Pro und Contra zweite Gotthard-Röhre

An einer Veranstaltung der Grünliberalen und Grünen in Glarus wurde das Konzept einer Gruppe unabhängiger Ingenieure und Verkehrsexperten präsentiert, mit dem auf den Bau einer zweiten Gotthardröhre verzichtet werden könnte. Pro und Contra zweite Röhre votierten zudem Ständerat Werner Hösli und Alf Arnold von der Alpeninitiative.



Gesprächsleiter Martin Minder
Gesprächsleiter Martin Minder

Unter dem Slogan «sanieren ohne verlieren» hat eine Gruppe unabhängiger Ingenieure und Verkehrsexperten ein Konzept erarbeitet mit dem der bestehende Gotthard-Strassentunnel saniert werden kann, ohne den Bau einer zweiten Röhre und ohne dass der Strassenverkehr über den Gotthardpass oder andere Alpenpässe umgeleitet werden muss. Jost Wichser aus Mollis, Ingenieur und Verkehrsexperte ETH, gehört dieser Gruppe an und präsentierte an einer Versammlung der Grünen und Grünliberalen das Konzept dieser Sechsergruppe. Als Alternative zum Bau eines zweiten Strassentunnels springt die Bahn mit drei Angeboten in die Bresche. So ermöglicht ab Juni 2016 die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels pro Stunde und Richtung zwei IC für je 1000 Personen und acht Güterzüge. Ab 2020 werden zudem die SBB-Zufahrtslinien von Basel bis Chiasso auf vier Meter Höhe (Huckepack-Korridor) ausgebaut sein. Die Expertengruppe kommt zum Schluss, dass während den Sanierungsarbeiten am Tunnel somit ausreichend Kapazitäten auf der Schiene zur Verfügung stehen würden.

Schneller und billiger

Das Konzept sieht vor, dass ab 2016 im Scheiteltunnel zwischen Airolo und Göschenen pro Stunde in jede Richtung acht Züge mit 800 Personenwagen durch den Tunnel fahren könnten. Dank kurzen Zugfolgezeiten und konzentriertem Verlademanagement ergäben sich für PWs weitgehend keine Wartezeiten für die Tunnelfahrt. Zusätzlich rechnet das Konzept mit zwei Zügen pro Stunde und Richtung durch den neuen Basistunnel, womit pro Tag und Richtung 1140 LKW transportiert werden könnten. Gemäss Wichser ist das Konzept «sanieren ohne verlieren» auch billiger, nämlich statt der veranschlagten 2,8 Milliarden Franken nur rund eine Milliarde. Das heisst eine Einsparung von rund 1,8 Milliarden. Zudem ist mit diesem Konzept der Tunnel zehn Jahre schneller saniert, nämlich im Jahre 2026 und nicht erst 2035 gemäss Bundesvorlage.

Pro und Contra

Im Anschluss an das Referat von Wichser kam es unter Leitung von Martin Minder, Vizepräsident GLP, zu einer Podiumsdiskussion mit Werner Hösli und Alf Arnold. Ein Hauptargument für den Bau einer zweiten Gotthardröhre ist für den Glarner Ständerat als Vertreter einer Land- und Bergregion das schlechte Signal, welches mit einem Nein an die Tessiner verbunden wäre. Man könne diesen nicht für längere Zeit eine so wichtige Strassenverbindung wegnehmen. Ein sehr wichtiger Punkt ist für Hösli zudem die Sicherheit. Das Fahren im richtungsgetrennten Tunnel sei einfach sicherer. Für Alf Arnold, Mitinitiant und Geschäftsführer der Alpeninitiative, ist die zweite Röhre eine Verletzung der Bundesverfassung, zudem nicht einfach eine Sanierung, sondern ein Ausbau mit einer Schleusenöffnung. Der Druck der EU für eine vierspurige Durchfahrt würde zunehmen.

Nach den Statements der beiden Referenten kam es zu einigen Fragen aus der Versammlung, wobei klar herauszuspüren war, dass hier eine Mehrheit gegen einen zweiten Gotthardtunnel vertreten war. Der von Regula N. Keller. Co-Präsidentin Grüne, eröffnete Anlass am Samstagvormittag in Glarus war von rund 40 Personen gut besucht.