Öffnung der Suchstrategie

Die Glarner Regierung und die Gemeinde Glarus Süd haben sich direkt nach der Ankündigung der Schliessung des Electrolux-Werks in Schwanden für den unmittelbaren Erhalt der 120 Industriearbeitsplätze eingesetzt. Zusammen mit der Geschäftsleitung der Electrolux wurde eine Task Force gegründet, die knapp sechs Monate lang am Werk war. Heute ist klar: Eine 1:1-Nutzung des Geländes ist nicht möglich.



Eine 1:1-Nutzung des Geländes der Electrolux in Schwanden ist nicht möglich. (Bild: e.huber)
Eine 1:1-Nutzung des Geländes der Electrolux in Schwanden ist nicht möglich. (Bild: e.huber)

Die Vision lautete, einen Grossteil der Mitarbeitenden durch die Nutzung des bestehenden Areals inklusive Infrastruktur weiter zu beschäftigen. Electrolux würde – wenn diese Bedingung erfüllt wäre – sein Werk in Schwanden einem potenziellen Interessenten zu einem symbolischen Preis zur Verfügung stellen. Die Arbeit an der Verwirklichung dieses Zieles war ein Kraftakt für alle Beteiligten, zumal auf einer knappen Zeitachse von anfänglich drei und später sechs Monaten gearbeitet wurde. Die Projektorganisation war straff, professionell und operativ ausgerichtet. Die Erkenntnis aus dem letzten halben Jahr ist: Eine 1:1-Nutzung des Geländes ist unter den aktuellen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich.

Erkenntnisse und weiteres Vorgehen


Ein Projekt wie die Task Force wurde von der Glarner Kantonsregierung und der Gemeinde – hier Glarus Süd – zum ersten Mal eingesetzt. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass mit der Electrolux ein Arbeitgeber das Feld räumt, der für den Werkplatz zentral war. Die Task Force hat im Verlauf der letzten Monate mit über 50 Investoren und sogenannten Multiplikatoren Kontakt aufgenommen. Es fanden konkrete Gespräche und auch vertiefte Verhandlungen statt. Man war sich stets bewusst, dass für die Realisierung des Wunschszenarios vieles zusammenstimmen musste. Letztlich hat sich herausgestellt, dass der Zeitpunkt für das ambitiöse Projekt denkbar ungünstig war. Schon vor dem Frankenschock wurden Investitionen in Schweizer Arbeitsplätze gründlich geprüft. Unsicherheiten in der Ausgestaltung der Unternehmenssteuerreform III und im Verhältnis zu Europa tragen das Ihrige zu einer Unsicherheit bei, die potenzielle Investoren abschreckt. Nun gilt es, eine zeitliche und inhaltliche Öffnung der bisherigen Suchstrategie ins Auge zu fassen. Das Areal soll weiter für gewerbliche Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Die Glarner Regierung und die Gemeinde bleiben mit der Electrolux in Kontakt, damit alles Mögliche unternommen wird, um dieses Minimalziel zu erreichen.

Die Enttäuschung ist gross


Die Glarner Regierung zeigt sich enttäuscht, dass nun der befürchtete Schaden für den Wirtschaftsstandort und insbesondere für die Betroffenen eintritt. Das sind nicht nur schlechte Nachrichten für die Gemeinde Glarus Süd, sondern für den ganzen Kanton. Für die Mitarbeitenden haben die Electrolux mit dem Sozialplan und der Kanton mit Unterstützungsleistungen bei der Stellenvermittlung die nötigen Massnahmen bereits in die Wege geleitet. Laut Electrolux soll die Zahl der Mitarbeitenden ohne Anschlusslösung bis Ende Jahr auf unter 30 sinken.

Wirtschaftsstandort Kanton Glarus


Im wirtschaftsfreundlichen Kanton Glarus hat sich aus einer traditionellen Industrieregion ein moderner Wirtschaftsstandort mit starker Ausprägung in der Werkstoffbearbeitung entwickelt. Trotz vereinzelter Rückschläge setzen Kanton und Gemeinden in der Ansiedlungsstrategie weiter auf die Erweiterung der Wertschöpfungskette respektive auf ergänzende Produktionen in bestehenden Branchen. Zentral ist dabei die Erkenntnis, dass der Strukturwandel auch vor dem Glarnerland nicht Halt macht. Mehr und mehr entstehen Arbeitsplätze auch im Dienstleistungssektor, was für die Entwicklung von strategisch wichtigen Arealen berücksichtigt werden muss. Die Arealentwicklung ist denn auch ein Schwerpunkt in der laufenden Legislaturperiode der Glarner Regierung.

Perspektiven für Glarus Süd


In Glarus Süd ist mit der Kunststoff Schwanden weiterhin ein industrielles Schwergewicht tätig, das für den Wirtschaftsstandort von grosser Bedeutung ist. Glarus Süd ist zudem mit Technologiefirmen wie Marti Engineering, Marelcom oder Inauen Schätti gut aufgestellt und leistet mit dem Umnutzungsprojekt «Linthpark Glarus Süd» in Linthal Pionierarbeit. Glarus Süd wird als attraktiver Wohn-, Lebens- und Arbeitsraum wahrgenommen.