Die Pflege ist ein wichtiger Pfeiler der medizinischen Versorgung. Sie steht mit Blick auf die Alterung der Bevölkerung wie auch hinsichtlich der hohen Anzahl an Berufsausstiegen vor grossen Herausforderungen. Um die Qualität der Pflege erhalten zu können, müssen deutlich mehr Pflegefachkräfte ausgebildet werden. Zudem sind Bedingungen zu schaffen, damit Pflegefachpersonen länger im Beruf verbleiben. Die Bevölkerung hat diesen Willen mit der klaren Annahme der Pflegeinitiative im November 2021 deutlich unterstrichen. Im Kanton Glarus wurden dazu politische Vorstösse und eine Petition eingereicht.
Der Projektauftrag
Der Regierungsrat beauftragt nun die Departemente Finanzen und Gesundheit, Bildung und Kultur sowie Volkswirtschaft und Inneres, sich den vielfältigen Herausforderungen wie der Ausbildungsoffensive oder der Sicherstellung der Grundversorgung in allen Bereichen anzunehmen. Das Projekt soll in enger Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertreter der Leistungserbringer, der Gemeinden, des Bildungszentrums Gesundheit und Soziales sowie der Pflegefachkräfte erarbeitet werden. Der Lenkungsausschuss besteht aus den Vorstehenden der drei Departemente.
Folgende Projektinhalte werden u. a. zur Umsetzung der Pflegeinitiative vorgeschlagen: Umsetzung der Aus- und Weiterbildungsverpflichtung, Finanzierung Quereinstieg, Ausbildungslöhne (FaGe, HF), Praktikumslöhne (FH), Unterstützung Ausbildungsinstitutionen, alternative Ausbildungsmodelle (Teilabschlüsse, Zertifikatsausbildung), Ausbildungsbetreuung, alternativer Ausbildungen für Ü40, Entlastung der Leistungserbringer bei der Aus- und Weiterbildung.
Massnahmen und Forderungen
Verschiedene Massnahmen und Forderungen mit unterschiedlichen Zuständigkeiten haben alle das Ziel, die Pflege zu stärken:
Aus- und Weiterbildungsverpflichtung gemäss Pflege und Betreuungsgesetz
Mit dem Inkrafttreten des kantonalen Pflege- und Betreuungsgesetzes (PBG) am 1. Januar 2023 wurden die bewilligungspflichtigen Einrichtungen des Gesundheitswesens verpflichtet, Aus- und Weiterbildungsplätze für Pflegeberufe anzubieten.
Pflegeinitiative
Im November 2021 wurde die Pflegeinitiative von Volk und Ständen angenommen. Sie verlangt, dass die Pflege von Bund und Kantonen als wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung anerkannt und gefördert wird. Diese müssen sicherstellen, dass genügend diplomierte Pflegefachpersonen zur Verfügung stehen. Der Bund unterstützt eine Ausbildungsoffensive während acht Jahren mit insgesamt 469 Millionen Franken, sofern sich die Kantone mindestens im gleichen Umfang an den Kosten beteiligen. Anteilsmässig zur Bevölkerung würde dies für den Kanton Glarus einen Beitrag von rund 2,3 Millionen Franken ausmachen.
Legislaturplanung
Die kantonale Legislaturplanung 2023–2026 sieht vor, dass im Kanton Glarus mehr Fachkräfte ausgebildet werden. Es sollen Massnahmen geprüft werden, mit denen die Ausbildung von Erwachsenen in besonderen Bereichen (z. B. Gesundheit, Informatik) finanziell unterstützt wird.
Motion «Ausbildungsoffensive für die Pflegeberufe»
Der politische Vorstoss will den Regierungsrat beauftragen, die Gesetzesgrundlagen für die Umsetzung der mit der Pflegeinitiative beschlossenen Ausbildungsoffensive im Kanton Glarus zu schaffen. Dies beinhaltet insbesondere die rechtliche Grundlage für die Gewährung von Beiträgen an die Betriebe für die praktische Ausbildung sowie Ausbildungsbeiträge für Erwachsene in einer Pflegeausbildung. Eine entsprechende Gesetzgebung ist erforderlich und in der Legislaturplanung 2023–2026 vorgesehen.
Petition «Für eine gute Pflege und genug Personal»
Eine Petition des Komitees Pflege Glarnerland wurde von über 1500 Personen unterschrieben. Darin wird eine Neuausrichtung des kantonalen Richtstellenplans gefordert sowie Massnahmen gegen den Fachkräfteschwund bei Spital, Spitex und in Heimen. Der Regierungsrat nimmt dazu Stellung (vgl. Box zu diesem Artikel).
Regierungsrat beantwortet Pflege-Petition
Anfang November 2022 hat das Komitee Pflege Glarnerland ihre Petition «Für eine gute Pflege und genug Personal» eingereicht. Darin werden rasche Massnahmen gegen den Fachkräftemangel und für eine qualitativ hochstehende Pflege gefordert. Der Regierungsrat ist sich der Bedeutung einer guten, wirksamen, sicheren und menschlichen Pflege bewusst. Er zeigt sich besorgt über den sich zuspitzenden Personalmangel. In diesem Sinn wurde der beschriebene Projektauftrag genehmigt.
Das per 1. Januar 2023 in Kraft gesetzte Pflege- und Betreuungsgesetz hält fest, dass die Einrichtungen einen Mindeststandard gewährleisten müssen. Sollen darüber hinaus optimale Pflege- und Betreuungsleistungen erbracht und durch den Kanton abgegolten werden, müsste dies im Rahmen von Leistungsvereinbarungen geregelt werden. Die optimale Pflege grundsätzlich anzustreben, lehnt der Regierungsrat mit der Begründung ab, dass dies im aktuellen Umfeld mit einem massiven Fachkräftemangel gar nicht umsetzbar wäre, ohne dass die Einrichtungen ihre Leistungen auf einen Teil der Pflegebedürftigen beschränken müssten. Dies würde die Versorgung weiter gefährden.
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel hat der Regierungsrat das erwähnte Projekt angestossen, welches die Anliegen der Petition aufnimmt. Das Komitee ist zum Mitmachen im erweiterten Projektteam eingeladen. Das Projekt wird vom Regierungsrat als dringlich bewertet.