Peter Wehrli, Martin Landolt und andere im «wortreich» Glarus

Dass sich hinter dem Pseudonym Koni Fehr ein Kundiger, das Geschehen sorgsam Betrachtender, mit zuweilen spitzer Feder Kommentierender versteckt, war vielen Szenekennern bekannt. Dass der Verfasser zahlloser Kolumnen in der glarnerWoche sich aus seinem «Schattendasein» längst rausgelöst hat, erstaunt nicht eigentlich. Koni Fehr hat das Verfassen seiner wöchentlichen Kolumne aufgegeben, hat aber eine Vielzahl in Buchform – bereits zum 3. Mal – publiziert.



Peter Wehrli, Martin Landolt und andere im «wortreich» Glarus

Kürzlich stellte er einen verschwindend kleinen Teil seiner Geschichten, die in «The end … is open» auf beinahe 260 Seiten enthalten sind, in der Kulturbuchhandlung «wortreich» in Glarus vor. Viele kamen – und niemand hatte den Wechsel aus der warmen Stube durch eine erwiesenermassen ungastlich nasskalte, garstige Nacht an die Abläschstrasse Glarus zu bereuen. Koni Fehr, alias Peter Wehrli, empfing die Gäste nicht allein. Auf der kleinen Bühne in der noch immer kleinen Hauptstadt standen auch andere.

Gewohnt herzlich begrüsste Geschäftsleiterin Christa Pellicciotta. Eva Zopfi, Leiterin des Somedia-Buchverlags, zeigte gar umfassend auf, welche Schwerpunkte den Verlag auszeichnen. Regionales dominiere. Jedes Jahr kämen rund 97 000 Titel auf den gesegnet reichhaltigen Markt. Lesen sei einfach immer bereichernd. Sie fragte sich, wie sich ein Autor wohl fühle, wenn die Arbeit an seinem jeweiligen Buch abgeschlossen sei. Dringend empfahl sie Peter Wehrli das Weiterführen von Vergnüglichem, Pfiffigem, Scharfsinnigem, Pointiertem und Besinnlichem. Sie übergab für kommende Aufgaben schon mal ein noch leeres Buch. Ins Geschehen einbezogen war auch Maya Rhyner, die ungemein schöne fotografische Impressionen aus dem Glarnerland zu den geschriebenen Texten angefügt hat. Sie erweist sich als einfühlend Betrachtende und kunstsinnig zusammenfügende Fachfrau.

Martin Landolt verfasste das Vorwort zum präsentierten Buch. Er lernte dessen Verfasser einst – als Peter Wehrli der Kaufmännischen Berufsschule Glarus als Rektor vorstand und der Fusionsprozess der glarnerischen Gemeinden zuweilen leidenschaftlich diskutiert wurde – als begeisternde, engagiert und offen formulierende Person kennen. Das führte zur Zusammenarbeit in einem vorberatenden Gremium. Landolts Vorwort trägt den Titel «Unter uns» und zeigt, wie Peter Wehrli einen imaginären Spiegel hochhält. Köpfe aus unserer Gesellschaft werden sich darin erkennen, die Offenheit, Ehrlichkeit, Direktheit und eine zuweilen unbequeme Charakterisierung zur Kenntnis nehmen, sich dann ärgern, freuen, schmunzeln, reagieren – je nach Befindlichkeit.

Maya Rhyner äusserte sich zu ihren inhaltsstarken, einfach schönen Landschaftsbildern, betreffe das nun einen Bergheuet, verschneite Landschaften, majestätische Gipfel oder anderes. Und plötzlich dominierten nicht mehr Worte und Bilder, an deren Platz trat Musik. Für viele war es überraschend, dass sich Peter Wehrli plötzlich mit einer Gitarre ausrüstete, hinter einem Notenständer Platz nahm, einen Hut aufsetzte – das gehöre zu einem veritablen Musiker – und von unbekannten Anfängen aus seinem Leben zu erzählen begann. Er gab viel Persönliches aus jener Zeit preis. Damals herrschte das wilde ungezügelte Leben mit Drogen, freier Liebe und Alkohol, das zuweilen ausschweifende Sein im Da und Dort.

Wehrli sah sich damals als Musiker auf vielleicht zukünftig grossen Bühnen. Als 14-Jähriger übte er noch in der Werkstatt der Grosseltern. Eine Band wurde gegründet. Die Werkstatt war zugleich Aufführungsstätte. Es ging dann punkto Musikalischem nicht so gradlinig weiter. Der Durchbruch fand gar nie statt. Wehrli zeigte auf, was musikalisch damals Trumpf war, grossen Anklang fand, was dauernd verlangt, mitgesungen und mitgetanzt wurde. Wehrli erzählte wenig, umso mehr sang er, mit klarer, starker Stimme. Das Verrauchte, leicht Verruchte fehlte – war auch nicht erforderlich. Plötzlich fand man sich in einer Szene wieder, die nicht einfach einst gelebte Vergangenheit ist. Vieles bewegt auch heute, könnte aus der Jetzt-Zeit stammen. Das war die Geschichte von Gölä oder jene von einem engen Verwandten, der dank Operationen zur Frau wurde und mit diesem Doppelleben kaum zurecht kam. Wehrli hatte mit seinem Auftritt im «wortreich» ein derartiges Konfrontieren wohl bewusst gewählt.

Und zu Wehrlis Musik fügten sich inhaltlich starke Auftritte des Gitarristen und Sängers Martin Lehmann, Schwanden, und des so bewegend gestaltenden Perkussionisten Massa Koné, Mali und Glarus. Es verwoben sich zwei kulturelle Verständnisse in starker Art. Beseeltheit, Leidenschaft, Träumereien, Sehnen nach Weite kamen auf, schienen im Raum kurz zu verharren, um urplötzlich anderem Platz zu machen. Die Vielfalt passte zu Wehrlis literarischer Welt, zu seinen Momentaufnahmen.

Und beim offerierten Apéro klang das vorweihnächtliche Begegnen aus.