Qua vadis SBB und Denkmalpflege


Der Presse kann entnommen werden, dass in Diesbach/Betschwanden das Betriebsgebäude (Bahnhof) samt Güterschuppen der Spitzhacke geopfert werden soll.

Ich konnte dieses bauliche Ensemble, das sich in der Rohsubstanz in einem guten Zustand befindet, am Tag der offenen Türen vom 27. Oktober besichtigen. Es staunt der Laie, dass die «Denkmalschützer» diesen Abbruch gutieren, wenn man sich in Erinnerung ruft, welches Tamtam gemacht wurde, als der damalige Gemeinderat von Ennenda ihren Güterschuppen zum Abbruch freigab.

Nachdem die Abbruchbewilligung gesprochen war, wurde durch die zuständigen Instanzen der Denkmalpflege kundgetan, sie hätten die Absicht, die Bahnstrecke von Ziegelbrücke nach Linthal unter Schutz zu stellen, da sie ein Zeitzeuge der Glarner Hochblüte der Textilindustrie sei.

Vorher wurden die Eigentümer des Bahnareals Ennenda (Kauf durch Gemeinde im Jahre 2000) über eine solche Unterschutzstellung nie informiert.

Wissen muss man in diesem Zusammenhang, dass durch die SBB in den 70er-Jahren der freistehende Bahnhof und in den 90er-Jahren die Gleisanlagen abgebrochen wurden, sodass der schöne Güterschuppen fernab einer Bahnanbindung alleine dastand.

Eine Viererdelegation der Eidg. Natur- und Heimatschutzkommission und der Eidg. Kommissionen für Denkmalpflege begutachteten im April 2010 das Corpus Delicti.

Das Gutachten dieser Experten datierte vom 8. Juli 2010.

Ab Mitte Mai 2010 war der Güterschuppen jedoch nicht mehr existent.

Der Abbruch, als beschlossene Sache des Gemeinderates, wurde dieser Berner Delegation unterbreitet, mit der Begründung, dass man einem einheimischen KMU den Bau eines Geschäftshauses ermöglichen wollte, nachdem ein Variantenstudium eines einheimischen, renommierten Architekturbüros zu keinen befriedigenden Lösungsansätzen (für Gewerbe, Café, Kiosk und öffentl. WC) führte.

Unser Regierungsrat wurde von «Bern» aufgefordert, den Gemeinderat Ennenda zu rügen, dies als mildeste Sanktion, denn man hatte in Bern gar den Wiederaufbau des Schuppens in Erwägung gezogen(!).

In Diesbach/Betschwanden liegt der Ball doch anders. Der Bahnhof mit dem annexierten Güterschuppen ist eine Einheit und hat noch Bezug zu den Gleisanlagen.

Ich fände es äusserst schade, wenn dieses Ensemble nicht gerettet werden könnte.

Ich fände es um ein Vielfaches vernünftiger, wenn der Kanton die 100 000 Franken, die dem Transfer des alten, vermoderten Pferdestalles von Luchsingen nach dem Ballenberg bezahlt werden, als Startkapital zur Rettung des Bahnhofes Diesbach/Betschwanden bezahlen würde.

Man kann sich fragen, ob wir Glarner uns wünschen künftig als «Rösseler» wahrgenommen zu werden?

Es gäbe bessere Objekte die Geschichte des Kantons zu dokumentieren, wenn man z.B. einen Hänggiturm nach Ballenberg zügeln könnte, denn dies hätte Bezug zu unserer Geschichte. In jedem Dorf einen solchen zu unterhalten, vermögen wir auf die Dauer nicht zu finanzieren.