Orchestrina Chur – Saisoneröffnung des Kulturvereins

Gehaltvoll, bunt, wechselreich und willkommen vielfältig sind Inhalte, die mit der Musik von Orchestrina Chur unter Leitung von Anita Jehli und der Cembalistin Els Biesemans und der Saisoneröffnung des Kulturvereins Glarus Süd zu tun haben. Die herzliche Begrüssung durch Ruth Tüscher, Präsidentin des Kulturvereins, galt allen, die sich im Gemeindezentrum Schwanden eingefunden hatten.



Orchestrina Chur – Saisoneröffnung des Kulturvereins (Bilder: p.meier)
Orchestrina Chur – Saisoneröffnung des Kulturvereins (Bilder: p.meier)

Die bemerkenswert sorgsam und homogen ausgestaltenden Mitglieder des seit 1994 bestehenden Orchestrinas gastierten bereits zum dritten Mal in Schwanden, mit einem wiederum bunt zusammengesetzten Programm, das verschiedene musikalische Epochen bekannter machte. Die Kompositionen stammten von Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784), Sinfonia d-Moll F 65 für zwei Flöten und Streicher; Peter Mieg (1906–1990), Konzert für Cembalo (1954); Harald Genzmer (1909–2007), aus Elf Miniaturen für Streicher und Johann Sebastian Bach (1685–1750), Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052.

Die Orchesterleute gestalteten einfühlend, kenntnisreich und spieltechnisch überzeugend aus, behutsam, dann wieder deutlich akzentuierend, mit zuweilen angebrachter Zurückhaltung. Sie begleiteten die Solistin mit hohem Einfühlungsvermögen. Anita Jehli dirigierte mit viel Engagement, behutsam, präzise vorgebend, ohne jede Theatralik. Ihre Intentionen wurden mit hohem Engagement umgesetzt.
Es kamen gar viele Stimmungen auf, seien es munteres Dahineilen, kurzes Innehalten, verhaltener Jubel, forderndes Fragen, Aufnehmen von wirbligen Momenten des Cembalos, Behutsamkeiten, stiller Glanz, Behaglichkeit und Ruhe, klare, sehr prägnante Momente, Dahingleiten. Ein gar bunter Strauss an Emotionen kam zum Tragen.
Im mehrseitigen Programm war zu den einzelnen Stücken und den Komponisten begrüssenswert Vielfältiges enthalten. Herausgehoben seien Peter Mieg und Harald Genzmer. Mieg, Komponist, Maler und Publizist habe das schweizerische Kulturleben während Jahrzehnten geprägte. Er komponierte während einiger Zeit ausschliesslich auf Aufträge hin, wurde auch von Frank Martin beraten. Das interpretierte Werk wirkte ungewohnt eigenwillig, war Kontrast zu Bach`schen Kompositionen. Els Biesemans gestaltete mit viel Hingabe und virtuoser Reichhaltigkeit aus. Sie wusste sich vom Orchester klug und hoher Reife begleitet. Schrilles, allzu Lautmalerisches wurde vermieden. Die beiden Flötistinnen hatten zuweilen Forderndes zu meistern. Es ergab sich eine überzeugende Ganzheit, die man gerne aufnahm.
Harald Genzmers Schaffen ist – wiederum mit Bezug auf Programmhinweise – von Paul Hindemith massgeblich beeinflusst. Einige der elf Miniaturen für Streicher offenbarten spannend Abwechslungsreiches. Es wurde mit spürbarer Abgestimmtheit und willkommen abwechslungsreich ausgestaltet, kurzweilig und gefühlsstark.

Wirblig und ausdrucksreich klangen Inhalte des Cembalokonzerts von J. S. Bach auf. Man liess sich bereitwillig auf wohl vielen vertraute Harmonien, Unterhaltendes, zuweilen recht Leidenschaftliches, dann wieder Dahinperlendes mit grossem Spielfluss ein, liess sich mittragen, genoss Tänzerisches, Wirbliges, Frohmut und vornehme Zurückhaltung.

Man durfte an einer wertvollen Gesamtheit teilhaben, damit die Eröffnung der neuen Saison geniessen und sich mit dem Studium des beim Eingang aufgelegten Programms auf weitere Anlässe schon mal einstimmen.