«Produktivität ist nur im physischen Austausch möglich»

Am letzten Freitag wurde im Güterschuppen über die Möglichkeiten des «Home-Office» diskutiert. Dies während eines Anlasses vom Schweizerischen Architekturmuseum.



Andreas Ruby, Direktor Schweizerisches Architekturmuseum, begrüsst die Teilnehmer am Anlass im Güterschuppen. (Bilder: jhuber)
Andreas Ruby, Direktor Schweizerisches Architekturmuseum, begrüsst die Teilnehmer am Anlass im Güterschuppen. (Bilder: jhuber)

Arbeitsplätze und Arbeitsformen sind einem stetigen Wandel unterworfen, dies auch wegen den technologischen Entwicklungen. Dies zeigte Sacha Menz, Professor an der ETH Zürich, in seinem Input-Referat am letzten Freitag im Güterschuppen auf. «Home-Office ist jetzt einfach das neuste Schlagwort», meinte er am Anfang des vom Schweizerischen Architekturmuseum organisierten Anlasses. Er räumte auch ein, dass diese Form nur für einen beschränkten Teil an Berufen überhaupt möglich ist. «Ein Koch kann halt keine Gerichte am Computer zubereiten.» Die Corona-Krise habe viele Betriebe dazu gezwungen, das neue Konzept, aber auch Video-Konferenzen auszuprobieren. «Und häufig hat es geklappt und war teilweise effizienter.» In seinem Architekturbüro habe er aber auch gespürt, dass seine Mitarbeiter gerne wieder ins Büro gekommen sind. «Dies vor allem wegen des sozialen Austausches.» Dass dies ein sehr wichtiger Faktor sei, betonte an der Podiumsdiskussion auch Städtebautheoretiker Vittorio Lampugnani. «In gewissen Arbeitsprozessen oder in der Entwicklung eines Projekts braucht es den Austausch und dies auch mit physischer Präsenz.» Der spätere Ablauf könne dann sicher von zu Hause aus und über Video-Konferenzen durchgeführt werden. «Unsere Art zu arbeiten wird sicher nicht grundlegend auf den Kopf gestellt. Gewisse neue Möglichkeiten werden aber sicher integriert», ist Menz überzeugt. Hier meint er vor allem auch in Hinblick auf die Klimadiskussion, dass wohl zukünftig viel weniger Reisen durchgeführt werden. «Für eine Zweistunden-Sitzung muss man nun nicht mehr um die halbe Welt reisen.»

Ob Home-Office auch eine Chance für die Peripherie wie das Glarnerland bedeuten kann, waren sich die Podiumsteilnehmer nicht gänzlich sicher. «Wegen der Möglichkeit von Home-Office werden wohl kaum Massen ins Glarnerland ziehen», ist sich Stadtforscherin Sibylle Wälty sicher. Sie kann aber dafür sorgen, dass weniger Glarnerinnen und Glarner aus dem Kanton wegziehen. Gerade in der Verbindung mit der Nähe zur Natur könne Home-Office aber auch ein interessanter Standortfaktor für das Glarnerland werden, erklärte dazu Standortförderer Christian Zehnder. Zudem seien aktuell viele Projekte mit neuen Arbeitsmodellen, wie Co-Working realisiert worden oder sind in Planung. «Sicher etwas, was für Digitale Nomaden sehr spannend sein kann.» Zu weiterführenden Themen wie Klimawandel, eingeschränkte Mobilität, aber auch welche Corona-Massnahmen überdauern werden, vertrat Menz eine eher pessimistische Sicht. «Gewisse Sachen tun wir erst, wenn uns das Wasser bereits bis zum Halse steht.»