Porträt: Nicht immer ein Schoggi-Job

Er denkt positiv, ist erfolgreich und kreativ, trotzdem bescheiden geblieben und ein Familienmensch: Johannes Läderach, CEO der Läderach Gruppe, beeindruckt nicht zuletzt durch seine von ihm vertretenen Werte.



Johannes Läderach, CEO und Verwaltungsratspräsident der Läderach AG. (Bilder: mb)
Johannes Läderach, CEO und Verwaltungsratspräsident der Läderach AG. (Bilder: mb)

Er habe sehr schöne Erinnerungen an die von seinem Grossvater 1962 gegründete Manufaktur in Ennenda, erzählt Johannes Läderach. Hätten sie zum Beispiel Eier oder Schokolade gebraucht, konnten sie die immer beim Grossvater holen. Es gab zudem viel Platz zum Skaten oder Tschutten, teils auch mit Mitarbeitenden nach deren Arbeitsschluss, «wenn mein Bruder nicht mitmachen wollte». In den Ferien half er im Betrieb aus und sah so bereits in verschiedene Bereiche rein. «Es war eine wunderbare, prägende Zeit», betont der heutige CEO. In der Unternehmerfamilie wurde ihm die Liebe zur Schokolade und zum Handwerk vermittelt, genauso wie ein starkes Werteverständnis.

Nach dem Studium in Deutschland tätig

Wir sitzen in einem Sitzungszimmer im modernen «House of Läderach» in Bilten, neben Ennenda dem zweiten Produktionsstandort der Läderach Gruppe. Nicht weit davon entfernt wird im Moment die dritte Produktionsstätte fertiggestellt. Johannes Läderach erzählt ruhig aus seinem Leben und beantwortet geduldig die Fragen.
Der 39-Jährige ist der Älteste von sechs Geschwistern. Seine beiden Brüder sind ebenfalls im Unternehmen tätig: Elias Läderach als Chief Innovation Officer – er trägt auch den Titel World Chocolate Masters – und David Läderach, der im vergangenen Sommer die Leitung des Marktes Schweiz übernommen hat.
Unser Gesprächspartner hat Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG) studiert. 2011 schloss er mit einem Marketing-Master sowie einer Zusatzausbildung in Wirtschaftspädagogik ab. Anschliessend war er in der deutschen Tochtergesellschaft tätig. «Das war auch eine Zeit mit vielen wertvollen Erfahrungen», meint er – samt Familiengründung notabene.

Dritte Generation am Ruder

2018 erfolgte der Generationenwechsel im Familienunternehmen. Johannes Läderach wurde in dritter Generation CEO und Anfang 2022 zusätzlich Verwaltungsratspräsident. Damit einher ging die weltweite Expansion. Heute werden die Produkte in zirka 230 Filialen in 27 Ländern verkauft, und Läderach beschäftigt rund 2500 Mitarbeitende aus über 80 Nationen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Worauf führt der CEO diese zurück? Und welchen Anteil hat er daran?
«Ich bewundere den Mut ungemein, den mein Grossvater vor über 60 Jahren hatte – ein Unternehmen aus dem Nichts zu gründen und dann erfolgreich aufzubauen. Und dieser Mut und Innovationsgeist zieht sich durch die Unternehmensgeschichte», sagt Johannes Läderach und verweist auf seine Grosseltern mit der Gründung und der Erfindung und Patentierung der dünnwandigen Truffes-Hohlkugeln. Anschliessend bewiesen seine Eltern den Mut, mit dem Kauf der Merkur-Filialen vom B2B- ins B2C-Geschäft zu wechseln, also via Filialen direkt zu den Konsumenten. Und dann noch mit der Idee, frische Schokolade über die Theke zu verkaufen. «Eine Idee, die anfangs noch belächelt wurde. Heute ist die FrischSchoggi unser Kernprodukt und wird von vielen Wettbewerbern kopiert.» 2012 kam schliesslich noch die eigene Couverturen-Produktion dazu. «So überwachen wir seither die gesamte Wertschöpfungskette ‘From bean to bar’. Etwas, was erst gerade eine Kakaobohne war, liegt Wochen oder wenige Monate später in der 5th Avenue in New York – diese Frische macht die Läderach-Produkte aus.»

Als er 2018 die operative Leitung übernommen habe, sei das Unternehmen bereits sehr gut aufgestellt und erfolgreich unterwegs gewesen. So überrascht die Antwort auf die Frage, wieviel Anteil er am Erfolg habe, nicht: «Das messen wir bei uns nicht nach Person oder Funktion, vielmehr ist unser Erfolg ein Gesamterfolg aller Mitarbeitenden.» Eine Antwort, die für seine Bescheidenheit und Wertschätzung der Mitarbeitenden spricht. Wie es übrigens auch in der Charta des Unternehmens festgehalten ist: «Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll. (…) Was uns verbindet, sind Toleranz, Respekt und Meinungsfreiheit. Diese Werte stehen immer im Zentrum unseres Handelns. Und natürlich die Liebe zu frischer Schweizer Schokolade.»

Bewusst geniessen

Apropos frische Schokolade: Wieviel isst er pro Tag? «Das ist eine der Fragen, die ich am meisten beantworte. Aber gerne. Ich zähle nicht, esse jedoch regelmässig und sehr gerne. Mein Bruder Elias hingegen noch mehr; er sieht sich als einen der Verantwortlichen für den hohen Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz», sagt Johannes Läderach lachend.
Und seine drei Kinder? «Das haben wir geregelt. Es soll etwas Besonderes bleiben, wichtig ist bewusstes Geniessen. Aber sie bekommen schon genug und regelmässig Schokolade», meint er schmunzelnd.

Auch rauer Wind

Die Verantwortung für ein derart grosses Unternehmen zu tragen, ist nicht immer ein Schoggi-Job. Manchmal bläst ihm ein rauer Wind entgegen. Aktuell beschäftigen ihn unter anderem die Kakao-Preisexplosion und das Hin und Her um die US-Strafzölle (53 Filialen befinden sich ja in den USA). Wie geht er mit solchen Herausforderungen um?
«Herausfordernde Zeiten fordern Unternehmen wie uns, innovativ und agil zu bleiben. Das haben uns Krisen in den letzten Jahren wie die Pandemie oder eine Cyber-Krise gelehrt. Ein Beispiel ist unsere diversifizierte Aufstellung – wir sind bereits in 27 Ländern vertreten und werden weiter wachsen.» Die USA seien einer der am stärksten und schnellsten wachsenden Märkte, der durch sehr positive Verkaufstrends und mehr und mehr Arbeitsplätze im ganzen Land gestützt werde. Die Premium-Schokolade werde zwar ausschliesslich in der Schweiz hergestellt, aber Läderach liefere sie den Kunden in den USA frisch über die eigenen Geschäfte und engagierten Teams.
«Auch wir waren vom Ausmass der Entscheidung überrascht. Die US-Zölle werden aber nur auf die Produktionskosten in der Schweiz erhoben. Da wir ausschliesslich über unsere eigenen Vertriebskanäle verkaufen, entsteht ein grosser Teil der Wertschöpfung zollfrei in den USA (500 US-Mitarbeitende, Investitionen und Mieten in den Geschäften, lokale Logistik, Marketing usw.). Wir haben die Preise in den USA im Laufe des Jahres bereits um einen mittleren einstelligen Prozentsatz angepasst. Ausschlaggebend dafür waren die anhaltend hohen Kakaopreise, die zunehmende Stärke des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar und die aufkommende Diskussion über US-Zölle. Diese Erhöhung in den letzten Monaten ermöglicht es uns nun, die Entwicklungen in den kommenden Wochen weiter zu beobachten und alle Optionen zu prüfen», so der CEO.

Glarnerland hat viel Potenzial

Neben seinen Tätigkeiten bei Läderach setzt sich Johannes Läderach für ein erfolgreiches Miteinander von Wirtschaft und Gesellschaft ein: Seit 2022 als Präsident der Glarner Wirtschaftskammer sowie seit Ende 2020 auch als Vorstandsmitglied der Handelskammer Deutschland-Schweiz. Zudem vertritt er das Glarnerland als Honorary Ambassador für die «Greater Zurich Area» und ist ein «young leader» der American Swiss Foundation.
Weshalb stellt er sich zur Verfügung? «Als Unternehmer im Glarnerland sind mir die Glarner Wirtschaft und deren Interessen natürlich besonders wichtig. Und ich setze mich gerne für die Anliegen unserer Region ein. Wieviel Potenzial in dieser Region steckt, hat das ESAF 2025 eindrücklich gezeigt.» Zur Erinnerung: Läderach war Königspartner. «Das war eine gute Entscheidung», meint unser Gesprächspartner und rühmt den Pioniergeist des Organisationskomitees mit Jakob Kamm an der Spitze sowie die schöne Stimmung. «Das wird noch lange nachhallen», ist er überzeugt.

Work-Life-Balance verbessern

Wie würde er sich selber beschreiben? «Es gibt dazu den spannenden Persönlichkeitstest ‚strengthfinder‘, wo Menschen ihre Stärken finden können. Unter meinen Top 5 waren Eigenschaften wie Positivität, Wettbewerbsorientierung oder Neues Erschaffen (‚ideation‘). Dazu sehe ich mich als weltinteressiert und -offen sowie als Familienmensch.»
Anfang Jahr hat er eine dreimonatige Auszeit genommen und will nun seine Work-Life-Balance verbessern. Wie gelingt es ihm? «Man muss sich immer wieder daran erinnern – aber bisher gelingt es mir nach wie vor gut, meine kleinen Auszeiten im Alltag einzuziehen», sagt er. «Sabbatical Momente», nennt er sie. Was heisst das? «Ob eine Laufrunde während einer Geschäftsreise, eine verlängerte Mittagspause im Gym, vielleicht auch mal ein früher Feierabend nach einem strengen Arbeitstag oder das Handy am Wochenende zur Seite legen und bewusst Zeit mit meiner Familie verbringen.»
Auch dies sind nicht selbstverständliche Werte für einen Unternehmer. Aber durchaus solche, die anderen einen Anstoss geben könnten, mindestens mal darüber nachzudenken.