Peter Bichsel – Zimmer 202

Es sind vor allem einzelne Sätze von Peter Bichsel, die den Leser in ihren Bann ziehen. Sätze, die sehr starken Bezug auf das Leben, auf die Gegenwart haben. Dies kam auch im Dokumentarfilm Zimmer 202 von Eric Bergkraut eindrücklich zum Ausdruck. Zu sehen war der Film am vergangenen Samstag in der Buchhandlung Wortreich in Glarus. An diesem Abend war auch der Regisseur persönlich anwesend.



ob er die Reise nach Paris auch wirklich antreten wird. (Bild: zvg)
ob er die Reise nach Paris auch wirklich antreten wird. (Bild: zvg)

Der einzige populäre Schweizer Intellektuelle, Peter Bichsel, ist wie eine hintersinnige, kluge Verkörperung des Schweizertums. Aber kennen wir ihn auch wirklich, unseren modernen Volksschriftsteller? Der Dokumentarfilm «Zimmer 202 – Peter Bichsel in Paris» von Regisseur Eric Bergkraut vermittelt auf wunderbare, kluge Art die nötigen Informationen zur Person und einiges mehr.

Bichsel – der Zigarettenraucher

Wörtlich Bichsel im Dokumentarfilm der in gemütlicher Atmosphäre in der Buchhandlung und Antiquariat Wortreich vorgeführt wurde. «Ich mag Filme, in denen geraucht wird. Je mehr, desto besser. Das ist keine Leidenschaft, sondern eine Schwäche», sagt er am Ende des Films über das Rauchen. Genau. Und weil es die Schwächen sind, die einen Menschen interessant machen, sind die besten Filme diejenigen, in denen noch der hinterletzte Komparse mit einer Zigarette im Mundwinkel durchs Bild latscht. Macht Sinn, oder? Nein? In <link http: outnow.ch movies zimmer202>Zimmer 202 werden viele Zigaretten geraucht. Gemütlich, unspektakulär und sehr, sehr schweizerisch. An der Seite von Peter Bichsel wirkt sogar Paris wie eine Deutschschweizer Kleinstadt.

Teils amüsant, teils kritisch

Peter Bichsel ist trotz seiner 75 Jahre durchaus kein seniler Opa, der seine Zuhörer zu Tode schwafelt. Seine Bemerkungen zu allen möglichen Themen bestehen meist aus zwei, drei Sätzen und einer Pointe. Fertig. Was er sagt, ist teils amüsant, teils kritisch, teils scharfsinnig und immer in seiner nasal-melodiösen Sprechweise vorgetragen, die den Zuhörer im Lauf des Films in einen beinahe meditativen Zustand verfallen lässt. Sparsam werden Zitate, alte Fotos und Fernsehmaterial eingestreut sowie kleine Ausflüge unternommen, unter anderem in Bichsels Solothurner Stammkneippe und an ein Klassentreffen.

<link http: outnow.ch movies zimmer202>Zimmer 202 ist ein ruhiger, zum Nachdenken anregender Film, nichts Spektakuläres, nur ein kleiner Dokumentarfilm über Peter Bichsel mit Peter Bichsel – und dabei ein sehr gelungenes Porträt des wahrscheinlich wichtigsten lebenden Schriftstellers der Schweiz.

Nach der Vorführung stellte sich der Regisseur Bergkraut noch den verschiedenen Fragen der Anwesenden, die sich vor allem lobend über das Werk äusserten. «Ich habe mit diesem Film meine Ideen verwirklicht und Peter Bichsel hat zu keiner Zeit versucht, Einfluss auf den Inhalt des Filmes zu nehmen.» Es war, so Bergkraut am Schluss, eine ganz spezielle und zum Teil auch herausfordernde Aufgabe. Die Familie Pellicciotta haben es einmal mehr geschafft, mit einem speziellen Film ein sehr interessiertes Publikum anzusprechen und für eine gediegene Stimmung zu sorgen.