Die Orchestergesellschaft Zürich imponierte von seiner Grösse her. Schon lange nicht mehr hat ein so grosser Klangkörper den Weg in die Stadtkirche gefunden.
Eingestiegen wurde mit dem Adagietto aus der 5. Sinfonie von Gustav Mahler, das, verwendet als Filmmusik in Luchino Viscontis „Tod in Venedig“, weltweite Berühmtheit erlangte. Wie klang es da schwelgerisch-schleppend und weinerlich-sentimental. Wie gemacht als Einführung in einen besinnlichen Abend.
Drei Stücke von „Schindlers Liste“
In John Towner Williams` drei Stücken aus der Filmmusik zu „Schindlers Liste“ kam der gut 20-jährige Violinist Valentin Akçag zum Einsatz. Die erste war eine bekannte Melodie, lebhaft, tragisch und wiederum schwelgerisch, mit fehlerfreier, expressiver Solo-Violine. Das zweite Stück war rhythmisch stärker akzentuiert. Das dritte kam lauter, voluminöser und mit einem schönen Harfeneinsatz daher. Damit war die Reihe der Filmmusiken abgeschlossen.
Bachs Toccata und Fuge in d-Moll
Stadtkirchenorganist Emanuele Jannibelli haute auf der Empore virtuos in die Tasten der grossen Orgel. Machtvoll intonierte er das wohl mit Abstand bekannteste Orgelwerk europäischer Kunstmusik. Die Komposition besteht aus einer Toccata, also einem Präludium aus schnellen und vollgriffigen Akkorden, und aus einer sich anschliessenden vierstimmigen Fuge. Die beiden Sätze sind durch deutliche motivische und harmonische Bezüge miteinander verbunden. Bachs Toccata und Fuge in d-Moll ist das vielleicht fantastischste, dramatischste und überwältigendste Orgelwerk. Busoni hat das Werk zu einem virtuosen Klavierstück umgearbeitet. Hinzu kam an diesem Abend das bekannte „Ein feste Burg ist unser Gott“ BWV 720.
Mendelssohns „Reformationssinfonie“
Die „Reformationssinfonie“ op. 107 wurde 1830 für die Dreihundertjahrfeier der Augsburger Konfession komponiert, die dann wegen den revolutionären Ereignissen nicht stattfand. Daher kam die Uraufführung erst 1832 zustande, unter dem Titel „Sinfonie zur Feier der Kirchen-Revolution“. Mit der Gattung Sinfonie allein war schon ein Anspruch verbunden, darüber hinaus hat Mendelssohn in den Ecksätzen, dem eigentlichen Sitz der Bedeutung zu jener Zeit, auf den Anlass inhaltlich Bezug genommen. Die von ihm einbezogenen Elemente des Kirchenstils haben zu weitreichenden Konsequenzen für die Formanlage geführt. Die Tatsache, dass sich ein besonders dicht geknüpftes Netz von thematischen Beziehungen über die gesamte Sinfonie erstreckt, darf wohl als Beweis gelten für das Bestreben des Komponisten, etwas besonders Gehaltvolles zu bieten. Im vierten Satz kommt „Ein feste Burg ist unser Gott“ wieder vor. Besonders herauszustreichen ist vielleicht der zweite Satz mit seiner Fröhlichkeit.