Offene Ausgangslage im Klosterdorf

Rund 120 Schwinger kämpfen am Glarner-Bündner Schwingertag, vom kommenden Sonntag, 27. Juni, um den Tagessieg und die begehrten Kränze. In Abwesenheit von Armon Orlik scheint die Ausgangslage völlig offen.



Foto: Sponsor des Rind „Hanna“, dem zweiten Preis am Glarner-Bündner ist die E. Kamm AG. Leg: (von links): Jürg Rohr (OKP), Daniel Hösli mit Frau Daniela, Benjamin Beglinger (Gabenchef) sowie Rind „Hanna“ aus dem Stall von Daniela Sturzenegger im Schluchen ob Filzbach. (Bild: j.heer)
Foto: Sponsor des Rind „Hanna“, dem zweiten Preis am Glarner-Bündner ist die E. Kamm AG. Leg: (von links): Jürg Rohr (OKP), Daniel Hösli mit Frau Daniela, Benjamin Beglinger (Gabenchef) sowie Rind „Hanna“ aus dem Stall von Daniela Sturzenegger im Schluchen ob Filzbach. (Bild: j.heer)

Schwingen infolge Corona kam es 2020 zu einer sehr seltenen Konstellation. Erstmals seit 1940 (2. Weltkrieg) fiel das Glarner-Bündner aus. Dies führte dazu, dass der Kantonalanlass, der in Mollis geplant gewesen wäre, um ein Jahr verschoben wurde, und jener von 2021 in Netstal ins 2022. Jedoch mit einer Veränderung: Die Molliser Organisatoren entschieden sich, den Festplatz vom Flugplatz Mollis in die Klosterwiese/Burgmaschine nach Näfels zu verlegen. Dies aus Platzgründen, finden doch vermutlich sämtliche Kranzfeste 2021 im NOS Verbandsrayon ohne Zuschauer (Geisterschwingfeste) statt. Dafür wird für die Fans ein Live-Stream angeboten (www.schwingen-live.ch). Der Platz bei der Burg bringt für einen Anlass solcher Dimensionen die idealen Masse mit. Mit der Bewilligung der Glarner Regierung kann der Anlass in Näfels als viertes Kantonales nach dem Aargauer, Solothurner und Schaffhauser als Pilotevent durchgeführt werden, denn ohne eine solche Sonderbewilligung dürfen aktuell nicht mehr als 50 Schwinger am gleichen Anlass teilnehmen. Weitere Öffnungsschritte aus dem Bundeshaus könnten im Juli folgen. Der Zutritt am Sonntag ist nur für eine beschränkte Zahl eingeladener Personen möglich. Das OK Mollis überlegte sich lange, das Fest noch ein weiteres Mal zu verschieben, doch dann stehen für die turnenden Vereine Mollis bereits wieder andere Anlässe an. Wegen der Unsicherheit der Planungsphase hat das OK um Jürg Rohr entschieden, am 27. Juni unter den gegebenen Umständen durchzuführen. Die Öffnungsschritte, die der Bundesrat per 23. Mai veröffentlichte, kommen für die Verantwortlichen zu kurzfristig, das heisst, eine komplette Öffnung der Arena am Sonntag, 27. Juni, ist nicht mehr umsetzbar. Das OK hatte sich am Mittwochabend, 23. Juni, noch zu einer Sitzung getroffen, wo bestimmt wurde, den eingeschlagenen Weg fortzufahren. Für den Bewohner aus dem Dorf ist es aber möglich vorbeizuschauen und eine Wurst, oder Kaffee zu konsumieren.

Ein Name fehlt

Infolge Abwesenheit von Armon Orlik ist die Ausgangslage am Glarner-Bündner völlig offen. Orlik setzt die Prioritäten derzeit auf seine Prüfungsarbeiten und wird voraussichtlich erst auf dem Weissenstein Mitte Juli ins Sägemehl zurückkehren. Trotz Abwesenheit des Siegers der letzten Austragung von 2019 in Glarus werden insgesamt neun Eidgenossen zu bewundern sein. Dies verspricht eine hochinteressante Ausgangslage und ein spannender Kampf um den Tagessieg. Zum Favoritenkreis gehören sicherlich die Appenzeller mit ihren Eidgenossen Martin Hersche, Michael Bless und Raphael Zwyssig. Insbesondere gespannt ist man auf die Rückkehr von Bless, der am Eidgenössischen 2019 in Zug sich im letzten Gang nach einem sehr guten Auftritt verletzte. Martin Hersche, zuvor ebenfalls verletzt, gewann in Zug seinen zweiten eidgenössischen Kranz.

Imhof, Leuppi, Schneider

Aber auch die Urner Gäste mit dem grossen Routinier Andi Imhof und dem talentierten Matthias Herger kommen für den Tagessieg infrage. Imhof ist ein Mann der Grossanlässe, Herger einer der stärksten Nichteidgenossen im Land. Mit drei Eidgenossen reisen die Thurgauer an. Domenic Schneider hat seinen Formstand mit der Schlussgangteilnahme am Schaffhauser vergangenen Sonntag in Thayngen untermauert. Ihm zur Seite stehen der unverwüstliche Stefan Burkhalter sowie Tobias Krähenbühl. Nach seinen beiden Siegen am Solothurner und Schaffhauser und dem bevorstehenden Gastauftritt am Innerschweizerischen gönnt sich das Thurgauer Aushängeschild Samuel Giger eine Pause. Ebenfalls zu beachten gilt es den Zürcher Hünen Samir Leuppi, Eidgenosse vom Schwingklub Winterthur. Auch er kommt für den Tagessieg infrage und wird unterstützt von Namen wie Shane Dändliker oder Marco Nägeli. 

Hoffnung auf Neukranzer

Der neunte Eidgenosse an Bord ist der Molliser Roger Rychen. Unter diesen neun Bösen dürfte sich ein spannendes Duell um den Tagessieg ergeben. Rychen hat erst ein Schwingfest nach dem Lockdown bestreiten können. Dabei lief es ihm in Untervaz nicht wunschgemäss. In heimischen Gefilden ist aber mit dem Modellathlet zu rechnen. Die grosse Ausgeglichenheit könnte zugleich Rychens Chance sein, seinen ersten Kranzfestsieg zu erlangen. Neben Schwingern aus der Nordostschweiz komplettieren die Gastklubs March/Höfe und Bürglen/Uri das rund 120-köpfige Teilnehmerfeld im Klosterdorf. In Abwesenheit Orliks einen schweren Stand haben dürften die Bündner. Mauro Gartmann und Sandro Schlegel gelten als ihre besten Trümpfe. Vom angrenzenden Gaster sind die Gebrüder Tobias und Florian Riget sowie der Ammler Pirmin Gmür für ein Spitzenplatz gut.

Für die Gastgeber wird es ein heisser Tanz bei einem so starken Teilnehmerfeld Kränze zu erobern. Christian Pianta (Mollis) und Reto Landolt (Näfels) sind mit Kranzerstatus die stärksten Athleten hinter Leader Rychen. Wünschenswert wäre am Abend zumindest ein Neukranzer aus dem Lande Fridolins feiern zu können. Sämi Horner (Ennenda), Mario Tschudi (Ennenda) und Patrik Schiesser (Linthal) besitzen dafür die grössten Chancen. Dahinter wollen weitere junge Glarner Kämpfer für ein gutes Teamresultat vor Geisterkulisse sorgen. Der noch nicht 16-jährige Riedener Patrik Feldmann bestreitet sein erstes Kranzschwingfest. Auf die Schwinger wartet ein wunderbarer Gabentempel, zusammengestellt von Gabenchef Benjamin Beglinger. Angeführt wird dieser von Stier «Mönch» und Rind «Hanna». Die Lebendpreise werden am Festtag aber nicht in der Arena vorgeführt.