Porträt: Anderen eine Freude bereiten

Gardi Hutter, Chaostheater Oropax, Mike Müller: Dies sind nur einige Beispiele von jüngsten Anlässen des Kulturvereins Glarus Süd. Seit 2016 steht diesem Ruth Tüscher aus Betschwanden vor.



Porträt: Anderen eine Freude bereiten

Es ist fast unglaublich, zu welch hochkarätigen Veranstaltungen der Kulturverein Glarus Süd (einst «Gemeindestube Schwanden») jahrein, jahraus einlädt. Am 1. Mai 1923 gegründet, läuft gegenwärtig bereits die 100. Saison.
Zuständig für das Programm sind die 68-jährige Präsidentin Ruth Tüscher und ihr Vorstand. Sie setzen den Zweckartikel in den Vereinsstatuten optimal um: «Der Verein pflegt und fördert das kulturelle Leben in der Gemeinde Glarus Süd mit: Ausstellungen, Konzerten verschiedener Stilrichtungen, Kabaretts, Vorträgen, Lesungen, Kursen und Unterhaltungsabenden aller Art sowie einer Weihnachtsfeier für die Pensionierten der Gemeinde Glarus Süd.»

Weg vom Fluglärm

Ruth Tüscher und ihr Mann Edi leben seit 2008 in Betschwanden. Er ist in Haslen aufgewachsen, sie im Zürcher Oberland, wo sie die Schulen besuchte und eine Banklehre absolvierte. Ins Glarnerland kamen die beiden eher per Zufall: Ihnen flogen die Flugzeuge im Zürcher Oberland direkt übers Haus, und zwar schon frühmorgens, so dass sie beschlossen, im Internet nach einem neuen, ruhigeren Daheim zu suchen.
In Betschwanden wurden sie fündig mit einem Haus samt Umschwung für ihre Tiere, zu denen Schafe, Zwergziegen, Kaninchen, Hühner und Wachteln gehören. Edi Tüscher war zudem ein Bach in der Nähe wichtig, ist er doch in Haslen am Sagenbach aufgewachsen. Nun wohnt er direkt beim Diesbachfall.
Das Haus wurde umgebaut – «eigentlich immer noch», lacht Ruth Tüscher. Die beiden geniessen vor allem das Zusammensein mit ihrer Familie, den vier erwachsenen Söhnen und den sechs Enkelkindern. Das regelmässige Hüten wurde vor einem halben Jahr allerdings unterbrochen, als Edi Tüscher einen Hirnschlag erlitt und sich dann noch einer Herzoperation unterziehen musste. Zum Glück hat er sich gut erholt, auch wenn «noch nicht alles durchgestanden ist». Ruth Tüscher pflegt derweilen ihre Hobbys: Handarbeiten in aller Form – Nähen, Stricken, Klöppeln usw. –, aber auch Lesen.

Seit 2016 Präsidentin

Ihr Engagement für den Kulturverein Glarus Süd nimmt breiten Raum ein. Als sie 2008 ins Glarnerland zogen, stach ihnen ein Inserat ins Auge, in welchem der damalige Präsident Paul Aebli Unterstützung suchte. Ruth Tüscher meldete sich, und Paul Aebli sagte: «Bei uns macht man als Ehepaar mit.» Gesagt, getan, Ruth und Edi Tüscher erklärten sich bereit, ab sofort im Vorstand mitzuarbeiten. Sie arbeiteten gerne mit Leuten zusammen, zudem lernten sie so auch viele Glarnerinnen und Glarner kennen. Und kulturell interessiert waren sie schon immer. 2010 übernahm Ruth Tüscher als Bankfachfrau die Kasse des Vereins, 2016 löste sie Paul Aebli im Präsidium ab. Im gleichen Jahr erfolgte die Umbenennung des «Vereins Gemeindestube Schwanden» in «Kulturverein Glarus Süd».

«Tolles Programm»

Was gefällt ihr bei ihrer Tätigkeit als Präsidentin? «Der Kontakt zu den verschiedensten Künstlern, in welcher Richtung auch immer – Musik, Theater, Witz usw.» Sie organisiert gerne, erfüllt den Künstlern wenn möglich alle Wünsche. «Das wird sehr geschätzt. Sie sagen Danke, sie hätten das sonst nirgends. Das ist mein Lohn.»
Gefragt nach einem Highlight des vielfältigen Angebots nennt die Präsidentin den jüngsten Anlass mit Mike Müller. «Das war ein Superabend.» Aber es gebe noch viele andere Highlights. Sie bekomme oft Rückmeldungen auf das «tolle Programm».
So ist sie zufrieden mit dem Erreichten: «Mir geht es gut, da möchte ich anderen auch eine Freude bereiten.» Würde sie im Rückblick etwas anders machen? «Nein», meint sie: «Es bringt eh nichts, wenn es so oder anders wäre. Es ist doch gut so.» Auch die Krankheit ihres Mannes habe im Rückblick eventuell etwas Gutes: «Wir sehen es vielleicht erst in fünf Jahren.»