Pro Senectute Glarus – hundert Jahre wurden gefeiert

Auch wenn sich die Verantwortlichen der Pro Senectute für die betagten Mitmenschen einsetzen – und das seit vielen Jahrzehnten in enorm kreativer, stark beachteter Art – ist rein gar nichts von einem hundertjährigen Bestehen samt eigentlich nachlassenden Kräften, Vergesslichkeit oder altersbedingten Einschränkungen zu spüren. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Mit immer neuen Ideen, grosser Sorgfalt, immenser Kompetenz und Nachhaltigkeit wird gearbeitet. Nichts ist dem Zufall überlassen. Es wird geholfen, nachgefragt, kenntnisreich beraten, angeleitet; dies unermüdlich und mit sympathischer Beharrlichkeit. Mit der gehaltvollen Feier in der lintharena Näfels wurde auf Vergangenes, Erreichtes und neu Geplantes hingewiesen.



Ständerat Hösli und Landratspräsident Bruno Gallati
Ständerat Hösli und Landratspräsident Bruno Gallati

Müsste das breite Angebot in Form einer Geburtstagstorte gezeigt werden, hätten die Fachleute in der Konditorei wohl stundenlang an der Verzierung der Oberfläche gearbeitet, sie hätten eine gar süsse Füllung hinzaubern müssen. Es war in der Voranzeige das Motto mit dem Titel «Lieber Staub aufwirbeln, als Staub ansetzen …» angekündigt worden, verbunden mit der Frage, ob das der Pro Sencetute denn auch gelungen sei. Da fällt die Antwort leicht. Der aufgewirbelte Staub kam als weitherum strahlende glitzernde Partikel auf den Boden zurück, ganz festlich und beharrlich strahlend.

Die Pro Senectute hat über alle Jahrzehnte eine beneidenswerte Vitalität bewahrt, eine Vielfalt geschaffen, die aus zahlreichen Angeboten besteht und gerne genutzt wird. Darüber liessen sich die anwesenden Gäste, unter ihnen Frau Landesstatthalter Marianne Lienhard, Landratspräsident Bruno Gallati, Vertreter der Gemeindebehörden und der Landeskirchen, einst und heute amtierende Stiftungspräsidenten und.Stiftungsräte, Delegierte von Partnerorganisationen, in einem der vielen Angebotssegmente Mithelfende und weitere Gäste bereitwillig informieren.

Was sich in diesen hundert Jahren alles ereignet hat, konnte nur ansatzweise aufgeführt werden, dies in Form einer Zeitreise, die zwischen den verschiedenen Teilen des Nachtessens angeboten war. Markus Stadelmann führte gekonnt und kurzweilig durchs Programm, die Harmoniemusik unter Dirigent Reto Bösch spielte bemerkenswert gekonnt und wechselvoll auf, mit viel Humor ausgestattete Kellner machten sich bemerkbar, fotografierten rum was das Zeug hielt und die Catering-Teams mit Hanspeter Fischli, Metzgerei, und Dave Schnyder verwöhnte alle auf höchstem Niveau.

Die Zeitreise

Anno 1919, am 3. Oktober, gründete die Gemeinnützige Gesellschaft die Stiftung für das Alter. Bis 1968 nannte man die Betagten in nicht eben wertschätzender Art «Greise». Bereits ein Jahr nach der Gründung konnte ein Legat im Umfang von hunderttausend Franken entgegengenommen werden, damit war das solide Fortbestehen der Stiftung gesichert. Es war dann die Kunst des damaligen Schulinspektors Dr. Hafter, einen gerechten Verteilschlüssel auszuarbeiten. Geld wurde mit der einmal pro Jahr stattfinden Sammlung von Haus zu Haus reingeholt. Im Glarnerland wurde erfreulich und bereitwillig gespendet. Erst in den Dreissigerjahren, der Zeit der Wirtschaftskrise, gab es auch von der öffentlichen Hand die längst herbeigewünschte finanzielle Unterstützung. Sozialfürsorge und Alterspflege wurden thematisiert und kamen zum Tragen. 1942 wurden die Kantonalkomitees aufgefordert, für die Betagten «Bescherungen und Veranstaltungen» anzubieten. An hohen, runden Geburtstagen solle zudem gratuliert und ein Geldbetrag überreicht werden.

Mit der Einführung der eidgenössischen AHV sank die Arbeitsbelastung ganz und gar nicht. Vermehrt konnte auf Einzelschicksale eingegangen werden. Vier Betätigungsfelder wurden um 1945 genannt: Fördern der Alterspflege; Alter ehren und für Geleistetes danken; Alters- und Pflegeheime erstellen; Alterspflege schliesst weitere Hilfeleistungen nicht aus.

Die Umsetzung beanspruchte Jahre. 1948 wurde die AHV eingeführt, die Pro Senectute war dabei massgeblich beteiligt. Zwischenmenschliches und Gesellschaftliches erhielten eine grössere Bedeutung. 1968 entstanden in vielen Kantonen Sekretariate, die von Fürsorgerinnen geführt wurde, 1968 war es im Glarnerland so weit.

Wenig später kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der Gemeinnützigen Organisation und der Stiftung für das Alter. Berichtet wurde über die wechselnden personellen Besetzungen im Sekretariat und den Aufbau der eigenständigen Pro Senectute, die 1993 die neue Geschäftsstelle eröffnen konnte. Die Zahl der Angebote wuchs in bemerkenswerte Weise. Es seien ohne Anspruch auf Vollständigkeit erwähnt: Haushalt und Reinigungsdienst, Altersturnen, Mahlzeitendienst, Tanznachmittage, Wandern und Schwimmen, Mittagstisch, Sozialberatungen, Hausbesuche, bedeutende Anlaufstelle für Ärzte, Angehörige, Spital, Altersheime, öffentliche Amtsstellen, Krankenkassen, Rotkreuzfahrdienst, Senioren für Senioren (1997).

Im Jahre 1998 wurde mit dem Bund eine Leistungsvereinbarung eingegangen; Leistungsauftrag vom Kanton (2001). Gleichzeitig wurden vormundschaftliche Mandate übernommen.

Und im Jahre 2012 wurde die Geschäftsstelle an die Gerichtshausstrasse in Glarus verlegt, Platzprobleme konnten damit entschärft werden. Ein Jahr später übernahm Peter Zimmermann die Geschäftsleitung. In die Führung durch die Jahrzehnte teilten sich Markus Stadelmann, Daniela Gallati und Peter Zimmermann.

Und nicht ganz unbescheiden, aber durchaus realistisch wird noch darauf hingewiesen, dass 2069 das hundertfünfzigjährige Bestehen gefeiert werden kann und wie es 2119 aussehen wird, weiss nun wirklich niemand.

Stiftungsratsmitglieder, Team, Jubiläumsverantwortliche

Dass im Rahmen des Jubiläums auch viele namentlich vorgestellt wurden, die sich für die Belange der Pro Senectute (Geschäftsstelle mit Valerie Brand und Barbara Vögeli), Geschäftsstellenleiter Peter Zimmermann; Beratungsstelle mit Conny Mathieu, Ursel Beck, Nina Kühne, Theres Geser, Fabienne Zogg) und im Stiftungsrat (Daniela Gallati als Präsidentin, Jean – Luis Heinzer, Vizepräsident; Helen Monioudis, Elisabeth Zellweger; Andrea Trümpy, Hanspeter Toggenburger, Sabine Hämmerli, Peter (Peach) Zimmermann) einsetzen,  versteht sich wie von selbst. Erwähnt wurden auch alle, die sich mit grosser Sorgfalt, einfühlend und mit spürbarer Sachkompetenz fürs Zustandekommen dieser Jubiläumsfeier eingesetzt hatten Zubereitung des Essens, Service, Tischdekoration, Musikalisches, Moderation, Redner. Ihnen allen galt der verdiente, anerkennende Dank.

So viel hatte vorbereitet werden müssen. Es klappte einfach alles – so wie die Verantwortlichen im jeweiligen Bereich stets tätig sind.

Reden, Moderation, Musik

Markus Stadelmann moderierte launig, einfühlend, manchmal mit stimmigen Kommentaren, dann wieder hinterfragend und eigene Erkenntnisse einbringend. So war denn zu erfahren, dass die aus rund fünfzig Personen bestehende Harmoniemusik Näfels – deren Mitglieder spielten echt gekonnt und unterhaltend, waren manchmal singend unterwegs – 1884 gegründet worden sei. Es war Musik aus allen Stilepochen zu hören, Heimatverbundenes, Jazziges, leicht Folkloristisches. Kulinarisch wurde man gewaltig verwöhnt. 

Das Programm hatte es in sich. Man wurde in interessanter Art durch viele Jahrzehnte geführt, erfuhr, welche Promis wann zur Welt kam, was in der Politik geschah, welche sozialen Aufgaben anstanden.

Mit sympathisch kurzen Reden meldeten sich Marianne Lienhard, Bruno Gallati, Marianne Noser von der Pro Senectute Schweiz und verantwortliche Redaktorin der «Zeitlupe» – und mit Bezug auf die bereits erwähnte «Zeitreise» – auch Peter Zimmermann, Geschäftsstellenleiter der Pro Senectute Glarus und Daniela Gallati, Präsidentin des Stiftungsrates.

Es galt, drei Jubilaren zu gratulieren, viele Frühlingsgebundene Geschenke zu überreichen und rundum gar vielen enorm herzlich zu danken, bevor man sich auf den Heimweg begab.