Pfingstmusik mit Bach und Mendelssohn

Der junge Dirigent David Kobelt interpretierte mit der Kantorei Niederurnen am Freitagabend in der reformierten Kirche von Niederurnen Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy, die um das Thema Pfingsten kreisen. Unterstützt wurde der Chor durch ein Streichorchester und Gesangssolisten



Dirigent David Kobelt mit Orchester und seiner Kantorei
Dirigent David Kobelt mit Orchester und seiner Kantorei

In der gut gefüllten reformierten Kirche von Niederurnen bewies Dirigent David Kobelt, dass er im Glarnerland endgültig zu den Meistern seines Fachs aufgestiegen ist. Das zeigte sich anhand des guten Chorklanges der Kantorei, welche die anspruchsvolle Literatur in allen Registern sehr gut bewältigte und über einen vollen Chorklang verfügt. Aber auch das kleine begleitende Streichorchester und die Gesangssolisten sowie weitere Musikerinnen und Musiker spielten gekonnt und waren mit viel Engagement bei der Sache. Zu beginn erklang Bachs Sinfonia in h-Moll, die von insgesamt sieben Musikern und mit Traversflöte und Orgel zu Gehör gebracht wurde.

Bachs Kantate „Erwünschtes Freudenlicht“

Bei Bachs Kantate Nr. 184 „Erwünschtes Freudenlicht“ mit Chor, Orchester, zwei Traversflöten sowie Continuo kamen alle Solisten – Sopran, Alt, Tenor und Bariton – zum Zug. Tenor Tino Brütsch, der auf eine reiche Konzerttätigkeit im In- und Ausland zurückblicken kann, brillierte in der Tenorarie und zeigte in den beiden Rezitativen sprachliche und gesangliche Dramatik in feiner Zeichnung. Die Sopranistin Beatrice Stark-Tanner und die erst 22-jährige Schoschana Kobelt (Alt) konzertierten im erhebenden Duett «Gesegnete Christen, glückselige Herde». Im Choral und im anschliessenden Coro stellte die Kantorei – im Zusammenklang mit dem Solistenquartett –, ihr Können unter Beweis.

Mendelssohns Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“

David Kobelt setzte darauf Mendelssohns Choral-Kantate «Wer nur den lieben Gott lässt walten» für Chor, Streicher und Sopran-Solo bewusst zwischen die beiden Bach-Kantaten. Das Werk entstand 1829, also zeitlich in unmittelbarer Nähe der Wiederaufführung von Bachs Matthäuspassion. Die Kantorei meisterte die teilweise sehr anspruchsvolle Polyphonie von Mendelssohns Komposition brillant und auch Beatrice Stark-Tanner bewies ihr hohes Können in der Sopran-Arie. Den Abschluss machte ein hymnisch gesungener Choral zu flinken Bewegungen in den Streichern.

Bach: Kantate „Erhöhtes Fleisch und Blut“

Bachs Kantate Nr. 173 in D-Dur verbindet thematisch Auferstehung und Pfingstfest. Bei diesem Werk kam das ganze Orchester, bestehend aus acht Musikerinnen und Musikern, unter anderem mit zwei Traversflöten und Continuo, zum Einsatz. In der schnellen Altarie «Gott will, o ihr Menschenkinder, an euch grosse Dinge tun» zeigte Schoschana Kobelt, dass sie – trotz ihrer Jugend – eine komplexe Altpartie zu bewältigen und zu interpretieren weiss. Das Duett von Bass und Sopran – begleitet vom sanften Klang der Traversflöten – intonierte das zentrale Bibelwort «So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn uns gibt», dem Bach auch seine Kantate Nr. 68 gewidmet hat. Nach einem ergreifenden Rezitativ – ein Duett von Sopran und Tenor – gelang der Kantorei Niederurnen ein krönender Abschluss mit mit der eindringlichen Bitte um die Sendung des Pfingstgeistes: «Rühre, Höchster, unsern Geist».