Operettengala in Schwanden – Gast war das Sorbische Nationalensemble

Die Auskündigung des organisierenden Kulturvereins Glarus Süd hätte «gluschtiger» nicht sein können, war derart, dass man die eigenen vier Wände gerne verliess, sich mit garstigem Nebel auf dem Hin- und Rückweg bereitwillig auseinandersetzte, den Weg durch eine unübersehbar grosse Baustelle problemlos bis zum Gemeindezentrum fand, um sich dann hinzusetzen und nach oft willkommenem Gedankenaustausch das persönliche Einstimmen auf Kommendes vorzunehmen.



Impressionen von der Operetten-Gala im Gemeindezentrum in Schwanden (Bilder: p.meier)
Impressionen von der Operetten-Gala im Gemeindezentrum in Schwanden (Bilder: p.meier)

Operette, damit Leichtigkeit, viel Herzschmerz, zuweilen an der Oberfläche verharrende wirblige Vielfalt an Bewegendem, willkommene Leichtigkeit des irdischen Seins, Beschwingtheit, kunstvolles Ausgestalten der Interpretierenden, sorgsam Einstudiertes, breites Repertoire – alles war dank dem Sorbischen National-Ensemble mit exzellenten Musikerinnen und Musikern, ihrem bemerkenswert schnörkellos dirigierenden Peter Wesenauer , sympathischer Ansagerin, wirblig und anmutig ausgestaltenden Angehörigen des kleinen Ballettcorps und den beiden Solisten vorgegeben.

Und mit Beginn des attraktiv zusammengestellten Programms setzten Genuss, Anteilnahme, Vergnügen und begreifliches Staunen ein. Die Orchesterleute gestalteten riesig konzentriert, mit exzellenter Reife, Abgestimmtheit und Beseeltheit aus. Das war hohe Kunst, die zum überzeugenden Tragen kam. Die technische Reife, das sorgsame Akzentuieren und die Beschwingtheit waren ansteckend.

Mit munteren, nie ausufernden Ansagen zu den einzelnen Stücken wusste man sich inhaltlich ein klein wenig eingebunden, nahm oft wahr, was vorher kaum bekannt gewesen war. Das gedieh zu Beginn und – nach mehr als zwei Konzertstunden – am Schluss bis hin zur sorbischen Sprache.

Musik ist internationales Gut – was in diesem Fall für Insider dauerhaft unsterbliche Walzer und leicht schwülstige Texte bedeutet. Einst war das kenntnisreich auskomponiert worden. So klangen dann Inhalte auf, die mehr oder weniger «unter die Haut» gehen, in vielen Seelen für kurze oder längere Zeitspannen bleiben. Niemand konnte sich den «küssenden Lippen», dem hochromantischen «Ich hab dich lieb» oder dem «Land des Lächelns» entziehen. Es war einfach – ohne irgendwelche Einschränkungen – mächtig schön. Franz Lehar, Johann Strauss, Eric Satie, Polka, Walzer, Galopp und anderes klangen auf, verspielt, feinsinnig, dann wieder mit der notwendigen, verhalten angedeuteten Wucht; stets mit viel Können und Eleganz ausgespielt, bescherten willkommene Wärme und hohe Anteilnahme.
Bühnengerecht agierten die Solisten, anmutig und kunstvoll tanzend warteten gar Gelenkige auf, hoch war das gegenseitige Verständnis zwischen Musikern, Dirigent und Sängerin und Sänger. Das war perfekte Abgestimmtheit.

Irgendwann einmal war Zeit für die Pause. Ein «Perpetuum mobile» bot beste Voraussetzungen. So verliess denn der Dirigent seine Musiker, die gestalteten weiter aus – bis auch sie genug hatten, sogar die so feingliedrig ausgestaltenden Bläser zogen sich zurück. 

Und eine Pause zu beenden ist – angesichts gar vieler Gespräche und Aufenthalte im Foyer gar nicht so einfach. Aber auch mit Derartigem haben die Orchesterleute kein Problem. Man setzt sich hin, verdankt den Applaus jener, die im Saal geblieben sind, und spielt in Form einer freundlichen, beschwingten Einladung los.

Und schon wurde es wieder willkommen kurzweilig mit der Reise durch hin und wieder Vertrautem, dann Unbekanntem. Die erfreuliche Vielzahl der Gäste liess sich gerne verwöhnen Es war so viel Farbe, Kraft, Innigkeit und Wechselvollem. Ein unüberhörbares «Ah» und «Oh» galt dem Kleid der Ansagerin. Schmunzelnd kommentierte sie die Stofffülle.

Und irgendwann ergab sich eine Überraschung, die es in sich hatte. Geige, Alphorn und Dudelsack in solistischem Spiel hatte niemand erwartet. Das «Beresinalied» und anderes wurden mit viel Hingabe gespielt.
Aus «My Fair Lady» klang Bekanntes auf, Charleston, Tango, sogar Momente aus einer Schlittenfahrt wurden hörbar. Der verdiente, herzliche Applaus wollte nicht enden, es kam zu Zugaben und dem ganz herzlichen Dank von Ruth Tüscher an alle Mitwirkenden. Sie erhielten zu Recht ein ganz farbiges sehr glarnerisches Geschenk.