On / Off – Lapsus in Schwanden

Was es mit der Inbetriebnahme und Bedienung elektronischer Hilfsmittel in sich haben kann, zelebrierten Christian Höhener und Peter Winkler, alias Theo Hitzig und Bruno Gschwind. Mit lapidar klingendem Ein- und Ausschalten, einer rasanten Abfolge an übersprudelnden Geschehnissen, dem raffinierten Einbezug von Projektionen und einer über zwei Stunden hinweg bewegenden Fülle an Emotionen.



On / Off – Lapsus in Schwanden

Vor grossem Publikum wartete das Duo in der Mehrzweckhalle Schwanden mit einer wild einherkommenden Sturzflut an Ereignissen auf. Theo Hitzig (Peter Winkler) im etwas zu engen schwarz vornehmen Outfit des Bürogebundenen und Bruno Geschwind als Hauswart im weiten orangen Arbeitskittel verkörpern zwei so unterschiedliche Gestalten, die all jenen ans Herz wachsen, die Situationskomik lieben, bereit sind, sich mit irren Wirrungen auseinanderzusetzen, von Technischem vor allem dann etwas mitbekommen, wenn es blinkt, rattert, knallt, rauscht, jault und sich Bilder rasend schnell von da nach dort verschieben, wenn sich Gestalten wie von selbst auf der Leinwand vermehren, schrumpfen, grösser werden, in einem grossen Staubsaugerrohr verschwinden, aus der Leinwand heraus live auf der Bühne erscheinen, agieren, als sei alles das Einfachste auf der Welt. Sie sind raffiniert wortreich, flechten aktuell Politisches und Wirtschaftliches ins Ausführen ein. Sie sind keck, riesig witzig, stiefeln Botschaften im Tempo eines Rasers zusammen, gewähren den Hinsehenden nur knappe Zeitfenster zum Lachen. Sie verfügen über eine riesige Bandbreite an unterhaltenden Elementen und spielen eine Vermischung von leichter Überheblichkeit, Kindlichkeit, Dozieren, Bedauern, Wunschdenken, Ver- und Beurteilen, Unbeherrschtheit, Wut, Freude, Versagen, Anflehen, resigniertem Feststellen des jeweiligen Ist-Zustandes aus, die in ihrer Kompaktheit nie und nimmer kopierbar ist. Und sie agieren keine Sekunde mit ödem, seelenlosem Runterspielen. Sie beziehen das Publikum sehr rasch ein; der Bruno mit seiner anbiedernden, kindlich verspielten Art, seiner Raffinesse – das Delegieren mühsamer, blöder Detailarbeit an seinen Vorgesetzten beinahe vergessen macht und der wortreiche, cholerische Wichtigtuer Theo Hitzig. Er ist eine einhersprudelnde, energiefressende Wortmaschine, temporeich, alle Gefühle dieser Welt vereinend. Verzweiflung, Wut, Resignation, Buhlen um Gunst, Witz und Charme, dem Gegenüber kaum Zeit für eine Antwort gewährend. Das macht beide so liebenswürdig. Im temporeichen Sauseschritt gelangt alles ins Publikum, nicht immer fass- und erfassbar, weil schon zur nächsten Aktion geschritten wird.

Und wer viel mit den technischen Errungenschaften im persönlichen Alltag zu tun hat, kann den Irrwitz von Lapsus dann verstehen, wenn er schon mal persönlich in einem richtigen kaum entwirrbaren «Gnüel» gestrandet ist.

In diesem Konsens ist verständlich, dass es irgendwann zum riesigen Absturz kommt; und der hat es in sich mit Knallern, Feuer, Schall und Rauch, mit Schreien und Beschwörungen durch Bruno und Theo. Dass sich das wieder einrenkt, grenzt an ein riesiges Wunder.

Und alles begann bereits vor der eigentlichen Aufführung. Bruno suchte Helfer im Publikum, es war zum technischen Mitvollziehen eingeladen. Ruth Tüscher, Präsidentin des einladenden Kulturvereins Glarus Süd, konnte ihre liebenswürdige Begrüssung gar nicht erst anbringen. Der wortgewaltige, charmante, zuweilen leicht schusselige Theo Hitzig übernahm diesen Part. Und ab dann ging es los, mit unnachahmlichem Geschick, absolut wortreich, mit einer Eleganz, die auf sorgfältigstes Einstudieren der echt fordernden Textfülle schliessen lässt. Da wird rumfabuliert, dass die Ohren zu wackeln und die involvierten Hirnwindungen zu vibrieren beginnen.

Ganz korrekt wird man einleitend mit den Geschäftsbedingungen bekannt gemacht; sie zu akzeptieren ist vornehme Pflicht. Dazu gehören beispielsweise die Standing Ovations am Schluss, die Anteil nehmende Begeisterung und das Akzeptieren eines Geschehens, das sogar die Interpretierenden überfordert – das technische Knowhow ist nicht immer überzeugend! So werden Daten abgesaugt und transferiert; es wird auf den Tasten rumgedrückt, als sei ein wildgewordenes Klavier zu bändigen; es werden alle Teile des Programms strukturiert; Dramatisches wird eingebaut; der Dream Day beginnt; der oder die Beglückte muss auf den Höhepunkt des Tages noch warten – und genau in einem dieser Momente geben die Batterien den Geist auf; Aufladen ist angesagt. Bruno und Theo tricksen, schliesslich kennt man sich, lotet aus, was noch möglich ist.

Und nach dem Aufladen – was übrigens nicht grad im ersten Anlauf tadellos klappt – wird weiteragiert. Bei der Programmierung hat sich ein Fehler eingenistet, Wortverdrehungen, fremde Sprachen – ein neuer Fundus tu sich für den Bürofachmann und den Hauswart auf.

Gar adrett, elegant und kunstvoll gerät «Art on Ice», verspielter kann Eistanz nicht sein. Bruno als Roboter taucht auf, eine Geburtstagsfeier für Theo Hitzig läuft aus dem Ruder, Diskussionen um Urheberrechtliches; das von Hackern inszenierte Chaos – dies und anderes lässt die Zeit im Schnellzugstempo vergehen.

Und das Finale hat es in sich – es ist «molto furioso», herzlich, charmant, witzig und vereint nochmals das gewaltige Mass an Kreativität, Spielfreude und Professionalität.