Petri Heil!

Fischen war schon immer eine meiner grossen Leidenschaften. Aber mit der Betonung auf «war».



Fischen heisst Geduld zu haben, (Bild: zvg)
Fischen heisst Geduld zu haben, (Bild: zvg)

In meinen Jugendjahren kaufte mir mein Vater eine Angelrute, und damit ging’s natürlich gleich ins Klöntal. Mit der Angelrute auf dem Rücken, einer Handvoll Würmer und einem kleinen Plastikeimer radelte ich über Riedern bis zum Rhodannenberg. Ich setzte mich also an den See, stülpte einen Wurm über den Hacken und warf ihn ins Wasser. Nun hiess es warten. Doch wie lange? Ich hatte keine Ahnung vom Fischen. So schwer konnte es doch nicht sein. Aber es geschah nichts. Nach einer Weile zog ich den Haken ein und musste feststellen, dass der Wurm verschwunden war, aber weit und breit kein Fisch, der am Haken hing. Nicht aufgeben, sagte ich mir. Ein neuer Wurm, ein neuer Wurf, ein neues Warten.

Fischen heisst Geduld zu haben, und das versuchte ich nun auch. Immer und immer wieder warf ich die armen Würmer ins Wasser. Und immer und immer wieder dasselbe. Nämlich nichts. Nach einer ganzen Weile kam ein anderer Fischer vorbei und wollte mir erklären, dass dies hier ein ganz schlechter Platz zum Fischen sei. Doch ich glaubte ihm nicht. Vielleicht war es ja ein ganz guter Platz, und er wollte mich nur weghaben. Ich blieb. Nach vielen, sehr vielen, erfolglosen Versuchen wollte ich schon aufgeben, als plötzlich der rote Zapfen verschwand. Schnell zog ich an der Rute. Und ja, ja, ja, ja! Ich hatte einen Fisch gefangen. Über die Grösse des Objektes möchte ich jetzt hier nicht sprechen. Nur so viel, es gab eine kleine Mahlzeit für meine Katze.

Nach diesem, nicht so erfolgreichen Start in mein Fischerleben vergingen Jahre, um genau zu sein, waren es 25, bis ich es wieder einmal versuchen wollte. Damals waren meine Frau und ich für 4 Jahre in San Francisco. Küste, Pazifik, Meer. Da wird es doch wohl Fische geben. Diesmal packte ich es aber anders an. Ich liess mich in einem Anglergeschäft ausführlich beraten. So machte ich mich eines Tages gut ausgerüstet ans Werk mit der Hoffnung, ein gutes Fischmahl für den Abend nach Hause zu bringen. Platz zum Fischen gab es genug. Ich fuhr von San Francisco über die Golden Gate Brücke. Gleich unter dem nördlichen Ende der Brücke gab es einen bekannten Fischersteg. Immer wieder konnte ich dort Fischer beobachten. Da muss ich hin, dachte ich mir. An diesem Morgen war ich alleine. Das ist mir recht. Es sollte mir bei meinen eventuellen Misserfolgen niemand zusehen. So sass ich also am Meer und badete meine Würmer. Die Sonne schien und die Temperatur war sehr angenehm, also keinen Grund die Aktion frühzeitig abzubrechen. Ich genoss die Zeit und die Umgebung und wartete. Doch nichts geschah. Nicht ein einziges kleines Fischlein. Es musste ja nicht gleich ein Marlin oder Thunfisch sein. Nein, ich wäre schon mit weniger zufrieden gewesen. Nun sass ich also da und übte mich in Geduld. Da taucht einige Meter von mir entfernt plötzlich ein Seelöwe aus dem Wasser auf, schaut mich verwundert an, grunzte einige Male und verschwand wieder.

Nein, so nicht! Ich lasse mich nicht von Seelöwen auslachen, die mit grosser Wahrscheinlichkeit schon alle Fische gefressen oder zumindest vertrieben hatten. Ich packte meine sieben Sachen zusammen, und damit beschloss ich, meine Fischerkarriere zu beenden.

Das war es nun also – das Ende. Seither sind schon wieder einige Jahre vergangen. Und manchmal ertappe ich mich dabei, doch wieder in die Fischerei einzusteigen. Wie, wann und insbesondere wo werde ich hier nicht verraten. Aber sollten Sie mich mal an einem Gewässer beim Fischen antreffen, so fragen Sie mich nie, ob ich Glück hatte. Es könnte durchaus sein, dass ich in Fischerlatein verfalle und ihnen einen riesigen Bären aufbinde. Petri Heil!