Protokollführer am Hexenprozess, Senator, Regierungsrat

Johann M. Kubli war 1782 Protokollführer am Hexenprozess Anna Göldi. In Netstal förderte er das Schulwesen. 1815 wurde er zum St. Galler Regierungsrat gewählt. Das Kubli-Haus in Quinten, das er ab 1808 bewohnte, ist Ziel eines kulturhistorischen Streifzuges.



Ölgemälde
Ölgemälde

Johann M. Kubli war eine schillernde Figur in einer bewegten Zeit diesseits und jenseits des Walensees. Er steht im Mittelpunkt einer Exkursion, die am Samstag, 10. April 2010, um 9.45 Uhr beim Schiffslandesteg Murg West beginnt. In Quinten steht der Besuch des Kubli-Hauses auf dem Programm, wo ein Interview mit Walter Hauser stattfindet, dem Autor des Buches „Der Justizmord an Anna Göldi – Neue Recherchen zum letzten Hexenprozess in Europa“. Der Glarner Journalist stellt in diesem 2007 erschienenen Werk Johann M. Kubli in einem eigenen Kapitel vor. Der um 13.15 Uhr wiederum beim Schiffslandesteg Murg West endende Anlass ist der fünfte der siebenteiligen Reihe „Kulturhistorische Streifzüge“ des aus Benken gebürtigen und heute in Glarus wirkenden Kunst- und Regionalhistorikers Stefan Paradowski.

Verurteilung gegen Johann M. Kublis Überzeugung

Landschreiber Johann M. Kubli aus Netstal war Protokollführer am Hexenprozess: gegen seine Überzeugung musste er die Begründung des Todesurteils von Anna Göldi verfassen. Die Glarner Behörde hatte die Bekanntmachung der Verurteilung durch Enthauptung unter Todesstrafe gestellt. Der Justizskandal wurde trotzdem publik. Walter Hauser fand Dokumente, die belegen, dass Johann M. Kubli einem deutschen Journalisten Prozessunterlagen ausgehändigt haben muss.

Auflösung aristokratischer Verhältnisse

Johann M. Kubli war überzeugter Demokrat und gehörte zur Zeit der helvetischen Republik zu den fortschrittlichen Kräften des Landes, die sich für die Ablösung der aristokratischen Verhältnisse in der alten Eidgenossenschaft einsetzten. Für seine politische Gesinnung wurde er für kurze Zeit ins Gefängnis gesteckt. Er wurde zum Abgeordneten des neu gegründeten Kantons Linth gewählt und war damit Mitglied des Senates, der das Parlament des neuen helvetischen Staates bildete. 1798 wurde er dessen Präsident. Er legte um 1800 den auf dem Prinzip der Gewaltenteilung beruhenden Verfassungsvorschlag „Alle Macht dem Volke“ vor, welcher wegweisend für die Bundesverfassung von 1848 wurde.

Aufbau des neu gegründeten Kantons

Er setzte sich im Sinn vom Bildungspionier Heinrich Pestalozzi für bessere Schulen ein, erlitt aber damit Schiffbruch. 1808 verliess er das Glarnerland und zog auf die st. gallische Seite des Walensees nach Quinten. Er wohnte dort in einem hoch über dem Ufer gelegenen Herrschaftsgebäude, das heute Kubli-Haus genannt wird. Er erwarb sich grosse Verdienste um den Aufbau des 1803 neu gegründeten Kantons St. Gallen und wurde 1813 ins Parlament und 1815 in den Regierungsrat gewählt. Seine letzte Ruhestätte fand er 1835 in Mühlehorn auf der glarnerischen Seite des Walensees.

Sa. 10. April: Besammlung 9.45 Uhr Schiffslandesteg Murg West