Polizeiruf 117 – Knatsch im trauten Heim und im Revier

So ziemlich alles was zu Beziehungskisten, Einbruchsstrategie, Beute, Schlagfertigkeit, leichter Gaunerei, vertrautem Du, Versicherungsbetrug, vordergründiger Ehrlichkeit, Kunst des Verwöhnens, für die Polizei sofort Lösbares, Grad der Alarmstufe, Hinhaltetaktik, Umgang mit nicht eben alltäglichem Haustier, Abschluss eines günstigen Deals, Abmachungen aller Art, lockere Plauderei, Stress, Umgang mit absolut Unerwartetem, nicht eben Willkommenem gehört, genügt für den Aufbau einer währschaften, munteren Komödie, die gefällt.



Polizeiruf 117 – Knatsch im trauten Heim und im Revier

Und wenn alles von Vollprofis gespielt ist, steht dem Erfolg eigentlich nichts mehr im Wege. Lacher sind allemal vorprogrammiert, alles ist riesig vergnüglich, abendfüllend, so wohltuend frei von Alltagssorgen.

Polizeiruf 117, eine in Mundart-Komödie, wurde vor einer begeisterten, erfreulich grossen Zahl an Gästen unlängst in der Aula der Kantonsschule Glarus auf Einladung der Kulturgesellschaft Glarus gespielt. In den beiden Hauptrollen agierten Beat Schlatter als Polizeiwachtmeister, der es gar nicht einfach hat, und Andrea Zogg als ein sich gar elegant bewegender Gauner, als einer, der die Szene meisterhaft kennt. Es spielten in weiteren Rollen die leicht liebestolle, riesig tüchtige Polizistin; die verwöhnte, besitzheischende Gattin des charmanten Meisterdiebs und ein Versicherungsmitarbeiter, der einem Deal gar nicht abgeneigt ist, verkörpert von Bettina Dieterle, Regula Imboden und Pascal Ulli.

Die Handlung ist komödiengerecht turbulent, vergnüglich, spannend, mit absolut unerwarteten Irrungen und Wendungen – sei das nun hin zu Gutem oder Anderem. Polizeihauptwachtmeister Alois Keller (Beat Schlatter) steht dem Rathausposten Zürich vor.

Man muss mit ihm Bedauern haben. Die Ehe ist kaputt, er wohnt nun in einer leeren Zelle auf seinem Posten und hat sich mehr oder weniger häuslich eingerichtet. Ihm passt – verständlicherweise – gar nicht, dass er den Profigauner Richard Graber verhaften und in der Zelle unterbringen muss. Graber ist einer, der sich durch rein gar nichts aus der Ruhe bringen lässt, über ein solides Beziehungsnetz verfügt, das auch weidlich nutzt und der mit Beute so umgeht, wie unsereins mit Eingekauftem und ehrlich Bezahltem – nur sind das dann nicht wertvollste Uhren, ein gar besonderer Pelzmantel aus edlem Getier und teurer Schmuck. Graber – so scheint es – freut sich, dass er von seinem ehemaligen Schulkollegen verhaftet worden ist. Es ergeben sich Gespräche, an denen man gerne teilnimmt, deren Inhalt Allgemeingut wird. Graber duzt, der Polizist siezt – standesgerecht und nachvollziehbar. Da der Posten an der Rathausgasse geschlossen werden soll, hegt ausgerechnet Graber eine Rettungsaktion aus, die es in sich hat. Man könnte doch alles anzünden, den Sachverhalt der Versicherung samt polizeilichem Protokoll melden und die Schadensumme so einsetzen, dass alles so bleibe wie es ist. Keller bliebe Chef in seinem Revier, er könnte weiterhin der vertrauten Arbeit in bewährter, gewohnter Manier nachgehen. Er kenne einen Versicherungsfachmann, der sich aufs Polizeiprotokoll verlasse und garantiert nicht vorbeikomme. Den könnte ja Keller anrufen. Aber gerade dieser Schadenexperte ist unfallbedingt abwesend – aber man schicke einen Vertreter. Das – Komödienkenner kommen voll auf ihr Rechnung – passt nun weder Graber noch Keller. Man pinselt die eigentlich wohnliche Zelle mit schwarzer Farbe voll, räumt alles raus, macht auf Verwüstung. Der Versicherungsmensch durchschaut das, ist enorm empört, beschuldigt den sowieso überforderten Revierleiter des vollendeten Versicherungsbetrugs, den er seinem Vorgesetzten melden werde. Er könne dann davon Abstand nehmen, wenn man sein Haustier – eine veritable Giftschlange – seiner elend grantigen, ihn verlassenden Ehefrau wegschnappe. Die nutze die Schlange als Druckmittel. Graber kommt wie gerufen – das ist eine neue berufliche Herausforderung. Bald ist die Schlange auf dem Revier – in der Schublade eines Büromöbels, weil das Terrarium während des Transports entzwei gegangen war. Graber bringt auch noch Schmuck mit, geraubt, schön in schwarze Säcklein verpackt, bereit als Zierde für seine verwöhnte Gattin.

Vieles läuft unausweichlich aus dem Ruder. Alois Kellers Geburtstag kann nicht wie geplant gefeiert werden, obwohl sich die Polizeiassistentin beim Vorbereiten samt Dekorieren des Büros so eingesetzt hatte. Die Liebestolle, Verwöhnungsbedürftige, vom Freund ebenfalls verlassen, sucht Schutz und Rettung bei ihrem Vorgesetzten, der das noch nicht so recht begreift. Schlangenraub, Schmuckdiebstahl, Liebesaffären, Versicherungsbetrug, Alarmanrufe von Geschäftsbesitzern an der Bahnhofstrasse, drohende Schliessung des Wachtpostens, Scheitern einer wirklich gut gemeinten Rettungsaktion durch die Ladenbesitzer an der Bahnhofstrasse – das ist des Guten zu viel, fordert und überfordert.

Aber weil eine Komödie ein Happyend haben muss, kommt es auch in diesem Falle zu einem rettenden, guten Ende, dessen Inhalt man sich selber ausdenken kann. Beat Schlatter, Andrea Zogg und die weiteren Mitspielenden haben absolut Vergnügliches geboten, mit den erforderlichen Portionen an Verwirrlichem, beinahe Traurigem, mit Unerwartetem und gut Eingefädeltem.