Die Matineen im Freulerpalast – stets handelt es sich über die jeweilige «Konzertsaison» hinweg vier sorgsam zusammengestellte Konzerte knapp vor der sonntäglichen Mittagszeit samt Einladung zum anschliessenden Verweilen im herrschaftlichen Garten – sind das Verdienst der Verantwortlichen des Freulerpalasts und der Stadtglarner Vilma und Daniel Zbinden. Der Beliebtheitsgrad ist derart gewachsen, dass im Saal nicht mehr alle Musikinteressierten Platz finden und sich anderswo hinsetzen müssen. Frühzeitiges Hingehen, um am «musikalischen Puls der Zeit» dabei zu sein, ist daher sehr empfehlenswert.
Und es waren Martina Joos (Blockflöte); Philipp Wagner (Barockoboe, Blockflöte); Aliza Vicente Aranda (Barockvioline); Alex Jellici (Barockcello) und Simon Vander Plaetse (Laute, Barockgitarre), die zu einem wundersamen musikalischen Verwöhnen, garniert mit wenigen verdeutlichenden Hinweisen, einluden, dank ihrer Spielkunst berechtigte Freude und Anteilnahme weckten.
Mit kurzen Werken von Georg Friedrich Händel (1685–1759); Georg Philipp Telemann (1681–1767); Arcangelo Corelli(1653–1713); François Couperin(1668–1733) und Jean – Philipp Rameau (1683–1764) wurde man über eine ganz besonders zusammengesetzte Konzertstunde hinweg verwöhnt. Man erfuhr aus berufenem Munde gar vieles über die überbordend reichhaltige Gefühlswelt der Barockzeit, sah sich in kurzweiligster Art mit Intrigen, Vergnügungen, Rache, Schlachtgetümmel, Tanz, Rumalbern, Schäkern, Liebe samt riesigste Sturm und Drang, aufkommender Dramatik, harmonischsten Abgestimmtheiten, Eleganz und Koketterien, zögerlichem Herantasten, lustvollen Lobpreisungen, hinterlistigem Vermuten, Traurigkeit, Leichtigkeit des Seins, schüchternen Annäherungsversuchen und anderem konfrontiert. Alles wechselte sich in gar kurzweiliger Art ab, wurde hervorragendst interpretiert. Dies mit einer Eleganz, riesigem Einfühlungsvermögen und gegenseitiger Abgestimmtheit, die ganz viel Bewunderung und Anteilnahme weckte.
Es kamen Virtuosität, spielerische Eleganz und Leichtigkeit auf, die in einer derartigen Vollkommenheit als wahre Perlen bezeichnet werden dürfen. Die Hingabe und riesige gegenseitige Aufmerksamkeit, das hurtige Umsetzen von spieltechnisch enorm Forderndem waren bewegend, weckten Staunen und riesige Freude. Zum perfekten, erfüllenden Gelingen dieses «musikalischen Märchens» gibt es nur die – zugegebenermassen etwas dilettantische – Frage, weshalb eine musikalische Märchenstunde in dieser wechselvollen Kompaktheit so schnell vergehen muss.
Märchenhaft ging es zuweilen schon zu und her; beispielsweise als sich eine Königin dem qualvollen Flammentod hingab, als man vom kompositorischen Gestaltungsreichtum des Arcangelo Corelli vernahm, die Grazien um damals dominierende Hofdamen verfolgte, sich Mürrisches und Zögerliches in Kleinstportionen anhören konnte, vernahm wie Ehrgeiz und Innigkeit aufklingen, wie beschwingt Tanzen sein kann.
Den Interpretierenden wurde mit verdient grosser Herzlichkeit gedankt, brillant angebotene Zugabe – eine Chaconne von Purcell – war so etwas wie ganz zauberhaft buntes Geschenkpapier einer Schachtel mit wahren Kostbarkeiten.