Pfarrer Ulrich Knoepfel verabschiedet

Viel Wehmut und Dankbarkeit bekam Pfarrer Ulrich Knoepfel am Abschiedsgottesdienst in Obstalden zu spüren. Nach 23 Jahren verlässt er das Gemeindepfarramt.



Ulrich Knoepfel hat sich als Gemeindepfarrer verabschiedet
Ulrich Knoepfel hat sich als Gemeindepfarrer verabschiedet

Eine volle Kirche nahm am Sonntagnachmittag Abschied von Pfarrer Ulrich Knoepfel. Er war während 23 Jahren Pfarrer von Kerenzen gewesen und zuletzt einer der drei Gemeindepfarrer im Kirchenkreis Glarus Nord. Der feierliche Gottesdienst war geprägt von einer prägnanten Predigt, von Reden voller Wehmut und Dankbarkeit sowie von viel Musik. Als Überraschung sang ein Ad-hoc-Chor unter Leitung von David Kobelt.

Bleibt der Kirche erhalten

Ulrich Knoepfel zeigte sich verlegen: «So viele Leute, alle wegen mir ...» Er nehme Abschied vom Gemeindepfarramt, nicht aber von der Landeskirche. Im Gegenteil: Er hoffe, sich vermehrt engagieren zu können, auch schweizerisch und international, betonte der kantonale Kirchenratspräsident der Reformierten Landeskirche, der seit Anfang Jahr auch Mitglied des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes ist.

In seiner Predigt äusserte er Gedanken zu Glauben und Kirche sein heute. Es ging dabei um Paradoxien: um den Menschen als paradoxes Wesen, um die Paradoxie des Heils und um die paradox-heilsame Verkündigung. Schon die Grundformel unseres Glaubens, Jesus Christus, sei paradox. Aber wir müssten uns nicht schämen wegen unserer paradoxen Botschaft. Die Paradoxien des Glaubens redeten zu Herz und Seele, dessen Saite ins Schwingen komme.

Mariann Münzberg, Präsidentin des Kirchenkreises Glarus Nord, würdigte die stets aktuellen und zeitgemässen Predigten: «Uli kann uns mit seinen Worten fesseln, zu Gedanken anstossen, und manchmal hat man das Gefühl gehabt, wir sitzen im Theater.» Er sei im Innern jung, dynamisch, wissbegierig und offen für viel Neues geblieben.

Auf dem Boden geblieben

Der scheidende Pfarrer habe sich in den vergangenen Jahren zu einem verlässlichen, festen Felsen in der Glarner Kirche entwickelt und sei weit herum vernetzt, sagte Walter Schaub, Präsident der Kirchgemeinde Kerenzen. Dennoch sei er immer auf dem Boden geblieben und sehe der Realität in die Augen: «Du erkennst den Bedeutungsverlust der Kirche – nimmst ihn aber nicht einfach als gottgegeben hin. Du willst in die Offensive gehen.»

Dem katholischen Dekan Harald Eichhorn war es ein tief empfundenes Anliegen, zu danken für den «freundlichen und freundschaftlichen Umgang, das Wohlwollen und die Bereitschaft für eine wahre ökumenische Zusammenarbeit». Diese sei wichtiger denn je.

In seinen Dankesworten betonte Ulrich Knoepfel, dass er mit seiner Familie auf Kerenzen sehr offen empfangen worden sei: «Es hat für uns alle gestimmt.» Vor allem dankte er seiner Frau Christine, die sein Theologiestudium überhaupt ermöglicht hätte und immer an seiner Seite gestanden sei. Die Familie wird im Frühling nach Mühlehorn umziehen.

«Adiö mitenand und dangge viilmal», sagte er zum Schluss des zweistündigen Gottesdienstes. Die Anwesenden dankten ihm mit einem langen, kräftigen Applaus.

Beim folgenden Apéro riche platzte der «Sternen»-Saal fast aus allen Nähten. Hier wurde Ulrich Knoepfel noch von den beiden anderen Pfarrpersonen des Kirchenkreises Glarus Nord, Christina Brüll Beck und Jens Liedtke, verabschiedet.