Passende Strukturen schaffen

Am Mittwochabend, 8. Juni, informierten Gemeinderat Daniel Dobler, Dr. Rolf Hanimann, Verwaltungsratspräsident APGS, und Marianne Elmer, Präsidentin Spitex Sernftal, die Bevölkerung über die Pläne zur Zukunft der integrierten Gesundheitsversorgung in Glarus Süd und insbesondere im Sernftal, wo die Spitex Sernftal mit den APGS einen gemeinsamen Weg diskutieren.



Dr. Rolf Hanimann, Verwaltungsratspräsident APGS, informierte über den Projektstand Integrierte Gesundheitsversorgung Glarus Süd. (Foto: FJ)
Dr. Rolf Hanimann, Verwaltungsratspräsident APGS, informierte über den Projektstand Integrierte Gesundheitsversorgung Glarus Süd. (Foto: FJ)

«Eine Institution an drei Standorten mit Dienstleistungen aus einer Hand – damit begann es vor zwei Jahren», so Gemeinderat Daniel Dobler. «Mit dem neuen Pflege- und Betreuungsgesetz hat sich vieles geändert: Neu schliesst der Kanton Leistungsvereinbarung mit den Leistungsträgern, das hat Einfluss auf die Versorgungsplanung. Das Leben im Alter ist auch weiterhin eine zentrale Aufgabe in Glarus Süd. Mit beiden Spitex und APGS wurden aber die Leistungsvereinbarungen gekündigt auf Ende 2022 – nicht, weil wir unzufrieden wären, im Gegenteil, die Zusammenarbeit war sehr gut. Aber da der Kanton diese Vereinbarungen mit diesen Institutionen schliessen soll, wurden sie von der Gemeinde gekündigt.» Die Gemeinde, so Dobler, unterstütze einen gemeinsamen Weg der Spitexorganisationen mit den APGS. «Die Spitex Grosstal entschied für sich, dass sie auf einem eigenständigen Weg bleiben möchte. Spitex Sernftal und APGS haben die Zusammenarbeit vertieft.»

Zahlbar, nicht nur fürs Alter

Das Ziel, so Rolf Hanimann, sei eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung, die zahlbar ist und nahe, und die nicht nur eine Altersversorgung ist. Auf dieser Grundlage habe man eine Grundlage entwickelt, welche über eine Generation hinaus andauern könnte. «Die Selbstbestimmung im Alter nahm zu. Die Medizin hat sich entwickelt, man kann viel mehr ambulant machen und länger zu Hause bleiben, nicht nur aus Kostengründen, sondern weil es ein Bedürfnis ist. Doch das gibt Herausforderungen im ambulanten und im stationären Bereich. Die Arbeiten werden komplexer, es sind auch mehr Leute, die gepflegt werden müssen. Der stationäre Teil wird in Zukunft reduziert, der ambulante wächst, ist gefordert, bekommt komplexere Aufgaben.»

Die Regierung werde die Versorgungsplanung angehen mit der Fachstelle Pflege und Betreuung, geleitet durch Christine Bickel ab Oktober 2022, der Kanton mit allen Leistungserbringern Verhandlungen führen. «Wir möchten ein guter Partner sein für den Kanton und uns in seinem Sinne aufstellen.»

Miteinander gehen

Es werde auch intermediäre Strukturen zwischen ambulant und stationär geben, mit neuen Schnittstellen. «Miteinander können wir einander helfen, auch in Situationen, die allein nicht mehr gelöst werden können. Es ist tatsächlich ein existentielles Problem für uns Versorger. Wenn wir noch enger zusammenarbeiten, können wir eine Lösung finden, die Idee dazu: Integrierte Versorgung aus einer Hand. Da kann man das holen, was man braucht – aber nicht mehr», so Hanimann. Neben der kantonalen Eben brauche es auch eine «Drehscheibe» auf Stufe Gemeinde. Ein weiterer Schritt in der Pipeline: «Falls die Spitex Sernftal positiv dazu abstimmt, wird die Eigentümerstrategie neu definiert.» Es könne eine neue Institution entstehen mit neuen Aufgaben. «Doch es liegt noch Arbeit vor uns, 2025/2026 erst werden wir jene Infrastrukturen haben, die den geänderten Bedürfnissen entsprechen.»

Eine Menge Inputs

Marianne Elmer erläuterte kurz die Beweggründe der Spitex Sernftal. Man wolle die Gesundheitsversorgung im Tal stärken und für die Zukunft gut aufgleisen, gute Pflege und Betreuung anbieten und man hoffe, das Altersheim im Sernftal behalten zu können.» Die Herausforderungen: Die wachsende Komplexität der Aufgaben. Zudem sei es schwierig, Mitarbeitende zu finden. Im Sernftal stehen vier Pensionierungen bevor. Deshalb wolle man Synergien nutzen.

Am Abend waren fast alle dabei, die in Sachen Gesundheitsversorgung Rang und Namen haben. Sie brachten viele Gesichtspunkte in die Diskussion ein und wurden eingeladen, in der zuständigen Begleitgruppe mitzumachen. Der Vorschlag einer Pflegenden ist ein einfacheres Hin und Her zwischen ambulanter und stationärer Struktur. Daniel Dobler wies als Gemeinderat auf die Überkapazitäten in Glarus Süd hin, aber auch auf erste kreative Lösungen: So zieht in Schwanden der Kinderhort zum Alters- und Pflegeheim. Walter Elmer will den Spitex-Verein Sernftal auch nach einer allfälligen Fusion beibehalten, um weiterhin Ideen einbringen zu können. Auf die Frage, ob die Stellenpläne von Spitex und AH/PH nach einer Fusion zusammengerechnet würden, sagte Hanimann, es werde wohl einen Bereich ambulante Pflege geben, ähnlich wie bisher die Spitex, und einen Bereich der stationären Pflege. «Doch diese Bereiche werden sehr autonom arbeiten wollen und können.» Weiter wurden die Qualitätskriterien angemahnt, nach der Trägerschaft gefragt, nach der regionalen Vertretung in den zuständigen Gremien. Insbesondere müsse man weiter an den drei Standorten festhalten. Derzeit ist vieles offen, es bewegt sich viel, im intermediären Bereich müssen die Angebote erst entstehen, aber, so Rolf Hanimann: «Am Schluss sind wir im selben Boot und können die grossen Aufgaben, die auf uns zukommen, nur gemeinsam stemmen. Wir haben das Gefühl, dass eine Organisation unter einem Dach die wirkungsvollste Lösung ist», sei aber offen für verschiedene Wege der Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern. Es brauche niederschwellige Angebote an allen drei Standorten.