Ortsplanung Glarus nimmt weiter Formen an

Am letzten Samstag präsentierte die Gemeinde Glarus eine weitere Entwicklungsstufe der Ortsplanung am 3. dazu organisierten Forum. Gleichzeitig stellte es einige Kernpunkte hier auch zur Diskussion.



Gemeinderat Christian Büttiker informiert am 3. Forum über die «brennendsten Eisen». (Bild: jhuber)
Gemeinderat Christian Büttiker informiert am 3. Forum über die «brennendsten Eisen». (Bild: jhuber)

Die Gemeinde Glarus schreitet bei der Ortsplanung und bei der Erstellung des kommunalen Richtplans weiter voran. Langsam wird es auch immer konkreter. So konnte der Gemeinderat und die Vertreter des beigezogenen Planungsbüros Metron genauere Vorstellungen den rund 100 Teilnehmern des 3. Forums in Netstal präsentieren. Und das Plenum begrüsste mehrheitlich die eingeschlagene Richtung und Visionen in der neuen Ortsplanung. Fragen, Anregungen und teilweise kritische Fragen wurden in den Diskussionsgruppen aufgenommen und für die weitere Ausarbeitung gesammelt.Vor allem die Idee der Kernerschliessung entlang der Bahnlinie stiess auf grosses Interesse.

Siedlung: Grenzen setzen und Zentren stärken

Ohne planerische Eingriffe tendiert die Siedlung in die Breite zu wachsen. Mit dem vorliegenden Richtplanentwurf will der Gemeinderat diese Entwicklung verhindern. Die Gemeinde soll dort wachsen, wo es aus raumplanerischer Sicht sinnvoll ist: in den Zentren und an gut erschlossenen Lagen. Diese angestrebte Entwicklung stärkt und belebt die Zentrumsgebiete und sichert den Wert der Landschaft. Das stärkt Glarus als attraktive Wohngemeinde und als beliebten Ausflugsort für den Tourismus. Zudem ist der Schutz der Landschaft eine wichtige Voraussetzung für die Landwirtschaft.
Wachstum in den Zentren heisst Verdichtung. Diese Innenentwicklung der Zentren bedarf grösster Sorgfalt. Ein behutsamer Umgang mit der historischen Bausubstanz ist ebenso unabdingbar wie eine qualitativ hochstehende Entwicklung neuer Siedlungsschwerpunkte (Entwicklungsschwerpunkte). Dem Ortsbildschutz und der Qualitätssicherung bei künftigen Bauprojekten muss ein besonderes Augenmerk geschenkt werden.

Der Richtplanentwurf sieht vor, dass in erster Linie der bestehende Siedlungskörper weiterentwickelt wird. Die geplanten Siedlungserweiterungen sind nicht als sofortige Einzonungen zu verstehen, sie sind lediglich eine planerische Festlegung der möglichen Ausdehnung der Siedlung: Wenn eine Siedlungserweiterung nötig und erwünscht ist, wird sie in diesen Gebieten stattfinden. Solche Wachstumsmöglichkeiten sind in allen vier Ortsteilen vorgesehen.

Landschaft: Freiräume als wichtiger Kontrast


Das Freiraumkonzept ist eine der zentralen Massnahmen im Bereich Landschaft. Dichte Zentren brauchen als Ergänzung grosszügige Freiräume. Plätze, Vorgärten, Hügel und Spielplätze, aber auch grosszügig gestaltete Strassenräume sind wichtige Erfolgsfaktoren für die angestrebte Qualität der Zentren und der Wohnquartiere in Glarus. Die erhöhte Dichte in den Zentren schafft Platz für grosszügige Freiräume.

Ausserhalb der Siedlung wird die Landschaft geschützt. Die verschiedenen Bedürfnisse von Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus sollen ausgewogen berücksichtigt werden. Der Grünkorridor (Siedlungstrenngürtel) und die klar definierten Siedlungsränder geben der Landschaft ein Profil, das sie als Erholungs- und Freiraum erkennbar machen.

In Glarus haben die Gewässer eine prägende Bedeutung. Früher waren sie ein gewichtiger Standortfaktor für die Industrie. Heute sind sie gleichzeitig Bedrohung (Hochwasser) und Qualität (Erholungsraum). Das wird im Richtplan thematisiert: Die weitgehenden Gewässerschutzvorschriften des Bundes werden durch die Verbreiterung des Flussraums erfüllt.

Der zusätzliche Platz dient im Fall des Hochwassers als Schutz des Siedlungsraums und bildet gleichzeitig ein interessantes Naherholungsgebiet für Wanderungen und Velofahrten.

Verkehr: Glarus verkehrt im Takt der Zeit

Vor allem in den Zentren ist die Belastung durch den Autoverkehr gross. Der grösste Teil des Verkehrs ist hausgemacht, der Anteil des Durchgangsverkehrs eher gering. Aufgrund dieser Tatsache darf die Wirkung einer Umfahrungsstrasse nicht überschätzt werden. Mit einem Ausbau des öffentlichen Verkehrs (Taktverdichtung und Ausbau des Bus- und Bahnangebots) und Verbesserungen für den Fuss- und Veloverkehr (sicherere und bessere Verbindungen von den Quartieren in die Zentren und zwischen den Quartieren) soll eine gute Alternative zum Auto geboten werden.

Der ursprünglich geplante Bahnhof Buchholz fand in der Forumsdiskussion wenig Unterstützung.

Der Gemeinderat hat daher entschieden, dieses wichtige Entwicklungsgebiet (Wohnen, Sport, Grossveranstaltungen) mit einem sehr guten Busangebot zu erschliessen und den Bahnhof nicht in den Richtplan aufzunehmen.

Ein neuer Vorschlag, der im Richtplan thematisiert wird, ist die sogenannte Kernerschliessungsstrasse des Zentrums von Glarus, welche die Reduktion und Umlagerung des Autoverkehrs im Zentrum von Glarus bezweckt. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei besonderen Anlässen das Zentrum vorübergehend für den Verkehr zu sperren. – Der Vorschlag der neuen Kernerschliessung hat komplexe Abhängigkeiten. So könnte der vorgesehene Umbau des Bahnhofs nicht wie geplant ausgeführt werden. Der Gemeinderat und die Planungskommission erachten den Vorschlag als prüfenswert. Entsprechende Abklärungen wurden in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse werden im Herbst 2012 erwartet.

Mitwirkung mit Wirkung

Richtpläne müssen vor ihrer Festsetzung öffentlich aufgelegt werden. Aufgrund dieser öffentlichen Bekanntmachung besteht die Möglichkeit, sich zu allen Inhalten des Richtplans zu äussern. Der Gemeinderat ist verpflichtet, zu allen Einwendungen Stellung zu nehmen.

Der Gemeinderat der Gemeinde Glarus führt zusätzlich zu diesem formellen Mitwirkungsverfahren ein breites öffentliches Mitwirkungsverfahren durch. An öffentlich ausgeschriebenen Foren, zu denen die Bevölkerung eingeladen ist, werden die wichtigsten Schritte der Ortsplanung präsentiert und diskutiert. Bisher fanden zwei solche Foren mit einer Beteiligung von rund 100 Personen statt. Am 3. Forum vom 9. Juni 2012 wird der Richtplanentwurf erstmals vorgestellt und diskutiert. Danach wird er auf der Website der Gemeinde Glarus veröffentlicht und bei der Gemeinde einsehbar.