One Woman Show im Fabriktheater Schwanden

Gesang, Tanz, gestresst fordernder, stets unzufriedener Chef, Kartonschachteln aller Grössen mit teilweise sehr ungewohnten Inhalten, viel Backgroundmusik zu Chansons mit französischen und englischen Texten, umtriebige, leicht zerstreute Angestellte, die zu genauem und – bitteschön – endlich mal rassigem Arbeiten aufgefordert wird (dies durch den Chef namens Marti) – das ist Lanik mit ihrer One Woman Show. Ihre Solokarriere hat sie unlängst auf der Bühne des Fabriktheaters Schwanden gestartet.



Impressionen vo. der One Women Show von Lanik in Schwanden (Bilder: p.meier)
Impressionen vo. der One Women Show von Lanik in Schwanden (Bilder: p.meier)

Noch ist der Bühnenvorhang geschlossen, aus störender Dunkelheit heraus versucht sich Lanik zu orientieren. Was ist wo? Wie finde ich mich im Wirrwarr der verschieden grossen Kartons mit noch unbekannten Inhalten zurecht? Das ändert sich alles mit dem Einschalten der Beleuchtung. Lanik – im blauen Overall – wirbelt rum, schwankt zwischen Erfüllung ihrer nicht eben geliebten Alltagsarbeit, den scheinbar unaufschiebbar dringlichen telefonischen Anrufen ihres Chefs, Klängen eines kleinen Transistorradios, Inbetriebnahme eines alten Plattenspielers, Gesang, Tanz und Neugierde, was die noch unbekannten Inhalte der verschiedene, zum Teil mannshohen Kartons betrifft.

Es kommt, wie es eben kommen muss. Es wird mal ausgepackt und alles so drapiert, dass sich mit Sessel, Tischchen, Blumensträusschen und Sitzkissen ein klein wenig Wohnkomfort ergibt. Aufklappbare Spiegelflächen die grad noch als Schminktruhe dienen, Wand, die späteres Schattenspiel erlaubt, Behältnis mit feiner, schwarzer Abendrobe – alles hat irgendwann seinen Platz, wird szenengerecht, Kurzweil weckend eingesetzt.

Und würde der nervige Chef nicht immer anrufen, hätten Tanz, Gesang und Show weit mehr Raum. Lanik, eigentlich Annick Langlotz, könnte sich viel stärker entfalten – so wie es ihrem Naturell entspricht. Das wären szenische Inhalte, die so leicht, unbeschwert und heiter einherkommen, offenen Szenenapplaus provozieren und eine oft berührende Ganzheit bilden. Mit Leidenschaft, gesanglichem Geschick, kleinen Tanzeinlagen, unterbrochen von begreiflich Schusseligem – aber da ist der Chef schuld – fügen sich die bühnengerecht zusammenkonstruierten Impressionen. Es klingen Piaf-Lieder auf, es tragen englischsprachige Aussagen mit, man verlässt Laniks bühnengebundenen beruflichen Alltag bereitwillig und versteht, dass sie irgendwann kündigt. Sie will hinaus in jene Welt, die unabdingbar zu ihr gehört, die Kernanliegen der Show ist.

Geschickt eingefügt sind die Dialoge mit jener männlichen Stimme in einem der Kartons. Der Herr darin macht Lanik Mut, muntert sie zum Weiterspielen auf, sekundiert den Gesang, macht verdiente Komplimente, gibt zuweilen den Rhythmus eines Stücks vor, hält sich zurück, wenn es notwendig ist.

Ein Stromausfall – der eigentlich keiner ist – provoziert ganz kurze Dunkelheit, führt zur Pause im ausgeleuchteten Vorraum des Theaters. Bald geht es harmonisch, friedlich, mit viel Charme und gesanglichem Können weiter. Leichte, bekömmliche Kost, fern jeglicher Dramatik und irgendwie Belastendem gibt es zu geniessen, bereitwillig und kunstreich, mit hoher stilistischer Sicherheit ausgedrückt. Aus dem Off ist irgendwann ein Quiz angekündigt; den Hauptpreis geht nicht an Lanik. Sie gewinnt dafür die Komplimente aus einer der Schachteln – samt prächtigem Abendkleid, das ihr der «Karton-Lover» vermacht.

So geht denn alles in Minne zu Ende, mit viel verdientem Beifall und Laniks Dank an jene, die zum überzeugenden Gelingen beigetragen haben. Und es sind viele, die das Zustandekommen mitgestaltet haben.