Ökumenische Kampagne 2017: Palmöl im Visier

Unzählige Kosmetika und Lebensmittel enthalten Palmöl. Die Ölpalme wird als Monokultur von internationalen Agrokonzernen auf riesigen Plantagen in Südostasien angebaut. Der Schaden ist enorm, nicht nur vor Ort, sondern in ökologischer Hinsicht weltweit.



Miges Baumann
Miges Baumann

Der Kampf gegen das sogenannte Land Grabbing, der «Übernahme» riesiger Ländereien in Entwicklungsländern durch international tätige Agrokonzerne, steht auch 2017 im Zentrum der ökumenischen Kampagne der christlichen Hilfswerke Brot für alle (Bfa) und Fastenopfer. Die Folgen von Land Grabbing sind bekannt und verheerend: Einheimische Bauernfamilien, ja ganze Dörfer verlieren dadurch ihren Boden, der die Grundlage ihrer Existenz darstellt. Für die Bewirtschaftung der Monokulturen werden tonnenweise Dünger, Pflanzen- und Insektengifte eingesetzt. Die grossflächige Abholzung von Regenwald, die der Pflanzung der Ölpalmen vorangeht, beeinträchtigt das Klima weltweit.

Palmöl in Schweizer Schoggi


Aus den Früchten der Ölpalme wird das begehrte Palmöl gewonnen, das in unzähligen Kosmetika und Lebensmitteln, etwa in Schweizer Schokolade, Verwendung findet. Von den Kosmetika- und Nahrungsmittelherstellern geschätzt wird die Eigenschaft des Palmöls als hervorragendes Schmier- und Bindemittel, wie Miges Baumann, Leiter der Bfa-Entwicklungspolitik, am Einführungsabend in die ökumenische Kampagne 2017 vor den Anwesenden darlegte. «Palmöl aus Indonesien ist eben billiger als unser Rapsöl, das ähnliche Eigenschaften aufweist», sagte Baumann. «Und das wissen natürlich auch L’Oréal, Nestlé oder Migros». Was man nicht gedacht hätte: Etwa jedes zweite verpackte Lebensmittel im Verkaufsgestell bei den Grossverteilern enthält Palmöl.

Baumann entpuppte sich als hervorragender Kenner der Verhältnisse in Indonesien, wo Brot für alle in einer Studie die Finanzierung von Land Grabbing minutiös untersucht hat. Dabei zeigte sich, dass auch Schweizerische Finanzinstitute, von ihnen kontrollierte Anlagefonds oder im Ausland tätige Tochtergesellschaften bei der Finanzierung des «Landraubs» eine wichtige Rolle spielen. «Unsere Finanzinstitute verfügen zwar über Richtlinien betreffend ethisch einwandfreie Investments, bloss setzen sie die eigenen guten Vorsätze nicht konsequent in die Tat um», hielt Baumann fest. Im Klartext: Dort, wo Investments gute Gewinne versprechen, werden ethische Richtlinien sekundär. Baumann räumte ein, dass die schon Jahre anhaltende Kritik der Hilfswerke am Geschäftsgebaren der Banken in Zusammenhang mit dem Land Grabbing nicht spurlos an diesen vorbeigegangen ist. «Die Banken prüfen heute besser, ob Kreditnehmer ihre Verantwortung bezüglich Menschenrechte und Umweltschutz wahrnehmen oder nicht.»

Lokale Bevölkerung protestiert


Gegen die Abholzung von Regenwald und gegen das Land Grabbing protestiert zunehmend auch die Bevölkerung in den Entwicklungsländern selbst. Für Miges Baumann ist das ein «Hoffnungsschimmer». Anders als in vielen Ländern Afrikas sei gerade in Indonesien zu erkennen, dass die Bevölkerung für ihre Rechte einzustehen beginnt und sogar bei der Regierung Gehör findet. Bei Demos gegen die grossen Agrarkonzerne wanderten die Wortführer der Protestierenden inzwischen nicht mehr einfach ins Gefängnis. «Die bauern- und bevölkerungsfreundliche Politik des 2014 zum Staatspräsidenten gewählten Joko Widodo stimmt mich hoffnungsvoll», konstatierte der Chef der Bfa-Entwicklungspolitik am Anlass im Kirchgemeindehaus Glarus, zu dem die Reformierte Landeskirche sowie das katholische Dekanat Glarus eingeladen hatten. Lizenzen für den Ölpalmen-Anbau würden heute von der Zentralregierung vergeben, nicht mehr von einzelnen Provinzgouverneuren nach persönlichem Gutdünken.

«Give a Rose»

«Boden soll dem Leben dienen, nicht dem Profit», lautet die zentrale Botschaft der ökumenischen Kampagne 2017. Traditionsgemäss einen Höhepunkt der Kampagne bildet der schweizweite Rosenverkaufstag am Samstag, 25. März. Der Erlös kommt vollumfänglich den Projekten von Brot für alle, Fastenopfer und der christkatholischen Organisation Partner sein für Entwicklungsprojekte in den Entwicklungsländern zugute. Neu ist, dass auch «elektronische Rosen» verschenkt werden können. Die App «Give a Rose» kann im App Store und auf Google Play gratis aufs Handy heruntergeladen werden.