Porträt: Der Brückenbauer

«Ich bin sehr glücklich mit meiner Aufgabe, welche vielseitig und spannend ist», sagt Regierungsrat Dr. iur. Markus Heer. Seit 2021 steht er dem Departement Bildung und Kultur vor.



Dr. iur. Markus Heer steht dem Departement Bildung und Kultur vor. (Bilder: mb)
Dr. iur. Markus Heer steht dem Departement Bildung und Kultur vor. (Bilder: mb)

Es ist einer der heissesten Tage dieses Sommers. Wir sitzen im Büro von Markus Heer in der Landesbibliothek. Trotz der Hitze ist er korrekt gekleidet mit weissem Hemd und hellblauem Anzug. Zurück aus den USA-Ferien, gibt er ruhig und konzentriert Auskunft über sich und seine Tätigkeit als Regierungsrat.

Vom Verwaltungsgericht in die Regierung

Aufgewachsen ist der bald 47-Jährige mit einem jüngeren Bruder in Glarus. Nach dem Besuch der Kantonsschule studierte er Jus an der Universität Zürich, wo er anschliessend als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war und berufsbegleitend seine Dissertation schrieb. Danach absolvierte er ein Anwaltspraktikum am Bezirksgericht Meilen und wechselte sodann als Gerichtsschreiber ans Verwaltungsgericht Zürich. Während dieser Zeit absolvierte er auch die Anwaltsprüfung in Zürich.
Zunächst in einer WG in Zürich und dann in Jona wohnhaft, kehrte er 2009 ins Glarnerland zurück, nach Niederurnen. Zwei Jahre später wählte ihn die Landsgemeinde zum Präsidenten des glarnerischen Verwaltungsgerichts. Diesem stand er zehn Jahre «mit grosser Freude und grossem Engagement» vor, wie er sagt.
2021 erachtete er den «Zeitpunkt für einen Wechsel als richtig» und kandidierte bei der Ersatzwahl in den Regierungsrat. Weshalb? «Das Verwaltungsgericht war sehr gut aufgestellt, weshalb ich sicher war, dass es auch unter einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger gut funktionieren würde. Selber wollte ich von der korrigierenden Tätigkeit im Büro etwas wegkommen und mehr gestalten können.»
Die Wahl gelang, und seither ist die SP des Kantons Glarus wieder in der Regierung vertreten, nachdem sie den Sitz 2014 verloren hatte. Vereidigt wurde Markus Heer am 21. April vor dem Landrat, weil die Landsgemeinde 2021 wegen der Corona-Pandemie in den Herbst verschoben worden war. Am 13. Februar 2022 wurde er dann bei den Gesamterneuerungswahlen wiedergewählt und erreichte gar am zweithöchsten Stimmen hinter Benjamin Mühlemann.

Herausforderungen gemeinsam bewältigen

Der Jurist gilt als gemässigt linker Politiker. Er versteht sich selber als Brückenbauer zwischen den politischen Lagern: «Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden.» Sein erster Wahlkampfslogan hiess denn auch «Mitänand», weil «die besten Lösungen entstehen, wenn unterschiedliche Ideen und Standpunkte diskutiert werden».
«Ich bin sehr glücklich mit meiner Aufgabe, welche vielseitig und spannend ist», betont er. Die Zusammenarbeit mit der Kollegin und den Kollegen im Regierungsrat, mit seinen Mitarbeitenden und mit Dritten mache Freude. Es sei spannend, Projekte zu begleiten und mitzugestalten. «Toll sind auch der Kontakt und der Austausch mit der Bevölkerung. Gerade im Sport und im Kulturbereich gibt es zahlreiche Veranstaltungen, die ich gerne besuche.» Wird ihm das nicht zu viel? «Nein», antwortet er spontan. Manchmal, nach einer strengen Woche, wenn am Wochenende noch Termine anstünden, denke er zwar: «Muss das sein?» Aber sobald er dort sei, «ist es immer lässig». Das gehöre ja zu seinem Beruf. Und: «Es ist schön, als Regierungsrat eines kleinen Kantons an Anlässe zu gehen, die ein Zürcher Regierungsrat nicht besuchen kann, weil es zu viele sind.» Zum Beispiel ans Jubiläum eines Turnvereins.

So gibt es eigentlich nichts, was ihm grundsätzlich missfällt. Gewöhnen musste er sich allerdings daran, nicht mehr «Herr der eigenen Agenda» zu sein.

«Gutes Klima» in Regierung und Departement

Konnte er bereits eigene Projekte angehen? Zu Beginn galt es ja, die Geschäfte seines Vorgängers weiterzuführen. «An der Landsgemeinde 2022 wurden das Kinderbetreuungsgesetz und das Musikschulgesetz verabschiedet, welche wir nun bereits erfolgreich umsetzen konnten», erzählt Markus Heer. Aktuelle Projekte seien beispielsweise die Ausbildungsoffensive in der Pflege sowie die Umsetzung der 2022 verabschiedeten Sportstrategie und des dieses Jahr verabschiedeten Grundlagenberichts «Politische Bildung» oder Massnahmen im Bereich der Baukultur.
Eine «sehr grosse Herausforderung» stellt derzeit der Lehrpersonenmangel dar, wobei hier die Gemeinden zuständig sind und sein Departement vor allem unterstützend tätig ist. Zwar konnten alle Stellen besetzt werden, aber zum Teil durch Personen ohne stufengerechte Ausbildung oder mit gar keiner pädagogischen Ausbildung. «Das Problem ist dringend, es wird mit Hochdruck daran gearbeitet. Wir sind an der Umsetzung verschiedener Massnahmen.»
Er wünscht sich, dass das gute Klima im Regierungsrat und im Departement bestehen bleibt. «Nur wenn wir alle gut zusammenarbeiten, können wir unsere Aufgaben richtig erfüllen und den Kanton vorwärtsbringen.» Eben: «Mitänand.»

Entspannung bei seiner Familie

So viel zu seinem Amt. Und Markus Heer privat? Da gibt es zum einen seine Familie. Er ist seit 2007 verheiratet und Vater einer bald 16-jährigen Tochter sowie eines 14-jährigen Sohns. «Bei meiner Familie fühle ich mich geborgen und kann ich mich entspannen. Die gemeinsame Zeit verbringen wir gerne zusammen mit Gesellschaftsspielen oder einem spannenden Schieber», erzählt er. Angesichts der recht vielen Termine am Abend oder an den Wochenenden erholt er sich aber vor allem in den Ferien richtig. Abschalten kann er auch beim Kochen. Unter der Woche tut dies zwar in der Regel seine Frau Karin. «Wenn ich am Wochenende keinen Termin habe, vor allem aber, wenn wir Besuch haben oder beispielsweise an Weihnachten, bin immer ich der Koch.» Dies sei für ihn Entspannung. Und er versuche möglichst auch, am Samstag den Wocheneinkauf für seine Familie zu erledigen.

Schiedsrichtertätigkeit als Lebensschule

Das Porträt wäre unvollständig ohne sein Hobby Fussball, seine Leidenschaft. «Da ich selbst kein begnadeter Fussballer bin, habe ich mich schon früh entschieden, Schiedsrichter zu werden.» Ab seinem 16. Altersjahr übte er das zeitintensive Hobby als Fussballschiedsrichter aus. Bis zum 28. August 2021, also volle 29 Jahre! Zudem war er Schiedsrichterinstruktor und -coach. Er gehörte dem Vorstand des FC Glarus an – wo er 2022 zum Ehrenmitglied ernannt wurde – und war Juniorentrainer beim FC Linth 04. Mittlerweile beschränkt sich sein Engagement auf die Rekurskommission des Ostschweizer Fussballverbands.
In einem Interview sagte er, die Tätigkeit als Fussballschiedsrichter sei für ihn eine Lebensschule gewesen. Inwiefern? «Ich war als Jugendlicher ziemlich scheu. Aus Liebe zum Fussball machte ich mit knapp 16 Jahren den Schiedsrichterkurs. Hier lernte ich, meinen Mann zu stehen und mich auch gegen ältere Spieler durchzusetzen. Die klare Linie und die Objektivität, die es als Schiedsrichter braucht, halfen mir sicher auch im Berufsleben.»