Porträt: Faszination Bobsport

Er ist schweizerischer Bobverbandspräsident, steht dem kantonalen Gewerbeverband vor und führt ein eigenes Unternehmen. Ein perfektes Zusammenspiel für Sepp Kubli aus Netstal.



Sepp Kubli im offiziellen Sommer-Freizeitdress von Swiss Sliding, dem von ihm präsidierten nationalen Fachverband für Bob, Rodeln und Skeleton. (Bilder: mb.)
Sepp Kubli im offiziellen Sommer-Freizeitdress von Swiss Sliding, dem von ihm präsidierten nationalen Fachverband für Bob, Rodeln und Skeleton. (Bilder: mb.)

Wir sitzen im Büro der Sanitär Kubli GmbH, das zusammen mit der Werkstatt dem Wohnhaus von Sepp Kubli und seiner Frau Sonja angegliedert ist. «Das ist sehr praktisch», sagt unser Gesprächspartner. So könne er, wenn er spätabends heimkomme, noch das Wichtigste erledigen. Oder auch einmal an einem regnerischen Wochenende Büroarbeiten verrichten.
Der 59-Jährige beantwortet die Interviewfragen ruhig und besonnen, holt aus, erzählt und lacht zwischendurch. Macht er das immer so? «Ich bin grundsätzlich sehr höflich. Anstand und Respekt sind mir sehr wichtig», betont er. Auch wenn nicht immer alles rund läuft.

Branche mit Zukunft

Geboren wurde er am 4. Januar 1965 in Luzern. Mit zwei jüngeren Schwestern wuchs er zunächst in Flüelen, Küssnacht a.R. und Rothenburg auf, ab der ersten Klasse dann in Glarus. Später zügelte die Familie nach Netstal, wo er heute noch wohnt.
Ursprünglich wollte er Autoelektriker werden. Sein Grossvater mütterlicherseits riet ihm jedoch, etwas zu lernen, das ihm immer Arbeit beschere: «Jeder muss duschen, baden, aufs WC gehen, trinken und so weiter. Die Sanitärbranche hat Zukunft, geh schnuppern.» Gesagt, getan. Es gefiel ihm, und er absolvierte die Lehre als Sanitärinstallateur bei der Firma Jacober AG in Glarus und machte sich nach den Wanderjahren im Alter von erst 24 Jahren selbstständig. Mit gerade mal 3000 Franken auf dem Konto. «Und es gibt mich heute noch. Da bin ich schon stolz», sagt er lachend.

Bobsport als Leidenschaft

Seit seiner Jugendzeit war er aktiv im Glarner Leichtathletik Verband (GLAV), ebenso im Turnverein Netstal. Durch den späteren Olympiasieger Ekkehard Fasser kam der sportliche Jüngling dann zum Bobsport, der zu seiner Leidenschaft wurde. Mit 18 Jahren war er bei den bekannten und erfolgreichen Bobpiloten als Anschieber sehr begehrt.
Er stieg relativ schnell ins B-Kader und in die Nationalmannschaft auf und erreichte einige internationale Top-Resultate. An der ersten Junioren-EM im Viererbob erzielte sein Team eigentlich den zweiten Platz, wurde aber wegen eines verlorenen Teils disqualifiziert. Bei den Profis wurde er wenige Tage vor der WM aus dem Team geworfen. Angeblich wegen einer Erkältung, doch waren wohl andere Gründe ausschlaggebend. Erfahren musste er dies aus der Zeitung «Sport».
Ohne ihn wurde das Team schliesslich wegen vier Hundertstel nicht Weltmeister. «Dabei waren wir vorher überall die Schnellsten.» Da habe es ihm abgelöscht, meint er. Nach sechs sehr intensiven Jahren beendete er die Profi-Karriere und gründete sein eigenes Sanitärunternehmen.
Dem Bobsport blieb er während weiteren 15 Jahren hobbymässig treu. Was macht für ihn dessen Faszination aus? «Es ist eine tolle Mischung aus Schnelligkeit, Kraft, Athletik, Dynamik und Technik. Ausserdem ist es eine Sportart mit grosser Tradition und grossen Erfolgen», so Sepp Kubli. Seit 2012 gehört er dem Vorstand des Bobclubs Zürichsee an. Früher als Vizepräsident, heute noch als Beisitzer.

Schweizerischer Bobverbandspräsident

Seit fünf Jahren präsidiert er nun Swiss Sliding, den nationalen Fachverband für Bob, Rodeln und Skeleton, dessen Geschäftsstelle er nach Filzbach gebracht hat. Angefragt wurde er zunächst vom ehemaligen Vorstandsmitglied Ekkehard Fasser, ob er nicht Vizepräsident und ein Jahr später Präsident werden möchte. Kurz darauf doppelte René Zwicky, der ebenfalls dem Zentralvorstand angehörte, nach, worauf er zusagte.
Dieses Jahr traten vier von sechs Vorstandsmitgliedern zurück. Nicht wegen Differenzen, sondern aus zeitlichen Gründen. Ein schwieriger Moment für ihn? Er überlegt nicht lange: «Einerseits schwierig, da ich nur von einer Demission wusste. Andererseits packte mich mein Ehrgeiz, und ich ging auf die Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern. Nach einigen Jahren in der gleichen Zusammensetzung ist dies auch eine grosse Chance, um neue Wege zu gehen.»

Vielfältig tätig

Seit 2016 ist Sepp Kubli zudem Präsident des Gewerbeverbands des Kantons Glarus und seit 2017 Mitglied der Schweizer Gewerbekammer. «Hier kann ich meine Erfahrung, die ich als Selbstständigerwerbender mit meinem Sanitärgeschäft seit 1989 mache, super einbringen. Es kann zusammen mit dem Vorstand viel bewegt werden, und die Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsverbänden und der Politik macht mir Spass.»
Auch sonst war oder ist er sehr aktiv, zum Beispiel als technischer Leiter der Riege 39+ oder mit teils jahrelangen Vorstandstätigkeiten im TV Netstal, GLAV, Industrie- und Gewerbeverein Netstal sowie dem kantonalen Spenglermeister und Installateur Verband (SIV). Während achteinhalb Jahren sass er im Landrat als Mitglied der SVP-Fraktion. «Netzwerke sind sehr wichtig», betont er.

Erholung im Oberengadin

Wo findet er den Ausgleich zu seinen vielfältigen Tätigkeiten? Als Hobbies nennt er «Sport allgemein, Skifahren, Freunde treffen, gutes Essen und Wein». Erholung sucht er am Wochenende im Oberengadin in Silvaplana, wo er Zweitheimischer ist, oder einfach in der Natur im Glarnerland und unter Freunden.
Apropos Oberengadin: Im Winter sind seine Frau Sonja und er jedes Wochenende in ihrer Wohnung in Silvaplana anzutreffen, übers Jahr auch sehr oft. «Wir fühlen uns extrem wohl und kennen viele Einheimische. Das ist cool, wir geniessen es sehr.»
Ein Tag pro Wochenende gehört im Winter der Bobbahn in St. Moritz, wo er selber noch Taxifahrten macht. «Hier bin ich in einer eigenen Welt», bekennt er. Der zweite Tag ist dann dem Skifahren oder Langlaufen mit seiner Frau vorbehalten.
Er werde oft gefragt, wie er alles unter einen Hut bringe, meint Sepp Kubli. «Das ist für mich kein Problem. Was ich im Geschäft mache, würde ich schon lange nicht mehr, wenn ich nicht den Ausgleich durch meine Hobbies hätte. Auch wenn diese zum Teil sehr aufwendig sind. Aber ohne Kinder und mit einer Frau, die mitmacht und sich auch selber beschäftigen kann, geht das gut.»