang durch 37 Gärten» ein, mit denen die jeweiligen Besitzer ihre Weltsicht und ihren Lebensstil ausdrückten.

In der Renaissance schufen die Menschen mit den Gärten ein Ideal, eine neue geordnete Welt, die sich vom Mittelalter abgrenzte. Proportion und Geometrie waren Begriffe für Schönheit. Oft waren die Gärten symmetrisch angelegt. Die Referentin zeigte Beispiele aus Italien, Frankreich und der Schweiz wie zum Beispiel die Anlage von Schloss Barberêche im Kanton Freiburg.

Im Barock wurden neue Räume mit enormer Tiefenwirkung geschaffen: «Es war ein Spiel mit der Perspektive. Der Garten wurde zum Gesamtkunstwerk.» Frankreich übernahm dabei die Vorreiterrolle und Strahlkraft – man denke nur ans Schloss Versailles (1661) mit seinen enormen Dimensionen. Aber auch in der Schweiz gab es Barockgärten, zum Beispiel beim Palazzo Donatz in Sils im Domleschg oder beim solothurnischen Schloss Steinbrugg.

In der Zeit des Rokoko traten die Repräsentativität und der Garten als Theaterraum wieder in den Hintergrund. Gefragt waren eher Sinnlichkeit, Kleinteiligkeit, Individualität, ausgedrückt in intimen Räumen zum Zurückziehen. Dies war der Übergang zum Landschaftsgarten, der auf Gefühl und Sinne setzte. Ausgehend von England (Beispiel Stowe), wurde das perfekte Landschaftsbild geschaffen. Harmonisch und proportioniert mit einer spannenden, schnell wechselnden Bildfolge auf geschwungenen Wegen. «Wie im Film», so die Referentin. 1785 entstand mit der Ermitage in Arlesheim der erste und grösste englische Landschaftsgarten der Schweiz.

In den Villengärten wurden die Details wichtiger. Man versuchte, auf engstem Raum die Vielfalt der landschaftlichen Gärten einzufangen. Ein Beispiel ist der 1904 angelegte Garten bei der Villa Schuler in Glarus, welcher die grossartige umgebende Landschaft einbezieht und diese auch in den Garten holt.

Weiter befasste sich Susanne Karn in ihren kompetenten Ausführungen mit bürgerlichen Parkanlagen in den Städten, mit Architekturanlagen, aber auch mit der Frage nach Sparsamkeit, Funktionalität und Sachlichkeit, was ein Gebot der Stunde im 20. Jahrhundert war. Gleichzeitig wurde eine hohe Lebensqualität der Bevölkerung gefordert. Es entstanden Volksparks für alle, thematisiert wurden Arbeitergärten oder Familiengärten.

In der Nachkriegszeit folgte die Suche nach der Natur in der urbanen Stadt, «die Landschaft für die Stadt». Als Beispiele zeigte die Referentin den Seeuferweg Zürich oder den Garten des Poeten anlässlich der G59 in Zürich mit klaren Formen und abstrakter Kunst. Hinzu kam die Naturgartenbewegung, beispielsweise beim Schulhaus Rämibühl in Zürich mit schönen, verwunschenen Orten, die aber stets gepflegt wurden.

Letztes Beispiel war der postmoderne Garten beim Stockalperpalast in Brig ab 1993: «Er wirft einen Blick zurück, gibt der Geschichte eine neue Gestaltsprache und schafft etwas Neues für die Zukunft.»

«Sag’s durch die Rose»


Nebst dem samstäglichen Referat gab es noch andere attraktive Angebote: Man konnte in der Gartenanlage des Freulerpalastes unter dem Motto «Sag’s durch die Rose» flanieren und verweilen. Am Samstag gab es einen Verkauf von Rosensträuchern mit Gestaltungswettbewerb sowie am Sonntag Workshops zur Bepflanzung von Blumenkisten samt Prämierung der «schönsten Oase». Und da parallel zu den europäischen Tagen des Denkmals die Freulerchilbi der Pfadi Rauti und des Blaurings Näfels stattfand, war auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Kurzum: Es war ein gelungener Anlass, der vor Augen führte, dass der Aussenraum nicht vernachlässigt werden darf. So waren die Denkmaltage auch ein wertvoller Teil der laufenden Kampagne «Gartenjahr 2016 – Raum für Begegnungen».