Produktion von Solarmodulen in Linthal – nur eine Vision?

An der heutigen Medienorientierung teilten die Verantwortlichen von Solar Plant Swiss AG mit, dass das Projekt einer voll integrierten Produktion von Solarmodulen gestoppt wurde. Gestiegene Mehrinvestitionen und massiv höhere Betriebskosten gegenüber den ursprünglichen Kostenberechnungen seien Schuld an diesem bedauerlichen Entscheid.



Hanspeter Zweifel
Hanspeter Zweifel

Sichtlich betroffen und auch enttäuscht begründete Willy Kamm, Präsident des Verwaltungsrates von Solar Plant Swiss AG, diesen schwerwiegenden Entscheid. Dieser Stopp des ambitionierten Projektes ist vor allem für Linthal ein grosser Verlust, war doch zu Beginn von bis zu 140 neuen Arbeitsplätzen die Rede.

Grosser Optimismus beim Projektstart

Als im Februar 2006 dieses Projekt der Öffentlichkeit präsentiert wurde, waren alle Beteiligten voller Optimismus. Handelt es sich doch bei der Produktion von Solarmodulen um eine voll im Trend liegende Branche. Weltweit wird der Bedarf an Solarmodulen in den kommenden Jahren massiv steigen. Das jährliche Wachstumspotenzial liegt nach Schätzungen bei ca. 22 Prozent. Die Nachfrage wird laufend steigen und der Absatz ist über Jahre hinaus gesichert. Unter diesen positiven Vorzeichen wurde das Projekt Solar Plant Swiss AG mit Produktion in Linthal Anfangs 2006 in Angriff genommen. Aber so rasant wie das Wachstumspotenzial ist auch die Marktentwicklung und der damit verbundenen Änderungen bezüglich Anforderungen an das Endprodukt oder an die Produktionsanlagen.

Ernüchterung im März 2007

Ende Dezember beauftragten die Verantwortlichen von Solar Plant Swiss AG eine spezialisierte Firma eine zusammenführende Gesamtplanung aller notwendigen Gebäude, Einrichtungen, Energieversorgung und Infrastruktur zu erstellen. Vor einigen Tagen wurde nun das Resultat dieser Abklärungen vorgelegt und es hat sich gezeigt, dass mit unerwartet hohen Mehrinvestitionen und Betriebskosten gegenüber den ersten Berechnungen zu rechnen wäre. Insbesondere sind Veränderungen an den bestehenden Gebäuden und der Infrastruktur notwendig. Der aus dem Mehrinvestitionen resultieren Kapitalbedarf übersteigt den bereits zugesagten oder in Aussicht gestellten Kreditrahmen. Daraus ergeben sich Zeitverzögerungen im Projekt, sowie höhere Abschreibungen und Zinskosten im laufenden Betrieb.

Höhere Produktionskosten und Rohmaterialengpässe

In einem Markt mit einem derart hohen Wachstumspotenzial muss damit gerechnet werden, dass über kurz oder lang die Endpreise fallen. Erschwerend ist, dass weltweit ein enorm grosser Bedarf an Rohmaterial besteht. Teilweise werden heute schon Lieferverträge über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren abgeschlossen, sodass für eine neue, kleine Firma die Chancen relativ gering sind. Dazu kommen die zusätzlich höheren Produktionskosten, vor allem im Bereich des Personals, der Energie, der Forschung und Entwicklung. Auch die voraussichtlich stärker als vorgesehen fallenden Endproduktpreise stellen die Erfolgaussicht für das Projekt einer voll integrierten Produktionsstätte in Frage. Dazu kommt die Zeitverzögerung durch aufwendigere Bauten um mehr als acht Monaten. Ein rascher Markteinstieg wäre aber für den Erfolg extrem wichtig. Die rasante Marktentwicklung mit stark fallenden Produktpreisen, immer komplexer werdenden Prozessen bevorteilen grössere Produktionsanlagen. Die seinerzeit geplante Anlagegrösse und die Ausbaumöglichkeiten am Standort Linthal könnten dieser Entwicklung nicht folgen.

Suche nach Alternativmöglichkeiten

In Anbetracht und unter Berücksichtigung der neusten Erkenntnissen hat der Verwaltungsrat das ursprüngliche Projekt per sofort gestoppt und wird nun in den kommenden Wochen abklären, ob allenfalls Alternativen ergriffen werden könnten. „Es wäre sträflich, dieses Projekt im heutigen Stand zu realisieren. Alle Verantwortlichen, welche in dieses so tolle Projekt involviert sind, bedauern diese unglückliche Situation. Es steckt viel Herzblut und auch finanzielles Engagement in diesem Projekt. Der wirtschaftliche Erfolg ist aber die Basis für den Start eines Zukunft orientiertes Projekt dieser Grössenordnung. Diese Basis ist aber aufgrund der vorliegenden Fakten nicht gewährleistet. Wir bedauern diesen Entschluss, denn vor allem für das Glarner Hinterland und insbesondere der Gemeinde Linthal bedeutet dies ein grosser Verlust.“ Mit diesen Worten schloss Willy Kamm die Medienorientierung mit dem Hinweis, dass versucht wird, bis zur Generalversammlung im Mai mögliche Alternativen zu präsentieren.