Porträt: Nach wie vor Interesse, etwas zu bewegen

Er hatte und hat diverse Präsidien inne, war Oberrichter und macht auch nach der Pensionierung als Energieberater weiter: Fritz Marti-Egli aus Matt will etwas bewegen.



Fritz Marti-Egli berät seit 50 Jahren in Sachen Energie. (Fotos: mb.)
Fritz Marti-Egli berät seit 50 Jahren in Sachen Energie. (Fotos: mb.)

Die Liste der Engagements von Fritz Marti-Egli ist unglaublich lang. 15 Jahre Gemeindepräsident von Matt, 26 Jahre Fürsorgerat, 14 Jahre Präsident der Region Glarner Hinterland-Sernftal (GHS), 20 Jahre Präsident der IG UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona, 17 Jahre Oberrichter. Und, und, und.
Auch mit Erreichen des Pensionsalters 2016 hat er sich nicht zurückgezogen: Seit 2013 präsidiert er den Verwaltungsrat der Luftseilbahn Kies-Mettmen AG. Und er ist noch Vizepräsident der Geschäftsprüfungskommission der Gemeinde Glarus Süd.
Woher kommt dieses enorm grosse Engagement? «Ich hatte und habe Interesse, etwas zu bewegen. Weniger Studium, mehr Ausführung», sagt der 72-Jährige. Seine Frau Evelyne hat ihn dabei in all den Jahren immer unterstützt.

Bei Jugendstreichen stets an der Front

Aufgewachsen ist Fritz Marti-Egli mit zwei Geschwistern in Matt, wo er immer noch wohnt. «Ich hatte eine glückliche Jugend und war bei Streichen stets an der Front», erzählt er. Am schlimmsten sei gewesen, als er mit anderen Jugendlichen die Schienen der Kleintalbahn mit Schmierseife der Grossmutter eingestrichen hatte, sodass die Bahn nicht mehr raufkam: «Das gab eine Ohrfeige zu Hause.»
Nach der Primarschule in Matt und der Handwerkerschule in Glarus absolvierte er eine Lehre als Heizungszeichner und bildete sich zum Heizungstechniker und Lüftungsplaner weiter. Während neun Jahren leitete er die kantonale Energiefachstelle im Departement Bau und Umwelt, ansonsten war er selbstständig.
Wie heute noch, wo er seine 50-jährige Erfahrung als Energie- und Bauherrenberater weitergibt. «Solange es die Gesundheit zulässt, arbeite ich gerne weiter. Es stimmt mich sehr traurig, wie Bauherren kurz gesagt von Unternehmern über den Tisch gezogen werden. Kostenüberschreitungen im zweistelligen Prozentbereich sind leider an der Tagesordnung. Und die Qualität lässt vielfach zu wünschen übrig.» Sein Ziel ist es, solche Fälle aussergerichtlich zu lösen. «Als Oberrichter habe ich gemerkt, dass diesbezüglich ein Mangel besteht.»
Aktuell ist er mit der Bankheizung der katholischen Fridolinskirche in Glarus beschäftigt, nachdem er bereits die Heizungen der Stadtkirche und der Liebfrauenkirche Zürich geplant hatte. Das ist speziell: Normalerweise plant man im Leben wohl eher nur eine Kirchenheizung, nicht deren drei.

«Juwel der Natur»

Im Moment beschäftigt ihn speziell das Verwaltungsratspräsidium der Luftseilbahn Kies-Mettmen AG, und zwar wegen der Strassensperrung. Da sind die Sorgen wohl gross. «Sorgen sind da, aber wir arbeiten lösungsorientiert für die Zukunft. Wichtig ist, dass keine Anwohner und Gäste gefährdet sind», so Fritz Marti-Egli. Alle Leistungsträger auf Mettmen zögen seit Jahren am gleichen Strick: «Wir sind fast wie eine Familie.»
Die Natur habe zum zweiten Mal innert weniger Jahre gesiegt. «Darum unternehmen wir alles für den Freiberg Kärpf. Der Gemeinderat unterstützt uns professionell vorbildlich. Unter der Leitung von Dölf Tschudi und Gemeinderat Markus Marti wird speditiv und zielorientiert gearbeitet.» Seit 3. Juni ist die Erreichbarkeit nun wieder sichergestellt.
Der naturnahe Tourismus im Freiberg Kärpf, der 475 Jahre alt ist und eine schweiz-, wenn nicht sogar europaweite Ausstrahlung hat, liegt ihm sehr am Herzen. «Das Potenzial betrifft nicht nur den Tourismus und die Alpbetriebe, sondern auch die Natur.» Fritz Marti-Egli verweist auf das Untersuchungsprojekt der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Glarus, welches im Sommer 2018 bei 24 untersuchten Artengruppen nicht weniger als 1616 Arten entdeckt hat. «Mehrere davon wurden zum ersten Mal im Kanton Glarus nachgewiesen. Wir dürfen eine knappe Fahrstunde von der Stadt Zürich ein Juwel der Natur präsentieren.»

Wertvolle Netzwerke aufgebaut

Gross war auch sein Engagement für die IG UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona, welche im März dieses Jahres in einen Verein überführt worden ist. Besonders gefallen hat ihm dabei die Start- und Projektphase mit dem Geologen David Imper: «Ohne ihn hätten wir das nicht geschafft.» Er würdigt die Zusammenarbeit mit dem Bund, den beteiligten drei Kantonen und den 19 Gemeinden bis zur Aufnahme in die Welterbeliste 2008. So habe er viele wertvolle Bekanntschaften und Netzwerke aufbauen können.
Seit seinem Beitritt zur SVP im Jahr 1978 ist er politisch aktiv – «jetzt allerdings nur noch passiv», wie er betont. Er hatte im Rahmen der Partei diverse Funktionen inne, bis zum Präsidenten der Jungen SVP Schweiz. Bei der Kandidatur als Oberrichter setzte er sich bei einer SVP-internen Ausmarchung durch und wurde von der Landsgemeinde gewählt. «Die 17 Jahre am Gericht waren eine gute Lebensschule für mich als Laien», meint er rückblickend.

Auch Hobbys sind breit gefächert

Bei einem derart grossen Engagement ist Erholung sehr wichtig. Fritz Marti-Egli zieht sich in Glarus Süd zu Kraftorten und «Plätzli» zurück, deren Standorte er natürlich nicht verraten will. Er wohnt in Matt in einem Einfamilienhaus mit Umschwung nahe am Waldrand, wo er sich ebenfalls gut erholen kann. «Zigarre rauchen, politische Diskussionen und Literatur, ein kühles Adler-Bier trinken, in einem Bergbach fischen, früher Jagd» – all dies lässt ihn abschalten.
Zudem interessiert er sich für die Geschichte von Matt und der Gemeinde Glarus Süd, für Geologie, Kraftorte (Boviseinheiten) und das Wetter. Seit 30 Jahren ist er Mitglied der Muotathaler Wetterfrösche. Er setzt sich allerdings nicht in Ameisenhaufen oder dergleichen, um das Wetter zu bestimmen, sondern befasst sich mehr mit dem 300-jährigen Kalender von Abt Dr. Mauritius Knauer, 1613–1664.

Klimawandel unterschätzt

Im Fazit ist Fritz Marti-Egli zufrieden, dass er als Vertreter der Glarner Gemeinden im Führungsgremium Richtplan Glarus 2004 von März 1998 bis Dezember 2000 mitgearbeitet hat. «Wir haben damals etwas erreicht, das heute undenkbar ist: 2004 bis 2007 Erlass durch den Regierungsrat, 2005 bis 2008 Genehmigung durch den Landrat, Januar 2009 Genehmigung durch den Bundesrat. Warum geht es heute länger?»
Würde er rückblickend etwas anders machen in seinem Leben? «Ich habe 1977 eine der ersten Solaranlagen und 1978 die erste Wärmepumpe geplant, habe aber den Klimawandel komplett unterschätzt. Es stimmt mich traurig, dass ich es verpasst habe, nicht mehr zu wirken, aufzuklären und durchzusetzen bezüglich Klima, Umwelt, Stand der Technik und so weiter.» Die Erkenntnisse seien brutal: «Wir müssen uns jetzt mit Erdrutschen und Steinschlägen, Überschwemmungen, bedrohten Lebensräumen, Trockenheit und Hitze abfinden. Und unsere Nachkommen müssen damit leben.»
Er selber hat eine thermische Solaranlage zu Hause: 50 Prozent der Heizung stammen aus der Solarenergie, die andere Hälfte von der Wärmepumpe. Und er fährt ein Hybridauto.