Oh du fröhliche …

Heute schreiben wir den 4. Oktober 2011. Ein ganz gewöhnlicher Tag im frühen Herbst. Die Temperaturen sind um die 24 Grad. Noch sind es fast drei Monate bis Heiligabend. Also noch mehr als genug Zeit, um sich Gedanken über Geschenke oder die Dekoration zu machen. Bei meinen Einkaufsvorbereitungen verschwende ich also keine Zeit, Weihnachtsvorbereitungen zu treffen. So gehe ich frohgemut in fröhlicher Herbstlaune in die Stadt.



Oh du fröhliche …

Am Vormittag schlendere ich über den Alexanderplatz. Dort findet zurzeit das Berliner Oktoberfest statt. Stände mit Brezeln, Lebkuchenherzen, Zuckerwatte und vielen anderen Leckereien finden Platz zwischen Bierzelten, Wurstbuden und Souvenirverkäufern. Hüte mit Gamsbart, Lederhosen, Dirndl finden genauso viel Interesse wie Masskrüge mit Aufdruck, T-Shirts und die tonnenweise angepriesenen Waren, die eh keiner braucht. Ich finde das lustig, und da ich etwas Zeit habe, schaue ich mich ein wenig um. Schön, finde ich. Passt in diese Jahreszeit. Und so verlasse diesen Ort wieder, um mich dem eigentlichen Grund meines Hierseins zu widmen. Ich muss mich um Staubsaugersäcke kümmern. In einem dem Alexanderplatz nahe gelegenen Kaufhaus werde ich fündig und löse auch diese Aufgabe ohne Probleme. Ich kann also dem Rest des Tages positiv entgegensehen.

Gegen Abend möchte meine Frau noch etwas einkaufen. Als fürsorglicher Ehemann erkläre ich mich bereit, sie zu begleiten und die anfallenden schweren Einkaufstüten nach Hause zu schleppen. Kein Problem. Mache ich gerne. Wir kommen bei unserer Einkaufstour in der Friedrichstrasse an einem Dekorationsgeschäft vorbei. Dort gibt es allerlei Nützliches, aber auch genauso viele unnütze Dinge, die aber durchaus ihren Reiz ausüben, um gekauft zu werden. Doch wir wissen ja, was wir wollen. Und wir wissen auch, wo sich unser Produkt im Geschäft befindet. Zielstrebig und ohne sich noch um andere Dinge zu kümmern, steuern wir auf den Platz zu, an dem sich unser Produkt, das wir nun endlich käuflich erwerben wollen, befindet. Doch staunend bleiben wir auf der Treppe stehen. Alles hat sich seit unserem letzten Besuch in diesem Geschäft verändert. Dort, wo wir unser Produkt vermuteten, standen jetzt Regale mit Christbaumkugeln, gleich nebenan hängen Girlanden in Rot, Gelb, Blau und Weiss. Mitarbeiter sind daran, die Abteilung weihnachtlich zu schmücken. Kisten mit Weihnachtsmannhüten werden ausgepackt. Künstliche Bäume dekoriert.

Ich frage mich, ob ich mich im Datum geirrt habe. Heute Morgen war doch noch der 4. Oktober 2011. Habe ich irgendwie zwei Monate verschlafen? Zugegeben, ich habe mir einen Mittagsschlaf gegönnt. Aber so lange?

Doch ein Blick auf meine Schweizer Uhr mit Datumsanzeige, der ich vertrauen konnte, bestätigte mir, dass ich mich nicht irrte. Ich schüttelte nur meinen Kopf und kann nicht fassen, die Geschäfte werden schon Anfang Oktober auf Weihnachten getrimmt. Ein bisschen früh für meinen Geschmack. So richtige Weihnachtsstimmung wollte in mir nicht aufkommen. Zumal ich noch vorhabe, in den nächsten Wochen ins Glarnerland zu fahren und an einem schönen Oktobertag am Klöntalersee eine Servela zu braten.

Ich kann nur hoffen, dass bei meiner Rückkehr Anfang November nach Berlin, die Regale in den Geschäften nicht schon mit Schoko-Osterhasen überfüllt sind. Irgendwie will es mir nicht in meinen Kopf hinein, dass ich mich schon Ende Sommer beim Einkaufen mit Weihnachtsdekoration auseinandersetzen muss. Oder liege ich da falsch?