Pfarrer Walter Lüssi verabschiedet

Mit einem besonderen Gottesdienst zum Thema «Uf dr Suechi nach Gottt» in der Stadtkirche Glarus und einer fröhlichen Feier im Fridolinsheim wurde Walter Lüssi am Sonntag aus dem Pfarramt für Menschen mit einer geistigen Behinderung verabschiedet.



Sie gestalteten den eindrücklichen Gottesdienst in Glarus: Pfarrer Walter Lüssi (vorne Mitte) und Mitarbeitende des glarnerstegs. (Bild: zvg)
Sie gestalteten den eindrücklichen Gottesdienst in Glarus: Pfarrer Walter Lüssi (vorne Mitte) und Mitarbeitende des glarnerstegs. (Bild: zvg)

Mit Fernglas und Lupe suchten Mitarbeitende des glarnerstegs im Gottesdienst nach Gott. Auf die Frage, ob sie etwas gefunden hätten, kam die Antwort: «Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.» Entdeckt hatten sie einen besonderen Stern, Fotos von schönen Dingen, Sonnenblumen – aber nicht Gott. «Vielleicht ist das Staunen so etwas wie der Anfang vom Glauben», meinte Pfarrer Walter Lüssi. Gott habe den Menschen erschaffen als Bild von Gott. In eigenen Worten erzählte er die Geschichte von Adam und Eva, die in Einklang, Frieden und Harmonie miteinander gelebt hätten. Zu leisem Orgelspiel marschierten die Mitarbeitenden des glarnerstegs anschliessend mit Bilderrahmen in der Stadtkirche umher. «Wenn wir uns anschauen, sehen wir ein Bild von Gott, auch wenn wir nicht mehr im Paradies leben», sagte Walter Lüssi dazu. Gott habe uns mit dem Glauben die Fähigkeit gegeben, Augen und Sinne zu öffnen.

Mehr als 100 feierten

Die Begleitkommission und die Personalkommission der Evangelisch-Reformierten Landeskirche gestalteten anschliessend zusammen mit dem glarnersteg im Fridolinsheim ein fröhliches Fest. Mehr als 100 Personen nahmen daran teil. «Walter Lüssi hat sich kein offizielles Essen mit vielen Reden, sondern ein umkompliziertes und fröhliches Fest mit allen, die ihn in den vergangenen 13 Jahren begleitet haben, gewünscht», sagte Brigitte Baumgartner, kantonale Kirchenrätin und Präsidentin der Begleitkommission. Sie führte gemeinsam mit Kirchenrat Walter Elmer durch das Fest, welches von der «Rägebogeband» mit Musik und Tanz bereichert wurde. Doch ganz ohne Reden ging es natürlich nicht. «Alle hatten dich sehr gerne, du hast immer den Menschen in den Mittelpunkt gestellt», betonte Brigitte Baumgartner. Das Behindertenpfarramt sei für den Scheidenden nicht nur Beruf, sondern auch Berufung gewesen. Kirchenratspräsident Alfred Meier würdigte speziell die herzliche Art und die herzhafte Arbeit von Walter Lüssi. Gaby Ferndriger dankte im Namen von insieme/cerebral: «Du hast in kurzer Zeit enorm viel bewegt.» Und Franz Horat, Leiter glarnersteg, führte aus, wie die behinderten Menschen immer sehnsüchtig auf Walter Lüssi gewartet hätten: «Es ist sehr viel Berührendes entstanden, du hast viel Freude gegeben.»

Viel gelernt

«Es ist ein recht grosser Abschied für mich», sagte der Scheidende zum Schluss. Er war insgesamt 24 Jahre im Dienst der Reformierten Landeskirche gestanden, davon 13 Jahre im Pfarramt für Menschen mit einer geistigen Behinderung. In der anspruchsvollen Tätigkeit habe er viel gelernt: «Ich hatte die Chance, gemeinsam mit den behinderten Menschen die richtigen Worte, Wärme und viele Farben zu finden.» Aus einem irren Tempo sei er jeweils gekommen und dann heilsam verlangsamt worden. So schwang denn auch Wehmut in seinen Worten mit: «Ich bin heute auch traurig, trotz dem fröhlichen Fest.»