Pestizid-Mehrfachbelastungen – zusätzliche Unbekannte bei Bienenvergiftungen

Im vergangenen Jahr wurden vier akute Bienenvergiftungen bestätigt. Beunruhigend sind die 2017 und 2018 in den untersuchten Proben vermehrt festgestellten Mehrfachbelastungen der Bienen durch Pestizide. Der Einfluss solcher Mischungen auf die Bienengesundheit ist zum heutigen Zeitpunkt kaum oder nicht erforscht.



Von Bienen fleissig besuchte Obstblüten (Bild: apiservice)
Von Bienen fleissig besuchte Obstblüten (Bild: apiservice)

Im Jahr 2018 meldeten 15 Imker dem Bienengesundheitsdienst ein auffälliges Bienensterben. In vier Fällen bestätigten Laboranalysen eine akute Vergiftung. Verantwortlich hierfür waren die Insektizide Bifenthrin und Chlorpyrifos sowie die Biozide Fipronil und Permethrin. Drei weitere Proben wiesen ebenfalls Pestizide auf. Das beobachtete Sterben der (Flug-)Bienen konnte aber nicht diesen Wirkstoffen zugeordnet werden, da die in den Bienen gefundene Menge dafür zu gering war. Die Fälle blieben darum ungeklärt. 

«Die Analysenresultate der uns zugestellten Bienenproben zeigen öfters Mehrfachbelastungen in den Bienen von 10 bis über 20 verschiedene Wirkstoffe in einer Probe», bemerkt Marianne Tschuy von der Meldestelle für Bienenvergiftungen, und präzisiert: «Da die Analysenmethoden ständig verbessert werden, können einerseits immer kleinere Mengen an Substanzen nachgewiesen werden. Andererseits hinterlässt unser aller Verhalten zwangsläufig Spuren in den Bienen und der Umwelt. Die langfristigen Auswirkungen solcher Pestizid-Mischungen auf die Bienenvölker sind kaum oder nicht bekannt.» 

Jeder umweltbewusste Mensch sollte darüber beunruhigt sein und sich überlegen, wie er selbst den Einsatz von Giftstoffen reduzieren kann; sei es in der Landwirtschaft, in öffentlichen Grünflächen, im privaten Garten oder in der eigenen Imkerei. Nebst aktiven Bestäubern sind Bienen wichtiger Bestandteil der Nahrung vieler Wildtiere, die dadurch gleichfalls Pestiziden ausgesetzt werden. Die Forschung ist hier klar gefordert: Die Landwirtschaft und die Imkerbranche brauchen ihre tatkräftige Unterstützung, um die Arbeitsmethoden zu verbessern und somit die Umwelt respektive die Bienen weniger zu belasten. 

Anders als Wildbienen und sonstige Bestäuber können Honigbienen Verluste oft unbemerkt ausgleichen. Spezialisten wie apiservice geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Vergiftungen deutlich höher liegt. Denn Betroffene melden sich oft zu spät oder gar nicht, es passieren Fehler bei Entnahme und Versand der Bienenprobe oder der Verlust der Flugbienen wird nicht entdeckt. Speziell im Frühling müssen Imkerinnen und Imker die Volksentwicklung im Auge behalten. Regelmässige Besuche am Bienenstand sowie ein aufmerksames Beobachten des Flugbetriebs und der Bienenmasse sind angesagt, ebenso ein rasches Reagieren beim Feststellen von Unregelmässigkeiten. 

Je nach Wetter wird im Frühling insbesondere der Obstbau vor grosse Herausforderungen gestellt. Da diese Kulturen von den Bienen äusserst gern besucht werden, haben Fehler bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln fatale Auswirkungen. Der Bienengesundheitsdienst ruft daher zu grösster Vorsicht auf. Er bittet neben Landwirten auch Gärtner und Private darum, auf Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel möglichst zu verzichten oder falls nicht zu vermeiden, diese nur ausserhalb des Bienenflugs anzuwenden und nicht in offene Blüten zu spritzen. apiservice • Jakob-Signer-Strasse 4 • 9050 Appenzell • www.apiservice.ch 

  1. Informationen zu den Vergiftungen finden Sie im Bericht Bienenvergiftungen 2018: Ü www.bienen.ch/de/themen/bienengesundheit/bienenvergiftungen.html