Tatortmarkierung im Interesse der Opfer und Täter nicht realisierbar
Im Rahmen des Gesamtkonzeptes war ursprünglich eine Sensibilisierungskampagne in Form von Tatortmarkierungen vorgesehen. Dort wo also etwas im Zusammenhang mit negativer Gewaltausübung in der Öffentlichkeit geschehen war, wollte man dies optisch und entsprechend informativ aufbereitet mit Plakaten und anderen Mitteln sichtbar machen. Sichtbar darum, damit über das Thema Gewalt nicht nur oberflächlich nachgedacht und das real Geschehene quasi bequem wieder auf die Schnelle abgehakt wird. Gewalt, welche öfters als allgemein vermutet mitten unter uns passiert, sollte mit dieser Aktion einen fassbaren Namen bekommen und als Tat nicht mehr anonym bleiben. Das war die Grundidee des Projektausschusses zum Thema Tatortmarkierung seitens der Gruppierung "Stark ohne Gewalt". Man erkannte aber bald einmal, dass die kleinräumigen Verhältnisse im Kanton Glarus nicht unbedingt optimal für eine Kampagne dieser Art gegen die bei uns leider längst auch existierende Gewalt sind. Der Persönlichkeitsschutz für die von Gewalthandlungen betroffenen Personen wäre nicht mehr gegeben gewesen. Diese Erkenntnisse führten bei den Verantwortlichen des Glarner Gewaltpräventionsprojektes "Stark ohne Gewalt" dazu, die grundsätzlich recht gute Idee der Tatortmarkierung nochmals zu überdenken. Der Schutz der Opfer und umständehalber auch jene der Täterschaft war nüchtern betrachtet über die Sache zu stellen, denn selbst Gewalt ausübende Personen sind oftmals selbst Opfer der gegebenen Lebensumstände bzw. der sozialen Oberflächlichkeiten unserer Gesellschaft. Sie bedürfen daher genau so der Hilfe, wie das bei den Opfern richtigerweise der Fall ist.
Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen
Das Glarner Projekt "Stark ohne Gewalt" lanciert nun auf Grund der gemachten Erkenntnisse nicht mehr vor Ort die geplante Tatortmarkierung, sondern ein neues Projekt, welches mit ähnlicher Zielrichtung auf die Thematik Gewalt aufmerksam machen will. Das in Zusammenarbeit mit dem Verein "Netzwerk – offene Jugendarbeit Glarnerland" entstandene Teilprojekt zeichnet sich mit dem Titel "Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen" als durchaus ebenbürtige Kampagne gegen die sinnlose Gewaltausübung aus. Dabei wird die örtliche Jugendarbeit im Gebiet der jeweils zuständigen Gemeinden verschiedene Informationstafeln auf öffentlichem Grund aufstellen. Sie sollen je nach Standortgemeinde in der Zeit von Ende Mai bis Mitte August ungefähr drei Wochen gut sichtbar platziert sein. Die Info-Tafeln beschreiben Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen, wobei die Inhalte von verschiedenen Pressemitteilungen aus der ganzen Schweiz stammen. Selbstverständlich übernahm man die einzelnen Texte nicht eins zu eins, wurden sie doch so überarbeitet, dass sie plakativ und zum Lesen einladend wirken. Inhaltlich blieben aber die Aussagen der ursprünglichen Pressetexte vollumfänglich erhalten. Es wurden insgesamt acht verschiedene Plakate mit gleichem Layout kreiert, wovon man vorerst einmal 88 Stück herstellte. Mit der Plakataktion will man die Bevölkerung dahin informieren, dass Gewalt als solche nicht nur von Jugendlichen ausgeübt wird. Kinder und Jugendliche sind erwiesenermassen im alltäglichen Leben wesentlich mehr als man glaubt der Gewalt seitens Erwachsener ausgesetzt. Selbst die breitgefächerte Unterhaltungsindustrie kennt in Sachen Gewaltperversion längst keine Grenzen mehr, speziell wenn damit Geld verdient werden kann. Gewaltverherrlichung in Bild und Ton gehört heute zur Alltagsnormalität. Die Plakate zum Thema Gewalt schlagen zwar stillere Töne ein, sind in der Sache aber trotzdem sehr aussagekräftig. Ein Denkanstoss an uns alle eben – damit wir den gedankenlosen Umgang mit der Gewalt etwas zu überdenken beginnen.