Porträt: Sportlicher Büchermensch

Mit viel Lust auf das Neue ist Peter Aebli als Gemeindepräsident von Glarus gestartet. Die Arbeit im Team empfindet er als sehr bereichernd.



Peter Aebli hat seit jeher ein abwechslungsreiches Leben geführt. (Bilder: mb)
Peter Aebli hat seit jeher ein abwechslungsreiches Leben geführt. (Bilder: mb)

Er ist vielseitig interessiert, engagiert sich für Jugend, Sport und Vereine, ist oft in der Natur unterwegs, aber auch ein Büchermensch: Peter Aebli hat seit jeher ein äusserst abwechslungsreiches Leben geführt. Seit Juli ist er Gemeindepräsident von Glarus und bewegt sich damit in den Fussstapfen seines Vaters.

Natur liegt ihm am Herzen

Geboren wurde Peter Aebli am 20. Mai 1961 in Glarus, wo er mit drei Geschwistern aufwuchs. Nach der Matura studierte er an der Universität St. Gallen Wirtschaftswissenschaften und verbrachte anschliessend seine «Lehr- und Wanderjahre» im Ausland: Er arbeitete für einen grossen Schweizer Konzern in Indien, Italien und Frankreich.

Von der Ferne zog es ihn dann wieder zurück in die Heimat. Er wurde Wirtschaftsförderer des Kantons Glarus, baute Baeschlin Bücher zu einer kleinen Buchhandelskette aus und unterrichtete an der Kantonsschule Glarus Wirtschaft und Recht. 2005 wurde er zum Rektor gewählt. Er ist verheiratet, lebt aber getrennt und hat fünf Kinder sowie zwei Enkelkinder.

Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich in verschiedensten Funktionen für den Volleyballsport. So präsidiert er seit 1990 den VBC Glaronia. Er ist jedoch auch selbst sportlich tätig: «Ich spiele Fussball, gehe gerne in die Berge biken, joggen und bergsteigen. Am liebsten bin ich auf Skitouren unterwegs. Die Natur fasziniert mich und liegt mir ganz besonders am Herzen.»

Mag Herausforderungen

Als politische Stationen zu erwähnen sind der Vorstand der Glarner Jungfreisinnigen sowie verschiedene Funktionen in Auslandschweizerorganisationen. Von 1996 bis 2002 war er Richter am Verwaltungsgericht. Und von 1997 bis 2001 präsidierte er die FDP des Kantons Glarus.

2020 wurde er als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission der Gemeinde Glarus gewählt, 2022 zum Gemeindepräsidenten mit einem 70-Prozent-Pensum. Weshalb hat er kandidiert? «Ich wollte nicht als Rektor pensioniert werden. Diese Aussicht hat mir etwas Sorgen bereitet», bekennt er. Als Gemeindepräsident muss er nicht mit 65 Jahren plötzlich aufhören. Zudem liebt er das Neue, mag Herausforderungen. Ihn habe aber auch das Engagement der Jungen motiviert, wieder einzusteigen, erzählt er: «Es gibt viele Probleme in Gesellschaft und Umwelt, die wir lösen müssen. Ich möchte dazu einen Beitrag leisten.»

«Keine Spur von Beamtenschimmel»

Vom Gemeinderat sei er ausgezeichnet aufgenommen worden: «Ich denke, wir sind schon ein recht gutes Team.» Er habe Respekt vor der grossen Arbeit der nebenamtlich tätigen Gemeinderatsmitglieder. «Auch in meinem Departement Präsidiales und Wirtschaft habe ich viel Motivation und tolle Menschen angetroffen. Von Beamtenschimmel keine Spur.»

Doch die Abläufe seien kompliziert und bürokratisch. «Aus der Schule bin ich mich ganz anderes gewöhnt. Ich bin gespannt, ob es mir gelingen wird, gewisse Veränderungen in die Wege zu leiten.»

Die Arbeit im Team mit dem Gemeinderat empfindet er als sehr bereichernd. Er mag es auch, zu diskutieren und zu argumentieren. Immer wieder gebe es zudem Gelegenheiten, draussen unterwegs zu sein: «Ich treffe gerne Menschen, die sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft einsetzen. Mühsam ist es, von Bekannten und Unbekannten irgendwo unterwegs Reklamationen über eine Parkbusse, eine Strassenlampe am falschen Ort und so weiter entgegennehmen zu müssen.» Er versuche dann meistens, auf humorvolle Art zu reagieren. Das komme zwar nicht bei allen gut an. Aber die meisten zeigten Verständnis, dass er sich nicht um alles kümmern könne.

Sein Terminkalender ist gut gefüllt mit Anlässen – Neuland für ihn. «Vorher war ich nicht so fremdbestimmt. Aber ich habe mich arrangiert.» Wertvoll findet er, wenn er dabei seine Wertschätzung für Freiwilligenarbeit ausdrücken kann. Deren Förderung sei ihm wichtig, sagt er.

Freizeit ist dünn gesät

So bleibt ihm gegenwärtig nicht viel Freizeit. Rund einen Tag pro Woche unterstützt er noch seine Nachfolgerin im Rektorat der Kanti. Zudem arbeitet er zirka einen halben Tag bei Baeschlin Bücher, dessen Inhaber er ist. Dabei ist er vor allem für den Verlag und die Buchhandelsgruppe tätig.

Wo erholt er sich? «Im Moment höchstens bei einer kurzen Biketour oder beim Lesen, aber auch dann nur ein paar Seiten, leider. Für Mitte Oktober habe ich jedoch Ferien eingeplant. Und so ab Dezember sollte der Wechsel vom alten in den neuen Job vollzogen und meine Nachfolgerin als Rektorin eingearbeitet sein, sodass ich dann Zeit für die eine oder andere Skitour haben werde.»

Hätte manchmal Nein sagen müssen

Ist er zufrieden mit seinem bisherigen Leben? Oder was würde er heute anders machen? Er wägt ab: «Ich habe ein sehr abwechslungsreiches Leben geführt, in verschiedenen Bereichen Erfolgserlebnisse gehabt und tolle Erinnerungen mitgenommen. Durch neue Ideen lasse ich mich leicht begeistern – das hat auch mir viel gegeben. Aber manchmal hätte ich doch Nein sagen müssen, auch um mehr Zeit für die Familie zu haben. Ich hoffe, dass mir dies zumindest bei den Enkeln gelingen wird.»