Die Theaterprofis spielen eine erste Szene: Toby (Simon Gisler) und Angie (Petra Haas) lernen Franz.-Vokabeln und kommen sich dabei näher; Angie stellt Musik an und bietet dem schüchternen und gehemmten Toby ein alkoholisches Getränk an, das dieser zögernd annimmt und trinkt. Die beiden tanzen zusammen als Mark (Roland Lötscher), der Ex-Freund von Angie, auftaucht und die beiden verbal angreift. Er nötigt Toby zu immer mehr Alkoholkonsum bis dieser total betrunken umfällt. Die Szene wird nun abgebrochen und die Lernenden werden aufgefordert, zu beschreiben, was abgelaufen ist, ihre Meinung zur Szene zu äussern und zu sagen, wo sie sich anders verhalten würden. Die Szene wird wiederholt, aber die Rollen werden nun abwechselnd von verschiedenen Lernenden so gespielt, wie sie sich in der Situation verhalten würden. Dabei ändert sich zwangsläufig auch das Verhalten der anderen Beteiligten. Am Ende des jeweiligen Durchgangs erfragen die Theaterpädagogen wie es den Beteiligten ergangen ist in ihrer Rolle und mit ihrem Verhalten. Dadurch wird bewusst gemacht, dass das eigene Verhalten das Umfeld beeinflusst und dass z.B. Gruppendruck oder Machogehabe nicht einfach erduldet werden müssen.
Anschliessend wurde im Plenum diskutiert, aus welchen Gründen Alkohol konsumiert wird: aus Langeweile, Gewohnheit, Frust, um die Hemmschwelle zu senken, um gut dazustehen vor den anderen, um „cool“ zu sein, um andere gefügig zu machen, um sich über andere amüsieren zu können, um zu feiern, um den Gruppenzusammenhalt zu begiessen, usw.
Das gleiche Vorgehen wie bei der ersten wurde auch bei der zweiten Szene angewendet: Hier ging es um die Lehrtochter Rita (Petra Haas), die den Schmerz über den Tod ihres Freundes mit Alkohol betäuben will, und um ihre Eltern Dora (Agnes Caduff) und Max (Simon Gisler), die auf das Verhalten der Tochter unterschiedlich reagieren. Während Dora versucht, die Tochter mit verschiedenen Mitteln aufzuheitern und ihr Verhalten in Schutz nimmt, greift Max streng durch und verbietet den Alkoholkonsum.
Beim Nachspielen der Szene durch Lernende konnten diese erfahren, wie schwierig eine solche Situation für Eltern sein kann und dass es das einzig richtige Verhalten nicht gibt. Dies betonten die Theaterpädagoginnen und –pädagogen mehrmals: es ging ihnen nicht um richtiges oder falsches Verhalten im Umgang mit Alkohol, sondern darum, dass die Lernenden sich bewusster mit ihrem Verhalten auseinandersetzen. Dass dies geglückt ist, zeigte die anregende Diskussion, die sich unter den Lernenden nach Schluss der Veranstaltung ergab.
