Quantettologie in Schwanden

Auf Einladung des Kulturvereins Glarus Süd war im Gemeindezentrum Schwanden ein ungemein wechselvolles Begegnen mit kurzen Werken aus Ländern, deren Namen eher auf Speisekarten denn in geografischen Erzeugnissen zu finden sind. Es spielten Katharina Kobelt, Adrian Bodmer und Johannes Kobelt auf – sie, die seit 1973 zusammen auftreten und sich eine Vielfalt angeeignet haben, die berechtigte Bewunderung und hohe Anerkennung weckt. Es wird ab Bühne mit hoher Präzision, beseeltem Können und riesiger Abgestimmtheit gespielt. Es wird auf Länder hingewiesen, die man nicht immer hört, von denen eher wenig bekannt ist.



Es spielten Katharina Kobelt, Adrian Bodmer und Johannes Kobelt (Bilder: p.meier)
Es spielten Katharina Kobelt, Adrian Bodmer und Johannes Kobelt (Bilder: p.meier)

Wie klingt es im Paprika- oder Balalaika-Land? Was bieten das Käse -, Bach- oder Jazz-Land? Was darf aus dem Zugabe-Land erwartet werden? Was ist denn mit allen Instrumenten auf der noch leeren Bühne? Was haben Autohupen verloren? Wie gross oder klein steht es um die Balalaikas? Was ist mit Bandoneon, Kontrabass, Banjo, Gitarre, Geige, Trichtervioline, Tanzmeistergeige, Saxophon, Schwyzerörgeli und Klarinette geplant? Und wie sollen drei, echt hochtalentierte, begnadete Musizierende diese überbordende Fülle an Instrumenten «unter einen Hut» kriegen? Die Beantwortung fällt leicht. Mit spielerischer Leichtigkeit wird da angesagt, ausgewählt und kunstvoll gefügt. Man nimmt die «Leichtigkeit dieses musikalischen Seins» bereitwillig und gerne auf, sieht und spürt die Freude am Ausgestalten und darf entspannt mitgeniessen, sich so dahintragen lassen.

Mit der jeweiligen Ansage macht sich Vorfreude bemerkbar. Man verweilt kurz am Balaton, geniesst den Csardas, wechselvoll, elegant, ein klein wenig «Schmelz und Schmalz» – wohldosiert und kunstreich aufgetischt. Bald ist man an irgendeiner Geisterparty eingeladen. Die Spukgestalten entschwinden in irgendwelche Höhen, lassen Schalk, Schwung und eine Miniportion Gruselzeugs zurück. Zum Käse-Land gehören eine währschafte Emmentaler Polka und ein Fondue – Schottisch, nachdem das Balalaika-Land zu verlassen war. Der Wechsel vom einen zum anderen Instrument geschieht sorgsam, man stimmt sich ein, grüsst kurz Bekannte im Publikum – alles geschieht schnell, herzlich und charmant. Man vernimmt etwas über appenzellische Katzenmusik, hält beim Muhen inne, geniesst wenig später Bach-Klänge, macht bei Maria Theresia in Österreich Halt, saust kurz nach Brasilien, trifft den Zauberer von Oz, lauscht Jazzklängen aus den USA. Die drei zaubern eine Fülle hin, die so viel Kurzweil, Kunstsinn, Virtuosität, Beseeltheit, ungemein Kunstvolles und einen riesigen Stimmungsreichtum enthält.

Und die Reise ins Zugabe-Land ist vorprogrammiert. Es wird gemahnt, nicht zu lange zu applaudieren, sonst werde der Abend richtig lang. Nochmals hört man hin, ist innerlich bewegt, freut sich auf Neues, das zu diesem letzten der insgesamt sechs aussergewöhnlichen Länder gehört.

Und dann ist es Zeit für die Rückkehr ins eigene Land, mit dem Programm in der Hand, das ein klein wenig genussreiches Zurückerinnern gewährt.