Die kantonale Sachversicherung hat in den letzten Monaten intensiv an Präventionsmassnahmen gearbeitet. Objektschutz gegen gravitative Naturgefahren, Wetteralarm, mobile Hochwassersperren, Sackabfüllanlagen und Gefahrenkarten um nur einige Themenbereiche zu nennen. Im Rahmen dieser Aktivitäten hat die KSV am Dienstag, 24. Oktober 2006 zu einer Medienorientierung unter Leitung von Geschäftsleiter, Hansueli Leisinger, eingeladen.
Zunehmende Schäden durch Naturgefahren – Handeln tut Not
Naturereignisse wie Hochwasser, Überschwemmungen, Hagel aber auch Stürme, Felsstürze und Erdrutsche haben an Häufigkeit aber auch an Intensität in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch das Glarnerland wurde durch die Ereignisse stark betroffen. Über 30 Mio. Franken Gesamtschäden an Gebäuden, Fahrhabe und Infrastrukturen waren die Folge. Annähernd sieben Mio Franken mussten durch die kantonale Sachversicherung aufgewendet werden. Das Glarnerland ist aufgrund seiner geografischen Lage und Ausprägung ganz besonders gefährdet. Am 17. September wurde uns wieder einmal deutlich gemacht, wie schnell die Linth, nach den heftigen Regenfällen dramatisch anstieg, ohne diesmal nennenswerte Schäden zu verursachen. Im Sommer 2005 hat die KSV ein Grobkonzept für die Naturgefahrenprävention verabschiedet. Dabei liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten beim Objektschutz. Gezielt und mit angemessenen Massnahmen sollen Gebäude vor bekannten Gefahren geschützt werden. Bauliche Anpassungen und Einrichtungen werden ab 2007 – für bestehende Gebäude – sogar mit Anreizbeiträgen unterstützt. Die KSV beteiligt sich auch an der Umsetzung und Aufschaltung der Gefahrenkarte auf ein geographisches Informationssystem (GIS). Diese Gefahrenkarten stehen per Ende Jahr verschiedenen Amtsstellen zur Verfügung. In Zukunft soll jeder Gebäudeeigentümer die Möglichkeit erhalten, sich über die Gefährdung seines Gebäudes zu informieren.
Objektschutz als „Pflicht“
In Zukunft wird die KSV deshalb jedes Baugesuch anhand der verschiedenen Gefahrenkarten beurteilen, es besteht zukünftig eine Sorgfaltspflicht des Eigentümers. Zudem nimmt die KSV ab ca. Mitte 2007 Beurteilungen nach Schadenfällen und bei der Gebäudeschatzung vor. So soll sichergestellt werden, dass jeder Gebäudebesitzer die Möglichkeit erhält, seinen Sorgfaltspflichten in der Schadensverhinderung und Schadensminderung nachzukommen. Die Basis bildet stets der GIS. Bereits im März dieses Jahres lancierte die KSV die Wegleitung „Objektschutz gegen gravitative Naturgefahren“, welche sich vor allem an Planungsspezialisten, Architekten und Behörden wendet.
Mobile Abwehrmittel gegen Hochwasser
Die Feuerwehren leisten bei Naturgefahren immer wieder hervorragende Arbeit. Nebst ihrer präventiven kommt ihnen aber zunehmend auch eine schadensverhindernde Funktion zu. Vor allem bei Hochwasser und Überschwemmungen versuchen die Einsatzkräfte, ganze Wohn-, Industriegebiete oder einzelne Objekte vor den Wassermassen zu schützen. Dabei werden verschiedene Hilfsmittel eingesetzt. Unter der Führung des Feuerwehrinspektorates konnte im Laufe des Jahres jeder der vier Stützpunktfeuerwehren (Mollis, Glarus, Schwanden, Linthal) mit einer Sandsackabfüllanlage und 100 Meter Hochwassersperren ausgerüstet werden. Gefragt ist aber endlich ein integrales Gesamtkonzept, eine eigentliche Naturgefahrenstrategie für den Kanton Glarus. Während an andern Orten in der Schweiz die Umsetzung von Schutzkonzepten in vollem Gang ist, werden im Glarnerland immer noch Grundsatzdiskussionen über Leserbriefe geführt. Nur wenn es gelingt, die Auswirkung von zukünftigen Naturereignissen einigermassen erträglich zu gestalten, kann ein uneingeschränkter Versicherungsschutz aufrecht erhalten werden.
Informations- und Ausbildungsanlass
Da gleichentags ein Informations- und Ausbildungsanlass durchgeführt wurde, hatten die Vertreter der Presse die Möglichkeit die Schlussphase dieser Veranstaltung zu besuchen. Am Dienstag besuchten gegen 40 Vertreter der Zielgruppen an vier Arbeitsplätzen diesen Ausbildungsanlass, welcher in einem theoretischen Teil die Ziele und den Inhalt des Werkes vorstellen. Dabei mussten sich die Teilnehmer aber auch mit den Grenzen des Objektschutzes befassen. Feuerwehrinspektor Josef Gisler präsentierte den Teilnehmer die Sandsackabfüllanlage. Mit dieser Anlage können in der Stunde – mit wenig Leuten - bis zu 600 Sandsäcke abgefüllt werden. Jeder der vier Stützpunkte hat eine solche Anlage und je 8.000 Säcke erhalten, ebenso 100 Meter Schlauchbehälter. Mit Wasser gegen Hochwasser, denn diese Schläuche werden – nachdem mit Luft „aufgepumpt“ – mit Wasser gefüllt. Am 17. September dieses Jahres hatte dieses System eine Bewährungsprobe zu bestehen.
Bei der abschliessenden Diskussion erwähnte Thomas Rageth, Leiter Naturgefahren, dass bis vor wenigen Jahren Hochwassergefahren im Glarnerland kein Thema waren. Gefahren sah man in erster Linie bei Lawinenniedergängen oder Föhnstürmen. So schnell kann sich die Situation respektive die Gefahren verändern. Seine vorrangige Aufgabe ist im Moment das Erarbeiten der Gefahrenkarte und vor allem die Probleme mit dem Hochwasser im Kanton.
