Porträt: Der Mensch im Zentrum

17 Jahre war Andrea Bettiga aus Ennenda Regierungsrat des Kantons Glarus. An der Landsgemeinde tritt er altershalber ab und freut sich auf die Zeit danach. Auch wenn er noch keine konkreten Pläne hat.



Andrea Bettiga hat 17 spannende Jahre im Regierungsrat erlebt. (Bilder: Edi Huber)
Andrea Bettiga hat 17 spannende Jahre im Regierungsrat erlebt. (Bilder: Edi Huber)

Zweimal Landammann, dreimal Landesstatthalter: Kein Wunder, spricht Andrea Bettiga von einer «lehrreichen, spannenden und interessanten Zeit» im Regierungsrat. Während 17 Jahren stand er dem Departement Sicherheit und Justiz vor. Da er die Altersgrenze von 65 Jahren am 19. März erreicht hat, muss er nun den Platz räumen.

Ursprünglich als Tierarzt praktiziert

Sein Leben war schon vor dem Regierungsrat spannend. Er wuchs mit einer leider früh verstorbenen Schwester in Netstal und Glarus auf. Nach der Kantonsschule studierte er in Freiburg und Zürich Veterinärmedizin, schloss mit dem Doktortitel ab und praktizierte bis 1988 als Tierarzt. Aufgrund einer Allergie wechselte er sodann in die Pharmaindustrie und war bis 2008 in verschiedenen Führungspositionen tätig.
«Lebenslanges Lernen ist für mich weit mehr als eine Floskel. Mein Ziel ist es, jeden Tag besser zu werden und an jedem Detail zu arbeiten», steht auf seiner Website. So absolvierte er von 1999 bis 2001 ein Nachdiplomstudium für Wirtschaft mit Vertiefungsrichtung Marketing und errang 2000 das Diplom für pharmazeutische Medizin. Sein Wissen gab er im Rahmen eines nebenamtlichen Lehrauftrags auch an der Kantonsschule Glarus weiter.

Dem Departement treu geblieben

Mit Politik hatte er «eigentlich nicht viel am Hut, ich war einzig Schulpräsident in Ennenda», erzählt er lachend. 2007 zog er dennoch in den Landrat ein und präsidierte nach vier Monaten bereits die FDP-Fraktion. Und es ging rasant weiter:
«Meine Kumpels haben mich ziemlich gedrängt, so dass ich schliesslich 2008 als Regierungsrat kandidiert habe.» Im zweiten Wahlgang wurde er gewählt.
Seither steht er dem Departement Sicherheit und Justiz vor. War ein Wechsel nie ein Thema für ihn? «Zu Beginn meiner Amtszeit wollte ich bewusst auf einen Wechsel verzichten, weil das Departement jeweils nur kurz geführt wurde. Damit wollte ich auch ein Zeichen setzen, wie wichtig das Departement beziehungsweise wertvoll die Aufgabenerfüllung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. Als die Diskussion wieder im Raume stand, war ich Präsident der Regierungskonferenz Geldspiele. In dieser Zeit wurde der Bereich der Geldspiele und Lotterien total umgekrempelt und hat mich zeitlich und ressourcenmässig ziemlich eingebunden – vor allem die Verhandlungen mit der Romandie.»

Wunderschöne Zeit erlebt

Dass er nun altershalber zurücktreten muss, kommentiert er mit einem Zitat des kolumbianischen Schriftstellers und Journalisten Gabriel Garcia Marquez: «Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es so schön war.» Für ihn sei die Zeit im Regierungsrat wunderschön gewesen. Zwei Beispiele: «Ich durfte als Landammann mit Glarus als Gastkanton an die Olma und an den Marché Concours in Saignelégier.» Oder er erinnert sich an die Reise nach New Glarus, wo ein Platz nach ihm benannt worden ist. Auf der anderen Seite der Gefühlsskala steht das «traurige und aufwühlende Ereignis» des Sprengstoffunfalls in Netstal, welches er in der ersten Phase als Polizeidirektor erlebte.
Das für ihn prägendste Erlebnis in den 17 Jahren war jedoch die Live-Übertragung der Landsgemeinde am Schweizer Fernsehen: «Dass einen Tag lang in der Schweiz über unsere Landsgemeinde berichtet wurde, machte mich stolz, aber auch ein bisschen nervös.»
Mit dem Rücktritt einher geht der Abschied aus diversen Verwaltungsräten, beispielsweise der Braunwaldbahn (wo er als Präsident amtete), der Kraftwerke Linth-Limmern oder der Autobetriebe Sernftal. Auch hier freut er sich über die Entlastung.
Der gesellige Politiker engagierte sich gerne für gemeinnützige Anlässe, «weil dies zwar ein bisschen aus der Mode gekommen, aber für unsere Gesellschaft essentiell ist». So war er unter anderem OK-Präsident von Schwing- und Schützenfesten.

Will mehr Sport treiben

«Im Zentrum meines Wirkens steht stets der Mensch», sagt der dreifache Familienvater. Aus dem Beisammensein mit Familie und Freunden schöpft er die Kraft, die er tagtäglich benötigt. Seit 1993 ist er mit Annemarie Bettiga-Schiesser aus Schwändi verheiratet. Die heute erwachsenen Kinder Linda, Estelle und Mattia wohnen allesamt im Glarnerland, wie er stolz verrät.
Hat er keine Angst, dass er nach dem Rücktritt in ein Loch fällt? «Nein», sagt er bestimmt. Pläne hat er zwar noch keine für die Zeit nach der Landsgemeinde 2025 – ausser, dass er wieder vermehrt Sport treiben will. Denn früher spielte er aktiv Fussball, Squash sowie Tennis und genoss beim Biken und Wandern die intakte Glarner Natur. Da will er wieder anknüpfen.