Pilotinnen und Piloten der Rehkitz-Rettung Glarnerland sind 2023 gerüstet

Wenige Wochen vor dem Setzen der Rehkitze haben sich das 7-köpfige Glarner Drohnen-Pilotenteam, Vertreter der Kantonalen Hegekommission sowie Nachwuchspiloten aus dem Glarnerland und der näheren Umgebung im Gemeindehaussaal in Haslen zu einem ersten Briefing getroffen. Im Zentrum standen Themen wie die Umsetzung und Übernahme der EU-Regulierungspflicht, die Registrierung als Pilot und deren Drohnen sowie über die bevorstehenden Piloten-Refreshing-Kurse sowie die Nachwuchsförderung und Ausbildung zu Nachwuchs-Dohnenpiloten und -Pilotinnen.



Rehkitz-Rettung Glarnerland tagte im Gemeindehaus-Saal in Haslen. Markus Wigger, Stv. Einsatzleiter der «Rehkitzrettung Glarnerland» (Bilder: hasp)
Rehkitz-Rettung Glarnerland tagte im Gemeindehaus-Saal in Haslen. Markus Wigger, Stv. Einsatzleiter der «Rehkitzrettung Glarnerland» (Bilder: hasp)

Überrascht und sichtlich erfreut über den Grossaufmarsch der Glarner Drohnenpiloten, des Glarner Piloten-Nachwuchses und einiger Gäste durfte Stefan Imhof, Projektleiter «Rehkitzrettung Glarnerland» die Anwesenden herzlich zum 1. Jahres-Briefing willkommen heissen. Im Anschluss informierte Markus Wigger, Technischer Leiter und stellvertretender Einsatzleiter der Rehkitzrettung Glarnerland, die Anwesenden kompetent über die Aufgabe der Drohnenpiloten und ihren Helfern auf die Saison 2023 hin, die Umsetzung und Übernahme der EU-Regulierungspflicht, die Registrierung sowie über die im Jahr 2023 stattfindenden Piloten-Refreshing Kurse sowie die Ausbildung und Prüfungen von angehenden Nachwuchs-Drohnenpiloten.

Gemeinsam Rehkitze retten!

Der Kanton Glarus weist auf seiner Kantonsfläche zahlreiche Wiesen auf, welche durch die Landwirte gemäht werden. Diese Wiesen sind wichtige Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen, welche vom regelmässigen Mähen profitieren. Leider werden dabei auch Rehkitze vermäht, welche in den ersten Lebenswochen mit dem gepunkteten Fell gut getarnt sind und sich im hohen Gras ducken. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2019 eine Arbeitsgruppe bestehend aus dem Glarner Jagdverein, dem Kantonalen Amt für Jagd und Fischerei, dem Naturschutzverband Pro Natura Glarus, dem Tierschutzverein Glarus, der Kantonalen Hegekommission und einem Vertreter der Landwirtschaft ins Leben gerufen, um sich für die Rettung der Rehkitze intensiviert auseinanderzusetzen.

Dem Vermähen ein Ende setzen

In der Schweiz sterben jährlich mehrere Tausend Rehkitze bei der Grasernte. Um dieser fürchterlichen, jährlich wiederholenden Gefahr entgegenzuwirken, gibt es nebst der Hauptmethode des «Verblenden» auch die Rettung aus der Luft in Form von Drohnen. Diese Hightech-Produkte sind ein Segen nicht nur für die Rehe, sondern auch für die Landwirtschaft und Jägerschaft.

Das Verblenden hat nach wie vor 1. Priorität

Die aktuelle Situation im Kanton Glarus der Rehkitzrettung mit den traditionellen Methoden, vor allem dem Verblenden, funktioniert schon sehr gut. Das Verblenden soll auch weiterhin das grundlegende Element der Rehkitzrettung bleiben. Das Verblenden wird von den jeweiligen Hegeortsobmännern der Region organisiert und durchgeführt. Auch die Wildhut beteiligt sich intensiv am Verblenden und koordiniert entsprechende Aktionen. Trotzdem verenden jährlich noch Rehkitze infolge Mähverletzung.

Wer ist die Rehkitzrettung Glarnerland?

Die Rehkitzrettung Glarnerland arbeitet im Team und besteht aus ausgebildeten Drohnenpiloten und Helfern. Zum Drohnenpilot kann sich Jung und Alt, Frauen und Männer ausbilden lassen. In der «Offenen Kategorie» verlangen die EU-Normen ein Mindestalter von 12 Jahren. Die für eine Rehkitz-Rettung unentbehrlichen Helfer können Jägerinnen und Jäger sowie private Personen sein. Für die Rettung der Rehkitze im Kanton Glarus mit der Drohne ist die «AG Rehkitzrettung Glarnerland» zuständig.

Sie setzt sich mit der erweiterten Methode für die Rettung der Rehkitze ein und tut dies mit Wärmebild-Kameras an modernen Quadrocoptern.

Das Verhalten des Rehkitzes bei Gefahr

Der angeborene Drückinstinkt veranlasst die Rehkitze, sich bei Gefahr ganz still zu verhalten und an den Boden zu pressen. Nach 2–3 Lebenswochen verliert sich dieser Instinkt. Dennoch verlassen sich die Rehkitze immer noch auf ihre gute Tarnung und springen erst auf, wenn die Gefahr auf wenige Meter herangekommen ist. Zu spät also, um sich vor einer schnell herankommenden Landmaschine in Sicherheit zu bringen.

Seit Anfang 2023 gilt die EU-Drohnenregulierung

Die Schweiz hat am 1. Januar 2023 die Drohnenregulierung übernommen. In der «Offenen Kategorie» ist der Betrieb der Drohnen geregelt und teilt sich in drei Unterkategorien auf (A1, A2, A3). Die überwiegende Mehrheit der Drohnen wird in der «Offenen Kategorie» betrieben.

Die Registrierung ist essentiell

Alle Drohnenpilotinnen und -piloten sind verpflichtet, sich und ihre Drohnen registrieren zu lassen. Die Ausnahme bilden Drohnen unter 250 Gramm und solche, welche weder mit einer Kamera noch mit einem Sensor oder einem anderen Gerät zur Aufnahme personenbezogener Daten ausgestattet sind.

Wie verläuft eine Rehkitz Rettung?

Der Bauer meldet die Wiese, welche er mähen will, dem Hegeortsobmann. Falls sich das Verblenden nicht eignet, meldet er dem Drohnen-Einsatzleiter, was abzufliegen ist. Dieser entscheidet, welche Dohne aufzubieten ist. Im Anschluss geht ein telefonischer Anruf oder eine Kurznachricht ans Pikett-Team. Der anschliessende Einsatz läuft gemäss UAV-Editor. Dabei hält der Drohnenpilot Rücksprache mit dem Landwirt bei Unklarheiten, beispielsweise «Wer bringt die Kisten mit», usw. Noch vor Sonnenaufgang muss die Wiese respektive das betreffende Feld, wo ein Rehkitz aufgespürt wurde, abgesucht respektive überflogen werden. Entweder geht dann die Meldung «Rehkitz gefunden» oder «kein Rehkitz im Feld» an die Einsatzleitung. Nach dem Auffinden eines Rehkitzes wird dieses gesichert, genauso wie es gelehrt wurde.

Rehkitzrettungen kosten nichts!

Die Kommission für den Einsatz von Rehkitzrettungen macht explizit darauf aufmerksam, dass sowohl das Verblenden, der Einsatz von Drohnen als auch der Einsatz von Helfern generell gratis ist. Diese Regelung bezieht sich sowohl auf die Besitzer und Pächter einer Liegenschaft als auch auf Privatpersonen! Gerne darf man aber selbstverständlich einen Unkostenbeitrag beisteuern. Ebenfalls sind allgemeine Spenden an die Rehkitzrettung Glarnerland herzlich willkommen. Weitere Informationen erhalten Interessierte beim Projektverantwortlichen Stefan Imhof, Telefon 078 727 62 32.