Porträt: Gastgeber aus Leidenschaft

Er liebt Sturmfluten, lädt an der Nordsee seine Batterien auf und geniesst das Arbeiten im Glarnerland. Markus Kunde ist mit Leib und Seele Gastgeber, seit fünf Jahren im «Schützenhaus» Glarus.



Hunde sind seine zweite Leidenschaft. Hier mit Coco, «Tageshund» Bonita und Guyro (von links). (Bild zVg)
Hunde sind seine zweite Leidenschaft. Hier mit Coco, «Tageshund» Bonita und Guyro (von links). (Bild zVg)

Die Tische sind schön gedeckt und so weit auseinander positioniert, dass die Privatsphäre jederzeit gewahrt bleibt. Dekosachen und wechselnde Bilderausstellungen an den Wänden sorgen für eine einladende Atmosphäre. Mittendrin im Restaurant strahlt Markus Kunde, der vor gut fünf Jahren das «Schützenhaus» Glarus zusammen mit Stefan Schlegel gepachtet hat. Wobei Letzterer nur noch die Abrechnungen macht und ansonsten im Buchholzstübli und in der Badi Glarus tätig ist. Für das Wohl der Gäste im «Schützenhaus» sorgen Markus Kunde als Gastgeber mit Leib und Seele sowie Danny Gögel als Koch mit viel Herzblut. «Ich denke, wir sind ein gutes Team», meint unser Gesprächspartner.

Fallschirmjäger

Markus Kunde wurde 1976 im norddeutschen Heide Ditmarschen geboren und wuchs in Husum (Nordfriesland) auf. Dort ging er zur Schule und absolvierte anschliessend eine Ausbildung als Restaurantkaufmann. Es folgten 14 Monate Militärdienst – bei den Fallschirmjägern. «Ich wollte etwas ganz anderes machen», erklärt er die überraschende Einteilung. «Es war eine coole Zeit, wie ein Abenteuerurlaub. Ich war noch nie so fit wie damals und noch nie in einer solchen Situation.» Er, der aus einer Familie von Kriegsdienstverweigerern stammt, wurde an allen Waffen ausgebildet und absolvierte zudem noch eine KFOR-Ausbildung.
Nach dem Militärdienst kehrte er als Chef de Service zunächst in seinen Lehrbetrieb zurück und arbeitete anschliessend in Betrieben auf Sylt und in Kiel.

Seit 1999 in der Schweiz

1999 folgte er dem «sehr guten Ruf der Schweizer Gastronomie» und war vorerst als Saisonier in Stäfa tätig. Seine Erfahrungen erweiterte er sodann in diversen gehobenen Gastronomiebetrieben in der Schweiz. Unter anderem während acht Jahren im Landgasthof Leuen in Uitikon und während fünf Jahren im Hotel Römerturm in Filzbach. In der Schweiz liess er sich auch zum Lehrmeister und zum Sommelier ausbilden.

Die Zeit im «Römerturm», den er gemeinsam mit Stefan Schlegel führte, hat er in sehr guter Erinnerung. «Wir haben viele tolle Menschen kennenlernen dürfen und viel erlebt. Die Aussicht ist wirklich wunderschön, die Sonnenuntergänge sind traumhaft.» Da der Sohn der Eigentümer per 1. Januar 2019 den «Römerturm» übernahm, konnte der Pachtvertrag nicht verlängert werden.

Brötchen aus altem Familienrezept

So kamen die beiden ins «Schützenhaus», das zuvor während mehr als einem Jahr zu war. «Es ist schwierig, ein Restaurant wieder zu beleben, wenn es geschlossen hatte. Aber es hat eigentlich recht gut geklappt», sagt Markus Kunde.
Die Gäste schätzen vor allem die wechselnden Speisekarten und die selbstgebackenen Zwiebelbrötchen nach einem alten Familienrezept. «Ich habe das damals angefangen, und jetzt kann ich damit nicht mehr aufhören, da unsere Gäste sie lieben», schmunzelt der Gastgeber.
Viele denken beim «Schützenhaus» nur an den Saal und vergessen das Restaurant. «Das ist aber ganz okay», sagt Markus Kunde: «90 Prozent meiner Gäste kenne ich und habe eine ganz besondere Atmosphäre und Beziehung zu ihnen.» So geniesst er das Arbeiten im Glarnerland, das sehr persönlich ist. «Man kennt mich, auch wenn ich durch die Stadt laufe. Das mag ich.»
Doch ein Job in der Gastronomie ist streng. Hat er seine Berufswahl noch nie bereut? «Zu 98 Prozent habe ich Spass und Freude. Ich bin Gastgeber aus Leidenschaft und kann mir nichts anderes vorstellen», so der Pächter. Mit angepassten Öffnungszeiten ist es derweil etwas einfacher geworden als am Anfang.

Liebt die Sturmfluten an der Nordsee

Seine Familie, zu der auch ein Zwillingsbruder, eine Schwester, eine Halbschwester und vier Stiefgeschwister gehören, lebt in Deutschland. Er ist das Nesthäkchen und wird von seiner Mutter sehr vermisst. «Sie leidet schon», bekennt er. Nun hat er begonnen, wenigstens an Weihnachten nach Deutschland zu fahren. Früher hat er dann immer gearbeitet.
Und auch in den Ferien fährt er nach Husum ans Meer, um seine Batterien wieder aufzutanken. Er liebt die Sturmfluten, die Naturgewalten. «Dann bin ich draussen auf dem Deich.» Unter dem Jahr geht er zur Erholung ab und zu in die Sauna. «Da ist man einfach mal für drei Stunden weg und geniesst die Ruhe.»

Hunde als zweite Leidenschaft

Früher war die Jugendfeuerwehr sein Hobby. Heute sind es seine zwei Hunde Guyro und Coco, zu denen sich tagsüber jeweils noch Bonita von Stefan Schlegel gesellt. Bis vor Kurzem war Markus Kunde Präsident des Vereins für Australische Treib- und Hütehunde. Aus zeitlichen Gründen musste er das Amt nun abgeben. Mit einem guten Gefühl: «Ich habe in den zehn Jahren tolle Menschen und Hunde kennengelernt, und Freundschaften sind entstanden.»
«Er versteht seine Hunde als Familienmitglieder, mit denen er auch gerne arbeitet», heisst es auf der Website des Vereins. Mit Guyro, der internationaler Schönheitschampion ist und noch andere Titel errungen hat, arbeitete er im Bereich Obidence (Unterordnung). Jetzt ist Guyro 14 Jahre alt und damit einer der ältesten Kelpies in der Schweiz. Er geniesst nun seine ruhige Zeit.
Coco ist die sechsjährige Tochter von Guyro. «Mit ihr ist das so eine Sache», schmunzelt Markus Kunde. «Zwei- bis dreimal macht sie die Aufgabe, die sie soll, und danach ist alles andere interessanter.» Deshalb arbeitet er mit ihr nicht, um Wettkämpfe zu bestreiten. «Sie ist jetzt einfach ein Familienhund, der sehr verschmust ist.»