An der kommenden Generalversammlung der Glarner Handelskammer gibt Peter Rufibach nach 12 Jahren sein Amt ab. Im Gespräch blickt er auf diese Zeit und vor allem die letzten turbulenten Jahre zurück und wie die Handelskammer die Glarner Wirtschaft auch i

An der kommenden Generalversammlung der Glarner Handelskammer gibt Peter Rufibach nach 12 Jahren sein Amt ab. Im Gespräch blickt er auf diese Zeit und vor allem die letzten turbulenten Jahre zurück und wie die Handelskammer die Glarner Wirtschaft auch in dieser Zeit unterstützte.



An der kommenden Generalversammlung der Glarner Handelskammer gibt Peter Rufibach nach 12 Jahren sein Amt ab. Im Gespräch blickt er auf diese Zeit und vor allem die letzten turbulenten Jahre zurück und wie die Handelskammer die Glarner Wirtschaft auch i

Fragen an Peter Rufibach, Präsident der Glarner Handelskammer:

Corona-Krise, Lieferengpässe, der Krieg in der Ukraine und nun auch die steigende Inflation; das letzte Jahr Ihrer Amtszeit als Präsident der Glarner Handelskammer könnte nun auch das turbulenteste sein. Wie sehen Sie das aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung?

Peter Rufibach: Nach Corona erhofften wir uns die gewünschte Erholung, die sich auch gut entwickelte. Dann kam der unnötige Krieg in der Ukraine, der unsere Abhängigkeit vom Ausland brutal aufzeigte. Alle nötigen Materialien wurden knapp und dadurch enorm teurer. Dann kommen noch die Lockdowns in China dazu, die die Häfen blockieren. Wenn sich das nicht schnell bessert, werden wir in eine echte Krise schlittern.

Wie ist die Glarner Wirtschaft, Ihrer Meinung nach, durch die Corona-Krise gekommen und wie ist diese für die neuen Herausforderungen gewappnet/ aufgestellt?

Peter Rufibach: Das Bauhaupt- und Nebengewerbe hatte keine Probleme. Die Industrie kam grossmehrheitlich mit einem blauen Auge davon. Gelitten haben sicher das Gastgewerbe, deren Zulieferer, die Unterhaltungs- und Messeindustrie. Der Kanton hat meiner Meinung gute und schnelle Arbeit geleistet. Die Glarner Arbeitgeber sind gut aufgestellt, sind flexibel und würden so eine weitere Krise auch meistern. Es muss aber nicht sein, denn nach dieser langen Zeit von Corona waren alle müde und ausgelaugt.

Wo sehen Sie in dieser sicher anspruchsvollen und unsicheren Zeit die wichtigsten Aufgaben der Glarner Handelskammer?

Peter Rufibach: Vor rund drei Jahren haben wir uns im Vorstand daran gemacht, die GLHK neu zu positionieren. «Wirtschaft Wir alle» und das wollen wir der Bevölkerung nun näherbringen. Ohne Wirtschaftsmotor steht alles still, dann kann niemand mehr Geld verteilen, auch nicht für Löhne, weder die Gemeinde, der Kanton und der Bund. Das ist vielen neuen politischen Strömungen leider nicht bewusst.

Nun ein Blick zurück: Wie war damals die wirtschaftliche Situation, als Sie vor 12 Jahren das Amt des Präsidenten der Glarner Handelskammer von Ihrem Vorgänger Anders Holte übernommen haben?


Peter Rufibach: Es ging grossmehrheitlich immer aufwärts. Aber schon bald machten uns die zunehmend wirtschaftsfeindlichen Tendenzen Sorgen. Ich bat mehr als einmal die Mitglieder sich zu engagieren. Wer nicht politisiert, mit dem wird politisiert. Es braucht engagierte Leader aus der Wirtschaft, die Gegensteuer geben. Im Landrat hat es viel zu wenig Unternehmer und Kaderleute. Es fehlt allen an Zeit, aber das rächt sich nun.

Wie hat sich nach Ihrer Meinung die Glarner Wirtschaft im Allgemeinen in dieser Zeit entwickelt?


Peter Rufibach: Die Glarner Wirtschaft ist sehr gut aufgestellt. Leider haben wir schon längere Zeit Probleme, Kaderstellen zu besetzen. Das enge Tal ist nicht jedermanns Sache und die Erschliessung lässt auch zu wünschen übrig. Es müsste ein ganzes Paket geschnürt werden. Diese sehr schwierige Herausforderung könnte eine Aufgabe der Dachorganisationen Wirtschaft Glarnerland werden, die ich vor rund 4 Jahren gegründet habe und nun noch mit weiteren Verbänden aufgestockt werden soll.

Abseits der geopolitischen Lage, welches sind die grossen Herausforderungen für die Glarner Wirtschaft in den kommenden und den weiteren Jahren?


Peter Rufibach: Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Innovationen, Lehrstellen und die Kaderstellen adäquat besetzen können. Aber auch die immensen Kostensteigerungen für Energie, Wasser, Abwasser und Gebühren. Der Kanton und die Gemeinden sind gefordert, die viel gerühmten Rahmenbedingungen zu verbessern und bauwilligen Unternehmen nicht dauernd Steine in den Weg legen.

Wie kann hier die Glarner Handelskammer mit Ihren Möglichkeiten behilflich sein?

Peter Rufibach: Die GLHK ist bekannt, dass sie sich für die Mitglieder einsetzt. Wenn der Präsident von 180 Mitgliedfirmen bei der Regierung anklopft, hat das mehr Gewicht. Darum habe ich die Dachorganisationen Wirtschaft Glarnerland gegründet. So haben wir noch mehr Gewicht und das soll nun noch schwerer werden.

Was wird Ihnen wohl am meisten von Ihrer Amtszeit in Erinnerung bleiben?

Peter Rufibach: Die sehr vielen sehr interessanten Begegnungen in der ganzen Schweiz, mit den Wirtschaftsverbänden wie Arbeitgeberverband, economiesuisse und dem Gewerbeverband. Da haben sich Freundschaften entwickelt, die ich nicht missen möchte. Dieses Beziehungsnetz hilft unserer einfach gestrickten Organisation enorm, denn so können wir Professionalität günstig einkaufen.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger für sein anspruchsvolles Amt als Präsident?

Peter Rufibach: Viel Spass im Amt, innovatives Wirken, gute Nerven, Geduld und eine gewisse Prise Gelassenheit. Das fehlte mir anfänglich, wenn ich mich mit sturen «Beamten» rumschlagen musste oder die Journalisten unsere Berichte dauernd in die Warteschlage verschoben.

Jürg Huber, Pressebeauftragter der Glarner Handelskammer