Premiere am Glarner-Bündner

Am Pfingstmontag, 6. Juni, steigt der diesjährige Saisonhöhepunkt aus schwingerischer Sicht im Kanton Glarus, der Glarner-Bündner Schwingertag. An der Spitze des OKs des Verkehrsvereins steht Dachdeckermeister Martin Schnyder.



OK-Präsident Martin Schnyder ist immer für einen Spass zu haben. Nach der Zusage der Bewerbung Glarnerland+ fürs Eidgenössische 2025 am 6. März 2021 erschien er in einer speziellen Maske in grüner Farbe in Anspielung auf die unterlegene Bewerbung St. Gallen, spielt doch der FC St. Gallen in Grün. (Bild: j.heer)
OK-Präsident Martin Schnyder ist immer für einen Spass zu haben. Nach der Zusage der Bewerbung Glarnerland+ fürs Eidgenössische 2025 am 6. März 2021 erschien er in einer speziellen Maske in grüner Farbe in Anspielung auf die unterlegene Bewerbung St. Gallen, spielt doch der FC St. Gallen in Grün. (Bild: j.heer)

Auf die Frage, was für einen Bezug er zum Schwingsport habe, antwortet Martin Schnyder: Ich bin ein Schwingerfreund. «Schwingen war in unserer Familie von klein auf ein Thema. Das Klöntaler Bergschwinget lasse ich seit Kindsbeinen nie aus und auch das Glarner-Bündner gehört eigentlich zum jährlichen Normalprogramm dazu.» Die Schnyders sind eine Grossfamilie mit zehn Kindern, aufgewachsen im «Horn» in der Nähe der Tschuoppisstrasse in Netstal. Bruder Köbi war Schwinger, Schwingklubpräsident und amtet noch heute als kantonaler Fähnrich, auch seine weiteren Brüder sieht man regelmässig in irgendeiner Form an Schwingfesten, sei es in einem OK, als Gabenspender, oder als treue Festbesucher. So war Bruder Hans 1998 am Kantonalen bei der Bürglen in Netstal OKP-Präsident. Dessen Sohn hatte dasselbe Amt 2019 in Glarus inne. Dieses Fest fand zwar im Hauptort statt. Hinter dem OK standen aber hauptsächlich Netstaler.

Initialzündung

«Damals vor 24 Jahren war wir zu dritt im OK, Hans als OKP, Peter und meine Wenigkeit hatten den Bau inne», betont Martin Schnyder. Weil es südlich der Bürglen (beim Alterszentrum) keine Infrastruktur hatte, hielten wir es für notwendig, den Bau auf zwei Schultern zu verteilen.» Dieses unvergessliche Fest bei Traumwetter war für die Schnyders die Initialzündung zur Gründung einer eigenen Firma. «Da wir uns damals mit Zeltofferten herumschlugen und nach einer geeigneten Lösung suchten, dabei aber nicht glücklich wurden, kauften wir gleich ein eigenes Zelt.» Dies war die Initialzündung zur Gründung der Zeltbaufirma, welche erst Martin und mittlerweile sein ältester Sohn Rolf führt. «Von daher hat das Glarner-Bündner 1998 für mich eine besondere Bedeutung».

Erstmals gedeckte Tribüne

Bei so viel Eigeninitiative erstaunt es nicht, dass die Schynders am Glarner-Bündner 2022 auf der Bärenhoschet mit einer weiteren Premiere aus den eigenen Händen entworfen, aufwarten. «Erstmals werden am besagten Anlass gedeckte Tribünenplätze angeboten.» Sohn Rolf führt nämlich das Baukomitee an, wobei er von Dani Funk unterstützt wird. Billettanfragen dazu bekäme er schon jetzt aus der gesamten Deutschschweiz, so Martin Schnyder, der in Netstal ein eigenes Dachdeckergeschäft betreibt. Trotzdem wird es keinen öffentlichen Vorverkauf geben. «Insgesamt bieten wir 800 Tribünenplätze an, wovon 540 gedeckte.» Dies in erster Linie für den Schlechtwetterfalls, «aber auch bei grosser Hitze ist eine gedeckte Tribüne dienlich, gerade für ältere Festbesucher», ergänzt der OKP. Trotz diversen Billett-Anfragen und hochkarätigem Teilnehmerfeld ist der OKP zuversichtlich, dass sie am Fusse des Wiggis für alle Festbesucher Platz haben werden. «Die Schwinger sind ein Frühaufstehervolk. Früh anreisen lohnt sich auf jeden Fall. Ich denke, dass wir für einen Ansturm gewappnet sind. 3000 Festbesucher wären eine schöne Kulisse.»

Drei Wettkämpfe binnen zehn Tagen

Das OK Netstal ist gut zweieinhalb Wochen vor dem Anlass auf Kurs. «Beim Personal sind wir noch auf der Suche nach Helfern, doch ansonsten sind wir parat.» Offizieller Start des Aufbaus des Festgeländes ist am Montag, 23. Mai, wobei die Arbeiten auch mit dem Kantonalen Nachwuchsschwingertag an Auffahrt und einem Jugend-Nationalturntag am Samstag, 28. Mai, an gleicher Stätte zusammenhängen. So werden Zelt und Sägemehl Anfang nächster Woche eingerichtet und bis am Pfingstmontag stehen bleiben. Dies ist mit dem Pächter der Wiese, «Bären»-Wirt Fritz Kamm, so vereinbart. In Netstal, am Fusse des Wiggis wird also von Auffahrt bis Pfingstmontag einiges los sein. Der Verkehrsverein ist jedoch nur Organisator des Glarner-Bündners. Die beiden Jugendanlässe werden durch die Nationalturner Netstals organisiert.

Trotz Schicksalsschlägen nie aufgegeben

Wie die gesamte Familie ist auch Martin in erste Linie ein Turner, denen in der 125-Jahr-Chronik des TV Netstal eine eigene Seite gewidmet ist. Dazu betätigte er sich in früheren Zeiten auch im Nationalturnen. Geschwungen hat er aber nie. Ursprünglich wäre das Kantonalschwingfest am Fusse des Wiggis am 24. Mai 2021 angestanden. Doch weil das OK Mollis ihren Anlass nach Absprache mit den Netstalern wegen der Corona-Pandemie ins 2021 verschob, musste man am Fusse des Wiggis aufs 2022 weichen. «Zwar war es mit Rückschlägen verbunden, aber aufgeben war nie ein Thema – im Gegenteil», betont Schnyder. «Die Verschiebung um ein Jahr konfrontierte mich mit einzelnen Rücktritten innerhalb des OKs. Nicht aus Verärgerung wegen der Verschiebung, sondern wegen Doppelbelastung, da einzelne OK-Mitglieder teilweise im Jahr 2022 bereits am Kantonalen Turnfest ihre Mitarbeit zugesagt hatten.»

Ehrenmitglied kurzfristig eingesprungen

«Doch diese Abgänge konnten wir rasch wieder ersetzen.» Dazu verstarb auch noch die Protokollführerin, die zugleich mit Martin Schnyder das Co-Präsidium des Verkehrsvereins innehatte, völlig unerwartet. «Das war ein schwerer Schlag für uns alle.» Mit Peter Schadegg, einem Ehrenmitglied des Verkehrsvereins, konnte man auch die schmerzhaft entstandene Lücke wieder besetzen. In der Region, bei Firmen und Privatpersonen stiess man trotz Verschiebung und trotz Corona auf offene Ohren. «Wir können den rund 130 teilnehmenden Schwingern einen prächtigen Gabentempel präsentieren. Gabenchef Fabian Zwicky und auch alle übrigen im OK haben unter besonderen Umständen einen hervorragenden Job gemacht», lobt Schnyder sine Gespänli. 

Willy-Graber-Fan

Martin Schnyder besucht durchs Jahr diverse Schwingfeste, quer durchs Land verteilt. «Zu meinem Lieblingsschwingern gehörte Berufskamerad Willi Graber und auch der Freiburger Hanspeter Pellet bewunderte ich stets.» Für das Fest am Fusse des Wiggis wünscht er sich einen friedlichen, unfallfreien Wettkampf. Natürlich hätte ich Freude, wenn sich am eigenen Kantonalen am 6. Juni ein Glarner Schwinger für den Schlussgang qualifiziert. So gesehen hoffe ich auf unseren Teamleader Roger Rychen.» Einfach wird dies für den 30-Jährigen aber nicht, sind doch weitere nationale Spitzenschwinger wie Armon Orlik oder Damian Ott auf der Teilnehmerliste.

Denkwürdiges Gla-Bü 1989

In Netstal fand zuletzt 1989, 1998 und 2006 der Glarner-Bündner Schwingertag statt. 1989 und 2006 wie heuer auf der Bärenhoschet, 1998 südlich der Bürglen (beim Alterszentrum). Insgesamt ist jener Kantonalanlass von 2022 die acht Austragung im Wiggisdorf seit Verbandsgründung. Hat der Vorsitzende an 1998 spezielle Erinnerung mit den oben erwähnten Gründen, so bleibt ihm auch jenes von 1989 unvergessen. «Das damalige Glarner-Bündner unter der Obhut von Felix Sauter bleibt wohl allen Beteiligten unvergessen. Am Pfingstsonntag war sogar der Siegermuni im Restaurant des Gasthofs Bären angebunden. So etwas wäre heutzutage unvorstellbar.» Und auch zu Hosenlupfs zwischen Glarner und Bündner Schlachtenbummler sei es an jenem Pfingstsonntag im inneren des «Bären» gekommen – ohne Sägemehl wohlverstanden.