Wenn man an ein Gymnasium denkt, haben die meisten ein ziemlich klares Bild vor Augen. Schülerinnen und Schüler, vertieft in Büchern, grübelnd über Matheaufgaben oder sich gegenseitig Franz-Vokabeln abfragend. Neben diesen Kompetenzen, die man im Allgemeinen unter Intelligenz verbuchen würde, werden in der Kantonsschule auch in anderen Bereichen Kompetenzen ausgebildet und verfeinert. So zum Beispiel auch im Fach Bildnerisches Gestalten, in dem die Jugendlichen mit verschiedenen Techniken nicht nur in der Malerei in Berührung kommen. Wie in den Fächern Deutsch, Französisch oder Mathematik gibt es auch hier zum Teil deutliche Leistungsunterschiede. Die Jugendlichen verfügen über unterschiedliche Intelligenzen im bildnerisch gestalterischen Bereich. Denn Intelligenz muss sich nicht nur auf die Stammfächer in der Schule beziehen. In der 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts formulierte der Erziehungswissenschaftler Howard Gardner seine Theorie der multiplen Intelligenzen. Neben der sprachlich-linguistischen Intelligenz oder logisch-mathematischen Intelligenz geben demzufolge eben auch die musikalisch-rhythmische Intelligenz oder die bildlich-räumliche Intelligenz. Auf diese verschiedenen Fähigkeiten geht die Kantonsschule Glarus schon seit einigen Jahren mit dem Konzept der Schwerpunktfächer ein. So haben die Schülerinnen und Schüler im Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten vier Wochenstunden in ihrem Hauptgebiet. Und dies nicht wie sonst häufig an den Randstunden, wie es Lehrer Michael Honegger erwähnt. «Die zusätzlichen Stunden geben uns viel mehr Möglichkeiten.» So können sich die Jugendlichen deutlich länger einem Projekt widmen. Als Beispiel zeigte er auf die grossen Leinwände. Hier mussten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema von zufällig entstandenen Formen und Landschaften auseinandersetzen. Zuerst haben sie sich mit einem Fotoapparat auf die Suche gemacht und zahlreiche Bilder geschossen. Danach ging es an die Auswahl und an die künstlerische Bearbeitung des Materials.
Auch andere Werkreihen zeigten den komplexen Weg in den Projekten, aber auch zu welch unterschiedlichen Resultaten man mit der gleichen Ausgangslage kommen kann.
Die in der letzten Woche zum ersten Mal in dieser Form durchgeführte Jahresausstellung zeigte aber auch eindrücklich die schier unendliche Vielfältigkeit des Fachs Bildnernisches Gestalten mit den Lehrkräften Michael Honegger, Martina Jakober und Nathalie Bertrand. Neben grossen Malereien gab es auch viele plastische Modelle und sogar Videos zu bestaunen.